Mittwoch, 23. Juli 2008

Frühling in Japan

Nach Monaten komme ich endlich wieder dazu, einen Eintrag auf meinem Blog zu hinterlassen, da jetzt also doch das Semester auch für mich vorbei ist (während meine Freunde in Japan noch bis Ende Juli Uni und Prüfungen haben).
Wen es interessiert: Mit dem Ende dieses Semester ist auch mein Studium (endlich) praktisch beendet, es fehlt nur noch die Diplomarbeit, an der ich während des Sommers schreibe.

Aber zurück nach Japan:
Eines der wichtigsten Ereignisse in Japan und auch eines der weltweit bekanntesten, ist die Zeit der Kirschblüte, Sakura (桜) genannt. Wie bei Momiji im Herbst (siehe meinen Eintrag dazu letzten Herbst) versammeln sich die Japaner jedes Jahr zu tausenden um Hanami (花見) zu machen, was soviel bedeutet wie Blume/Blüte schauen. Dabei gehen Familien und Freunde in Parks, um unter den blühenden Kirschbäumen (weiß wie bei uns, oder besonders schön: die japanischen rosa Varianten) zu sitzen und gemeinsam ein Picknick zu veranstalten (oft auch mit reichlich Alkohol). Hanami bezieht sich manchmal auch auf die japanische Zwetschke, die ca. einen Monat früher blüht, aber fast immer ist damit die Sakura gemeint.

Die Tradition des Hanami existiert schon seit ca. 1000 Jahren (in Aufzeichnungen belegt), aber wahrscheinlich ist es sogar noch ein paar Jahrhunderte älter, dementsprechend hat es in Japan einen hohen Stellenwert und ist sehr wichtig für alle Teile der Bevölkerung. Jedes Jahr werden schon Wochen vorher in den Nachrichten im Wetterbericht die Zeiten des Aufblühens bekanntgegeben und zwar von Süden nach Norden, da es ja im Süden schneller wärmer wird und die Blüten früher aufgehen. Dies ist dermaßen wichtig, daß es schon vorgekommen ist, daß sich die Chefmeterologen öffentlich im Fernsehen demütig entschuldigen mußten, wenn sie die Blütezeit falsch vorhergesagt haben. Das ist gar nicht so ohne, weil sich viele Japaner extra einen Tag Urlaub für Hanami nehmen und (milde ausgedrückt) nicht davon begeistert sind, wenn die Bäume nicht in voller Blüte stehen.

Abgesehen davon, daß die Kirschblüte den Frühling ankündigt, da sie auch dann aufkommt wenn es wirklich wieder richtig warm wird (in vielen Teilen Japans ist der Feber der kälteste Monat im Gegensatz zu uns der Jänner), ist sie, wie Kenner des japanischen Filmes oder Seher von Animes wissen, ein Zeichen für den Tod, der Vergänglichkeit oder in Verbindung mit den Samurais gesetzt. Mir ist das so erklärt worden, daß die Kirsche nur kurz blüht und dann in ihrer vollen Blüte (also am höchsten Punkt ihrer Schönheit) bereits abfällt, daher soll das früher für die Samurai ein Beispiel für einen würdigen, jungen Tod gewesen sein, es wurde auch oft in der Literatur verwendet.
Daher sieht man in japanischen Filmen oft den einsamen Ronin leicht unscharf unter herabfallenden Kirschblüten stehen, oder fallende Blüten werden als Stilmittel eingebaut (bzw. als Metapher dafür verwendet) im Moment des Todes eines Samurais in einem (ehrenvollen) Duell.
Auch in Wirklichkeit sind die im Wind fallenden Blüten wohl wunderschön, vor allem in den Parks, wo oft unzählige Kirschbäume gepflanzt sind, Kirschbäume sind und waren auch ein beliebtes Geschenk Japans an befreundete Länder.

Leider mußte ich 2 Wochen zu früh abreisen, so konnte ich am Hanami nicht mehr teilnehmen und das obwohl der Park meines Herrschaftssitzes in Himeji als einer der schönsten Orte für Hanami in der ganzen Umgebung, wahrscheinlich sogar in der ganzen Präfektur, gilt. Daher habe ich leider keine Photos aber eine Freundin (danke Naomi!) hat für mich ein paar von den Bäumen auf dem Campus der Universität geschossen. Obwohl es tags zuvor stark geregnet und leider viele Blüten deswegen schon abgefallen waren, sind die Sakura immer noch sehr schön.









Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Nach langen Wochen haben wir nun endlich wieder ein Lebenszeichen von unserem Autor erhalten, leider aber keinen neuen Artikel, doch scheint es ihm wieder besser zu gehen, und wir hoffen in nächster Zeit genaueres über seinen Zustand zu erfahren.

Montag, 5. Mai 2008

Mein Herrschaftssitz

Wie meine geneigten Leser wissen, regiere und verwalte ich als Daimyo die mir anvertrauten Provinzen von der schönen Stadt Kobe aus, welche damit meinen offiziellen Verwaltungssitz darstellt. Sie ist mir einfach lieber als das große Osaka aber dennoch nahe genug an allen wichtigen Stellen um für eine effiziente Verwaltung zu sorgen. Heute will ich aber über meinen eigentlichen Herrschaftssitz berichten: Schloß Himeji

Schloß Himeji liegt in der gleichnamigen Stadt im Südwesten der Präfektur Hyogo, einer der Gründe warum ich mich gegen das Schloß als Verwaltungssitz entschieden habe, da Himeji mit dem Shinkansen zwar in ca. 15 Minuten zu erreichen ist, aber für mein Gefühl dennoch etwas zu weit vom geschäftlichen Zentrum, der Osaka-region entfernt ist. Zudem ist Schloß Himeji, obwohl es einige schöne Wohnanlagen besitzt, vor allem was den Hauptturm betrifft eigentlich als Wehrburg eingerichtet, somit ist der Platz und die Möglichkeiten sehr eingeschränkt.
Außerdem möchte ich meinen Untertanen nicht die Gelegenheit verwehren diesen wunderschönen nationalen Kulturschatz zu besuchen und um den heutigen Anforderungen einer modernen Verwaltung zu genügen hätte ich zu viel umbauen müssen, was den Flair ruiniert hätte. Aus diesen Gründen bin ich nach Kobe gezogen, obwohl ich natürlich regelmäßig meinem Herrschaftssitz einen Besuch abstatte.

Der Baubeginn für die Burg war im 14. Jahrhundert (1333 bzw. 1346) zu Beginn der Muromachi Zeit, wo sich zu dieser Zeit ein Tempel befand. Ausgrabungen unter dem Schloß deuten aber darauf hin, daß sich bereits zuvor an dieser Stelle eine kleine Wehranlage oder ein anderer Tempel befunden zu haben schien, es ist aber noch nicht eindeutig geklärt. Als Baubeginn des eigentlichen Schloßes Himeji wird die größte je durchgeführte Erweiterung der Wehranlage im Jahr 1580 durch den Reichseiniger Toyotomi Hideyoshi angesehen, der die ersten voll ausgeführten dreistöckige Türme errichten ließ.
Nach dem Sieg Tokugawas über seine Widersacher fiel die Burg natürlich an ihn als neuen Shogun (da seine Besitzer Gegner bei der entscheidenden Schlacht waren) und er gab sie an Ikeda Terumasa, Mitglied des mächtigen Ikeda-Clans und Verwandter des neuen Shogun Tokugawa Ieyasu. Terumasa errichtete gleich zu Beginn des neuen Shogunats (Anfang 17. Jahrhundert) den heutigen, imposanten fünfstöckigen Hauptturm, und baute die Burg auch neuen Anforderungen entsprechend aus (womit schon Toyotomi begonnen hatte), nämlich um die Wehranlagen auch sicherer gegen die neuen Waffengattungen Arkebusen und Musketen zu machen. Etwas später wurde diese Familie mit einem anderen Gebiet zusätzlich zu ihrem Stammlehen belehnt, und die Verantwortung für die Burg und das Umland ging an eine andere Familie. Über die Zeit verwalteten mehrere Clans die Burg, bis schlußendlich 1749 die Sakai-Familie den Besitz übereignet bekam, und diesen bis zum Ende der Edo-Zeit behielt.

Auffallend ist, daß die typisch runden Embleme an den Dächern die Symbole gleich fünf großer Clans tragen, welche Herren dieser Burg waren und größere Umbauten durchführen ließen. Beginnend bei der Familie die den eigentlichen Bau begann (deren Name mir leider entfallen ist), über Toyotomi und Ikeda bis hin natürlich zum Zeichen der Tokugawa und der Sakai. Das Schloß galt wegen seiner besonderen Bauweise als uneinnehmbar und wegen seiner Schönheit (und seiner guten Erhaltung) als schönstes Schloß Japans (als Nummer eins der offiziellen drei berühmten Schlösser Japans). Ferner wird es wegen seiner Architektonik und seinem Aussehen als der Prototyp des typischen japanischen Schlosses angesehen.


Der Gedanke der Uneinnehmbarkeit rührt von mehreren Gründen her: Der Hauptgrund, bzw. wird dieser als solcher angegeben, ist die spiralförmige Anordnung des Weges zum Hauptturm, der aber dabei immmer vom Turm eingesehen werden kann, wodurch potentielle Angreifer, die sich bereits im Burghof befinden, ständig unter Feuer genommen werden können. Weiters gibt es auf dem Weg viele Sackgassen und Abzweigungen in falsche Richtungen, welche ebenfalls ein Hindernis darstellen. Ich selbst habe schon viele Burgen und ihre Verteidigungsanlagen gesehen und habe daher eine "einfache" Erklärung für die Uneinnehmbarkeit: Schloß Himeji bringt nicht wirklich neue Ideen in eine Verteidigung aber dort werden einfach eine Masse an Verteidigungsmaßnahmen kombiniert und gemeinsam verwendet, wie ich sie selbst noch nie gesehen habe. Dies beinhaltet nicht nur die verstärkten Mauern und den spiralförmigen Hauptweg, sondern auch mehrere durch Tore und Mauern getrennte Höfe dazwischen, extrem niedrige und kleine Türen als Flaschenhälse in den inneren Bereich, spezielle Ideen wie eine extrem steile kurze Treppe mit hohen Stufen direkt hinter einem kleinen Tor, sodaß einige wenige Speeträger in phalanxartiger Stellung das Tor sehr gut gegen Eindringlinge halten können, während gleich daneben eine abgeschlossene Mauer mit Schießscharten anschließt, womit Schützen noch extra auf Angreifer schießen können, und noch einige andere Maßnahmen. Wie gesagt, es ist die extreme Massierung an Verteidigungsmaßnahmen, die Himeji als uneinhembar gelten ließen, soadaß ein an Zahlen und Ausrüstung überlegener Gegner bei einem Ansturm, selbst beim Durchbruch durch die Verteidigung so viele Männer verlieren würden, daß für den finalen Ansturm auf den Hauptturm schlichtweg die Kraft fehlen würde. Da in Japan praktisch keine Kanonen verwendet wurden, verloren die Burgen auch bis in die Moderne nicht ihre Bedeutung, und wie von der Schlacht von Okinawa bekannt ist, kann es sein, daß manchmal sogar moderne Granaten Probleme haben hätten können. Meines Wissens nach war das "Knacken der Mauer" kein Teil des Plans zur Belagerung einer Burg in Japan, im Gegensatz zu Europa wo dies fast immer das erste und wichtigste Ziel war.

In Himeji war, wie es sich für eine ordentliche Wehrburg gehört, auch der Hauptturm (oder Bergfried) selbst innen auf Verteidigung ausgerichtet. So waren die 5 Stockwerke mit Ausnahmen für ein paar Treppen komplett voneinander abgeschlossen, und diese Treppen sind extrem steil. Auch gab es auf den Stockwerken kleine geheime Räume, die, so vermutet man, dazu gedacht waren Soldaten zu verstecken, welche bei der Einnahme eines Stockwerkes noch einen Überraschungsangriff starten konnten, dies ist aber nicht gesichert.

Auch wurde mir ein paar mal die Frage gestellt warum ich nicht Schloß Osaka als meinen Herrschaftssitz gewählt habe. Osaka hat zwar auch eine bedeutende Geschichte, allerdings hat das Schloß für mich einen zu negativen Beigeschmack. So wurde es bereits 1615 (als es noch militärische Gegner des neuen Shogunats gab) erobert und das erste Mal zerstört, ca. 50 Jahre später ist es nach dem Wiederaufbau wegen Blitzschlags fast komplett abgebrannt und während der Meiji Restauation wurde es ein weiteres Mal zerstört, so ist der heutige Bau zwar recht originalgetreu, jedoch eben nicht das historische Schloß, darüberhinaus befindet es sich, trotz eines großen Parks eben mitten im riesigen Osaka. Außerdem sind auch Japaner oft der Meinung, daß Schloß Osaka eigentlich ziemlich häßlich ist.
Mit Himeji verbindet man einfach ein gewisses gutes Gefühl und einen Stolz, es ist ein bißchen schwer zu erklären, aber sicherleich werden die meisten mich verstehen und es ist auch ästhetisch gesehen, die bessere Entscheidung.


Das Schloß wenn man von der Hauptstraße kommt und im Park steht. (Hauptturm und letzter Seitenturm)




Seitenansicht




Zeichnung der Anlage und der umgebenden Stadt aus der Edo-Zeit




Eine schematische Darstellung des Hauptturms





Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Leider gibt es weiterhin keine Anhaltspunkte auf den Aufenthalt unseres Autors, doch haben wir per Mail einen Beitrag für die Kolumne erhalten. Da es sich aber nicht eruieren läßt, wann dieser verfaßt wurde, können wir noch nicht Entwarnung geben, und auch die Belohnung für sachdienliche Hinweise bleibt weiterhin aufrecht.


An dem Schloß/an der Burg (in Japan ist es eine Art Kombination von beidem) Himeji kann man sehr gut architektonische Charakteristika begutachten. Die Steine der Wehrmauern sind nicht sauber ineinadergefügt (wie in Europa oder auf Okinawa sichtbar) sondern wegen den verschiedenen Größen und Formen mehr wie aufgeschüttet, dennoch ist es eine bauliche Meisterleistung, daß sie dennoch eine sehr starke Befestigung darstellen. Die Verschiedenartigkeit rührt übrigens daher, daß es beim Bau einen starken Mangel an Steinen gab, sodaß man praktisch alle verwendete, derer man habhaft werden konnte, wobei eben nur wenige wirklich fachgerecht behauen waren. Sehr gut kann man daher jene erkennen, die von dem früher an dieser Stelle stehenden Tempel stammen. Die Mauern der Türme sind aber wunderschön weißgetüncht und scheinen unversehrt, weswegen es oft als Kulisse verwendet wird, so z.B. in Akira Kurosawas "Ran".
Wie für Japan typisch war dennoch Holz eines der Hauptmaterialien, so sind die Innenbereiche der Türme praktisch vollständig aus Holz gebaut und überhaupt ist das Grundgerüst ein kompliziertes Geflecht aus Holzstehern. Der Kern des Hauptturms und damit eigentlich der Burg stellen dabei zwei 24 Meter hohe Holzpfeiler dar.

Dennoch erwies sich die Konstruktion aus Holzkern, Steinanlagen und steinernen Wehr bzw. Stützmauer, mit Holzinnenverkleidung als sehr stabil. Zudem war die Stadt Himeji wie in der Edo-Zeit üblich in klar abgegrenzte Viertel eingeteilt: Verwaltungs- bzw. Samuraiviertel, Handwerkerviertel und Händlerviertel (und ab und zu ein separates Vergnügungsviertel) welche sich mit der Burg als Zentrum um sie herum anordneten und die nochmal durch Wehrmauern und Tore getrennt waren.
Manchmal kam auch das Glück zu Hilfe. So wurde Himeji im 2. Weltkrieg bombardiert und obwohl das Gebiet um das Schloß herum stark zerstört wurde, überstand das Schloß selbst den Angriff unbeschädigt. In den 50ern wurde das Schloß dann aber teilweise abgetragen, da nach den Jahrhunderten das Holzgerüst zum Teil stark verrotet war und erneuert werden mußte, wollte man nicht riskieren, daß das Schloß irgendwann zusammenbricht. Unter anderem wurden auch die beiden hölzernen Stützpfeiler durch neue ersetzt. Dennoch wurde penibel darauf geachtet, daß bis auf die Teile die ausgetauscht werden mußten, alles wieder auf den ursprünglichen Platz zurückkehrte und es wurden auch die gleichen Holzsorten und teilweise alte Verarbeitungstechniken für die Restaurierung verwendet.


Wie jede bedeutendere Burg besitzt auch Schloß Himeji seine eigenen Legenden.

Wie bereits erwähnt gab es zur Zeit als Toyotomi Hideyoshi (damals noch unter dem Namen Hashiba Hideyoshi) die Burg ausbauen ließ eine starke Knappheit an Steinen, bis ihm eine alte, arme Frau ihren Mühlstein zur Verwendung beim Bau schenkte. Angesichts dieser selbstlosen Tat beganen nun alle Bewohner der Umgebung Steine aus ihrem Besitz (von den Häusern etc.) an den Schloßherrn zu schicken, wodurch erst genug Baumaterial gesammelt werden konnte.
Diese Geschichte wird heute als wahr angesehen, und der Mühlstein der alten Frau ist inmitten der Mauer gesondert gekennzeichnet.

Okikus Brunnen
Um 1470 plante ein Adliger der Burg eine Intrige gegen den Schloßherrn um ihn zu töten und sein Land übernehmen zu können. Eine der Diennerinnen seiner Familie mit Namen Okiku hörte aber von diesem Plan und verriet ihn an ihren Geliebten, einem loyalen Untergebenen des Burgherren, wodurch der Plan vereitelt werden konnte. Allerdings konnte dem Hauptintriganten selbst nichts nachgewiesen werden, wodurch er nicht in Verdacht geriet. Als er herausfand wer die Verschwörung verraten hatte, rächte er sich auf grausame Weise: Er ließ eine der sehr wertvollen Untertassen des Burgherren stehlen, und ließ es so aussehen, als wäre seine Dienerin Okiku die Schuldige. Da er durch das "Verbrechen" seiner Dienerin in seiner eigenen Ehre angegriffen war, ließ er sie als Strafe zu Tode foltern und in den Brunnen werfen, bevor ihr Geliebter oder sonst jemand sie retten konnte.
Die Legende besagt, daß man manchmal noch heute ihre traurige Stimme aus dem Brunnen klagen hören kann, sie soll dort ohne Unterlaß die Untertassen zählen, in der Hoffnung, daß sie wieder komplett sind.
Anscheinend hat es später aber auch den Intriganten erwischt, als er eine neuerliche Verschwörung plante wurde auch diese aufgedeckt, aber diesmal konnte er zur Rechenschaft gezogen werden.

Heute zählt Schloß Himeji nicht nur zu den nationalen (Kultur)Schätzen Japans und ist einer der drei berühmten Schlösser, sondern steht auch auf der Liste der Weltkulturerbe der UNESCO. Zudem gilt der Garten bzw. Park des Schlosses mit seinen Kirschbäumen als einer der schönsten Orte der Präfektur für das alljährliche Hanami, das Betrachten der Kirschblüten.


Ein Abschnitt der Mauer, teilweise gut behauene Steine der alten Anlage, teilweise gespendete Steine




Ein Modell des hölzernen Stützapparats




Modell der Stadt zur Zeit des Tokugawa-Shogunats




Und zu guter Letzt: Die Bäume im Schloß hatten schon zu blühen begonnen, aber leider waren sie und v.a. die im Park noch weit von ihrer eigentlichen Pracht der vollen Blüte entfernt.

Sonntag, 13. April 2008

Epilog

Der unmöglich scheinende Tag ist nun tatsächlich eingetroffen.
Ausgesetzt haben sie mich. Hier in der Ferne. Auf das ich nie wieder zurück finde und mein Leben ein Ende in Schande findet.

Aber wie haben sie sich doch getäuscht!
Anstelle dahinzusiechen und in niederen Diensten, mit nicht einmal einem Schatten meines einztigen Ruhmes, mein Leben zu verbringen, habe ich neue Verbündete gefunden, viele Getreue um mich gescharrt, bin an Kämpfen und Erfahrungen um ein vielfaches reicher und habe glanzvolle Siege errungen.
Und nun endlich ist der Tag gekommen, an dem ich wiederkehre um zurückfordern was rechtmäßig mir gehört!
Nein, nein, nicht um einfach nur wieder die Position an der Institution einzunehmen, die mir zusteht, oh nein, jetzt ist der Augenblick gekommen meinen Vorgesetzten ihre Fehler zu präsentieren und die Verleumdungen meiner Gegner bloßzustellen um damit eine Beförderung und eine Position in den obersten Rängen zu fordern.
Jetzt sollen sie alle meiner wahren Fähigkeiten gewahr werden ...



Es ist ein grausamer Tag für meine Feinde,
ich bin zurück!

Am Ende des Weges

Ja, wie inzwischen schon einige wissen, bin ich schlußendlich doch am Ende des Weges angekommen. Aus Studiumsgründen konnte ich leider nie ein Jahr in Japan studieren, mußte es schon nach ca. 7 Monaten endgültig verlassen und bin jetzt seit einige Zeit wieder zu Hause. Das Leben und das Studium in Graz haben mich wieder und es ist naja, wie die Amerikaner sagen "it ain't pretty".

Doch jetzt noch was über Japan. Am Tag meiner Abreise sind zwei Freunde (Yuki und Roberto) nochmal extra zum Flughafen gefahren, um mich zu verabschieden, und haben damit für eine standesgemäße Ehrengarde gesorgt, da sie auch meine Jacke und mein Gepäck für mich getragen haben (wenn der regierende Daimyo der westlichen Provinzen ins Ausland fährt, ist das so, ihr habt mir wohl nicht geglaubt).




Deswegen ist es jetzt einmal Zeit für Danksagungen an jene Leute in Japan, denen ich die Möglichkeit dort zu studieren und eine wirklich wunderbare Zeit in Kobe verdanke. Tut mir einen persönlichen Gefallen und lest euch die Liste durch, sie haben es verdient.
Die Aufzählung ist in keinster Weise gereiht, ich schreibe die Namen einfach auf, wie sie mir in den Sinn kommen.

Anfangen muß ich aber doch mit Naomi Goto, die Kontaktperson für die Abwicklung des Austauschprogramms, die mir schon Monate vorher immer geholfen hat, sei es mir Ratschläge zu geben oder sich für mich die Mühe zu machen mit den anderen Fakultäten und Insituten Kontakt aufzunehmen und wegen den Lehrveranstaltungen zu fragen. Auch hat sie sich immer die Zeit genommen auf die gehetzten, sorgenvollen Fragen eines Austauschstudenten (des Pioniers der Uni Graz) geduldig zu antworten. Und irgendwie hat sie es sehr oft geschafft, wenn wir uns über den Weg gelaufen sind, für ein Tratscherl Zeit zu haben.
Für all das und noch vieles, vieles mehr, ein wirklich großes herzliches Dankeschön!
(Sie sollte nur versuchen, öfters zum Schifahren zu kommen ;)

Saki Tanaka, die zweite große Hilfe der International Student Division und auch eine Seele von Mensch, da sie von sich aus aktiv wird und Hilfe anbietet, auch wenn sie nur nebenbei von Mißgeschicken eines Studenten hört;
David Cattel, der brillante Brite aus dem Sommerkurs, ohne den ich den genialen Sushi Laden wohl nicht gefunden hätte; weil wir gerade dabei sind:
Die zwei Burschen im Sushi Laden, für das gute und billige (gratis) Essen und den Gesprächen dabei (hat man sogar noch einiges gelernt);
Yuki Tomari, eine sehr liebe Freundin, die mir vieles in Kobe gezeigt hat und so oft für mich da war;
Nick Greaves ein weiterer Brite aus dem Sommerkurs, das er den Besuch eines Spiels der Hanshin Tigers (Baseball) organisiert hat und auch immer wieder andere gute Ideen hatte;
Yasumi Murakami, die AIESECerin, die bereits im Sommer eine meiner Supporter und auch im Semester im Deutschkurs war (vielleicht hab ich sie ein bißchen zuviel "gequält" aber sie hat ja im Sommer mit mir das Gleiche gemacht);
Meine Gastfamilie Michiko, Seiichiro, Ryouta und Takuya Ushijima, für die Hilfestellungen im japanischem Alltag und den regelmäßigen Einladungen zum immer vorzüglichen Abendessen;
Frau Prof. Ikuko Seguchi, für die guten Einblicke in die japanische Kultur und die Geduld mit einem sprachlich unbegabtem Studenten;
Herr Prof. Yoshikazu Masuda, mein akademischer Mentor, und jener der mich überhaupt erst zum Deutschkurs eingeladen hat;
Herr Prof. Stefan Trummer, außer mir der einzige echte Österreicher (aus Bruck/Mur) an der Uni, für all die tollen Tips und die Einblicke in Japan (wir sehen uns im Sommer);
Herr Prof. Richard Harrison, sein einziger Fehler ist nur, daß er Manchester United Fan ist;
Azrael, der mich mit seinen Blog gut auf die Verrücktheiten in Japan vorbereitet, und so den Kulturschock stark verringert hat (alles Gute zur Verlobung)
Mikael/Mike Persson der verrückte Schwede, was wir allen zusammen aufgeführt haben ..., jetzt muß er sich einen anderen wahnsinnigen Nachbarn suchen, der mit ihm was unternimmt;
Simon Morris, der andere Brite, der im Tischtennis niiieee eine Chance hatte;
David Marshall aus Irland, für die stundenlangen Wanderungen durch die Hügeln um Kobe und die Gespräche über Gott und die Welt dabei;
Sebastian Held, fast immer dabei wenn's ums Essen ging, und auch ein herzliches Danke für das Nachschicken der Pakete;
Svenja Kalmbach aus Hamburg, stets unterkühlt und unlustig und viel zu wenig zuckerresistent, für die vielen schönen Erlebnisse (inklusive Okinawa), aber hoffentlich bleibt sie weg von den Topfpflanzen ;) ;
Roberto Sampaio, Teil meiner Ehrengarde, für die gute Zeit und das schnelle Übersetzen eines wichtigen Textes in Zeiten der Not;
Seine Durchlaucht Fürst Takaki Meiyuu (in Romaji: Helmut Hödl), für die Einladung in seine Residenz und den guten Ratschlägen zum Regieren von Provinzen

Und all die anderen guten Freunde und Leute die mir geholfen haben (ob im Sommer und oder ab September) und wegen denen ich eine tolle Zeit hatte, die ich hier aber nicht erwähnt habe.
Doch ihr wißt daß ich euch allen wirklich dankbar bin und euch nie vergessen werden.


Auch wenn mein Weg per se zu Ende ist, ist der Blog es noch nicht. Ich habe noch einige Dinge über die zu schreiben, ich nicht gekommen bin (ich schulde euch ja noch immer den Bericht vom Sommer), das heißt, daß das übliche wöchentliche Update bestehen bleibt, und selbst wenn das alles vorbei ist, werde ich von Zeit zu Zeit hier noch etwas über Japan, z.B. Neuigkeiten etc. berichten, sodaß es sich selbst dann noch lohnt, so einmal im Monat vorbei zu schauen. Doch bis dahin gibt's noch jede Woche etwas.

Zur Verabschiedung sage ich das gleiche wie einst Azrael: In Japan sagt man, wenn man sich verabschiedet, für gewöhnlich "ja mata" was soviel wie "tja, bis später" bedeutet. Das bei uns bekannte "Sayonara" wird mehr verwendet, wenn man erwartet die andere Person für eine lange Zeit, oder gar nie wieder zu sehen. Also, zu Japan sage ich "Ja mata!", denn ich komme wieder ... ^_^


Ich schließe mit einem Auszug aus einem bekanntem Lied der Austro Pop (österreichische Popmusik) Gruppe STS
(Die Hochdeutsche "Übersetzung" weiter unten)

"Und irgendwaun bleib I dann durt;
Laß ois liegn und stehn, geh vo daham für imma furt;
Darauf gib I dir mei Wurt;
wievü Johr a no vergehn irgendwaun bleib I dann durt!"

"Und irgendwann bleibe ich dann dort;
Lasse alles liegen und stehen, geh von zu Hause für immer fort (weg);
Darauf gebe ich dir mein Wort;
Wieviele Jahre auch noch vergehen, irgendwann bleibe ich dann dort!"



Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Aufgrund des plötzlichen Verschwindens unseres Autors fällt die Kolumne heute leider aus.

Für sachdienliche Hinweise die zum Auffinden des vermißten Autors führen ist eine Belohnung ausgesetzt!

Montag, 7. April 2008

In der Südsee Teil 2

Während unseres Aufenthalts in Okinawa sind wir auch per Fähre auf eine der zig, sich Umkreis befindende, kleinen Inseln gefahren, und dort haben wir dann das gemacht, worauf wir uns schon seit Beginn unseres Trips auf die Ryukyuinseln gefreut haben: Am weißen Strand liegen, sich sonnen und im Meer baden.
Beides kein Problem, da es die ganze Zeit auf Okinawa 20-25 Grad gehabt hat, toll für ein Sonnenbad, und das Meer auf der Insel auch über 20 Grad hatte, wunderbar zum Schwimmen. Leider hatten wir keine Schnorchelausrüstung dabei, was dem Ganzen die Krone aufgesetzt hätte, vor allem da selbst direkt in Strandnähe Fische von einer Größe von 30, 40 Zentimeter herumschwammen, die sich von der Anwesenheit eines Menschen nicht stören ließen. Da wie an anderer Stelle bereits erwähnt, Japaner immer gern den Regeln folgen, und zur Zeit keine Saison für einen Meeresbesuch ist, waren nur ein paar Leute am Strand.
Natürlich gibt es auch Beweisphotos für meine Behauptungen, und ja, dieser Eintrag ist dazu gedacht meine geneigten Leser neidisch zu machen.








Weiters habe ich an einem anderen Tag allein, die Mädchen waren Wale beobachten, einigen der lokalen Museen einen Besuch abgestattet.

Vorsicht! Trockener Geschichtsunterricht

Vor allem das offzielle Präfektur-Museum von Okinawa hat es mir angetan. Dort wird sehr anschaulich an Modellen und mittels elektronischen Hilfsmittel die allgemeine und spezielle Geschichte der Ryukyuinseln und die einheimische Flora und Fauna dargestellt (Fürst 高貴, das wäre etwas für Euch gewesen). Beginnend in der Steinzeit erfährt man, daß Japan von zwei Seiten besiedelt wurde, einerseits über die Nordroute von Sibirien etc. aus, wobei noch die Nachfahren dieser Stämmer, die Ainu, vereinzelt auf Hokkaido leben (wobei man ganz klar vom Aussehen her erkennt, daß sie einer anderen Rasse als die Japaner angehören), andererseits über die Südroute von Südchina über die Ryukyuinseln. Beide Richtungen waren möglich, da zur damaligen Zeit die im Norden und Süden liegenden Inseln näher am Festland waren und viele noch nicht unter Wasser lagen. Weiters erfährt man viel über die Entwicklung des Königsreiches und seiner Herrscher auf Okinawa, die wechselseitigen und interessanten Beziehungen zu den Nachbarländern China und Japan, sowie ein wenig über die Schlacht von Okinawa mit der anschließenden fast 30-jährigen Besetzung und Verwaltung durch die Amerikaner, auch wird auf die Probleme mit der Besatzungsmacht und den Angehörigen der Navy von heute eingegangen.
Kein geringer Bereich der Ausstellung wird den kulturellen Eigenheiten der Ryukyu Zeit gewidmet, die sich aufgrund verschiedener Einflüsse in einigen Punkten doch stark von den haupt-japanischen unterschieden, und dementsprechend bis heute nachwirken.

Sehr interessant waren auch die Beschreibungen und Modelle der heimischen Tier- und Pflanzenwelt, die von der nördlichsten bis zur südlichsten Insel doch einige Veränderungen durchmachen obwohl allgemein das Klima als subtropisch bezeichnet werden kann. So gibt es auf den südlichen Inseln, welche wir ja ursprünglich bereisen wollten, wo die Anreise aber doppelt(!) so teuer wie nach Naha gewesen wäre, wirklich richtigen dichten Dschungel, hauptsächlich bestehend aus Mangrovenurwald, mit all dem urwaldtypischen Getier.
Das einzige Problem das ich mit der Ausstellung hatte, war wie so oft in einem Museum, daß ich mir einfach mehr Zeit gewünscht hätte, mir alles genauer anzusehen.

Leider habe ich keine Photos von den Exponaten


Wie letztens geschrieben, waren wir auch noch in den königlichen Gärten. Diese wurden ursprünglich einerseits als Erholungsplatz, inklusive eines kleinen Hauses, für die königliche Familie weiter südlich von Schloß Shuri (erst) Ende des 18.Jahrhunderts errichtet, andererseits dienten sie auch als Empfangsort für chinesische Delegationen. Daher sind einige typische Merkmale chinesischer Gartengestaltung eingeflossen, so zum Beispiel ein achteckiger Pavillon in chinesischer Bauweise auf einer kleinen Insel im Teich, oder die generelle Grundstruktur des Gartens. Wie ebenfalls berichtet wurden die Gärten im 2.Weltkrieg zerstört, in den 70ern begann dann die Restaurierung, die jetzt nach ca. 30 Jahren (aufgrund der benötigten Zeit für das Wachstum der Pflanzen etc.) wieder den ursprünglichen Charakter und Aussehen geschaffen hat.
Heute gehören die Gärten zum Weltkulturerbe und sind eine der Plätze nationaler landschaftlicher Schönheit Japans. Wie für asiatische große Gärten üblich werden zwar viele Teile fein säuberlich beschnitten und bearbeitet, aber im Gegensatz zu z.B. einem englischen Garten werden auch Bereiche zum größtem Teil sich selbst überlassen, sodaß man, wenn man den Wegen folgt, das Gefühl bekommt, man folge im Urwald den alten Straßen einer längst untergegangenen Zivilisation, und hinter der nächsten Biegung könnte eine lang verfallene Stadt jener Zivilisation auftauchen. Nicht fehlen dürfen daher auch die Warnschilder vor Schlangen, die sich im Unterholz verbergen können.













Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

In der Edo-zeit befand sich das Ryukyukönigreich in doppelter Abhängigkeit vom chinesichen Kaiserreich der Qing-Dynastie und Japan unter dem Tokugawa-Shogunat. Daher gehörten neben den Zahlungen und Empfang von Delegationen auch Reisen zu den Verwaltungshauptstädten Chinas und Japans zu den Pflichten des Hofstaats von Ryukyu. Dies bedeutet auf der einen Seite einer Reise von mehreren tausend Kilometern per Schiff über Taiwan nach Südchina und von dort auf dem Landweg nach Peking/Beijing und auf der anderen Seite eine ebenfalls mehrere tausend Kilometer lange Reise per Schiff nach Kyushu bzw. West-Honshu und dann mittels Landweg nach Edo (heute Tokyo) und in beiden Fällen auch den gleichen Weg wieder zurück. Beide Reisen dauerten jeweils ca. ein Jahr und wurden normalerweise von einem Prinzen angeführt, wobei aber, ganz wie es dem Protokoll und Hofzeremoniell (eigentlich weltweit) entsprach, die jeweilige Delegation eine beeindruckende Größe hatte und auch unzählige Waren von unschätzbarem Wert als Geschenk bzw. als Ausstattung zum Anzeigen der eigenen Größe mitgeführt wurden.

Donnerstag, 3. April 2008

In der Südsee Teil 1

Na schön, ich war nicht wirklich in der Südsee, aber damit zieht man Aufmerksamkeit auf sich und Okinawa ist zumindest auf der Höhe von Dubai. Außerdem gibt es dort Sandstrände, Palmen und warmes Meer, also ist es nicht ganz so verschieden von der Südsee.
Nun denn, ich war insgesamt 6 Tage (schon vor längerer Zeit) mit Svenja und Sara eben auf Okinawa (-->Kanji) der Hauptinsel des Ryukyu-Archipels und der Präfektur Okinawa.


Kurze Unterbrechung:

Am Weg zum Flughafen in Kobe bin ich an der Mittelschule neben meinem Wohnheim vorbeigekommen, wo anscheinend gerade die Abschlußzeremonien für die Absolventenklasse im Gang war. Die Absolventen sind beim Herauskommen aus der Schule an ihren jüngeren Kollegen (die Spalier standen) vorbeigelaufen, einige haben sich am Weg verbeugt, und es war recht ausgelassen, obwohl es sehr klein im Vergleich zu den Abschlußfeiern der Oberschulen ist. Diese sind vergleichbar mit unseren Maturantenverabschiedungen und die Mädchen tragen dort sehr farbenfrohe traditionell angehauchte Kostüme.
Leider habe ich das Ganze nur sehr am Rande mitbekommen, da ich meinen Flug erwischen mußte. Wen es aber interessiert (und der englisch kann) Azrael hat auf seiner Seite sehr ausführlich über den offiziellen Teil einer Mittelschulenabschlußfeier berichtet, da er an mehreren unterrichtet hat.



Doch zurück auf die Insel:

Übernachtet haben wir in einem Jugendgästehaus/herberge, welches für ein Jugendgästehaus an sich und vor allem in Japan ungewöhnlich war. Zum einem gab es die Möglichkeit, daß sich Männer und Frauen gemeinsam ein Privatzimmer teilen, die Zimmer selbst (auch die Gemeinschaftszimmer) waren nicht nur sehr sauber sondern auch recht neu eingerichtet und alles in allem war es vom Komfort und der Atmosphäre eher wie ein kleines Hotel, doch der Preis war immer noch äußerst klein.




Als erste große Station waren wir auf Schloß Shuri im Osten der Hauptstadt Naha. Shuri war in der Schlacht von Okinawa einer der am stärksten umkämpften Schauplätze, wodurch das Schloß praktisch vollständig zerstört wurde. Vor allem, da die Amerikaner, um die Verteidigung zu durchbrechen, das Schloß bombardierten und die Mauern mit großkalibrigen, panzerbrechenden Granaten von den Kriegsschiffen aus beschossen, wobei aber entgegen der Vorstellung nicht einige wenige, sondern angeblich weit über hundert Granaten benötigt wurden, um die Mauer zu knacken. Dies lag wohl einerseits an der sehr guten Bauleistung bei der Errichtung der Mauern, und andererseits an der Tatsache, daß diese nicht senkrecht, sondern schräg in die Höhe gezogen wurden, wodurch die Granaten abprallen und nicht ihre volle Wirkung erzielen können (deswegen wird bei Panzern die Panzerung im allgemeinen auch abgeschrägt).
Bevor jetzt böse Worte in Richtung Amerika gesprochen werden: Für die Zerstörung von Shuri gebe ich den Amerikanern keinerlei Schuld, sondern den Japanern. Nicht nur, daß weite Teile der Anlage schon seit der Meiji-Zeit dem Verfall preisgegeben wurden haben die Japaner das Schloß jahrzehnetlang als Kasernenanlage verwendet, und es diente zur Zeit des 2.Weltkriegs darüberhinaus als Hauptquartier der Streitkräfte der Präfektur Okinawa und darum herum. Dadurch wurde es zu einem legitimen militärischen Angriffsziel und sogar zu einem Primärziel, das man praktisch angreifen muß. Ich hätte es anstelle der amerikanischen Führung auch getan.
Wofür ich den Amerikanern die Schuld gebe ist die Zerstörung der weiter südlich gelegenen königlichen Gärten (über welche ich später berichte), die bei einem strategischen Luftangriff auf Okinawa bereits im November '44 praktisch vollständig vernichtet wurden, denn diese hatten absolut keine militärische Bedeutung und sind einfach draufgegangen, weil sie eben zufällig auf dem Weg lagen (von den zivilen Opfern nicht zu reden).
Zum Glück wird schon seit Jahrzehnten, mit großen Investitionen, an der Restaurierung der alten Kulturschätze gearbeitet, sodaß heute (nach ca. 30 Jahren) die königlichen Gärten wieder in ihrer vollen Pracht zu bewundern sind, und auch Schloß Shuri ist, bis auf Teile des innersten Hofes und die Gemächer, wiederhergestellt, und zwar in seiner ursprünglichen Form zur Zeit des Königreichs vor der Meiji-Restauration.


Natürlich hatte der Daimyo der Provinzen des mittleren Westens, bei seinem Besuch der Präfektur Okinawa auch eine Audienz bei seiner Majestät, dem König. Selbstverständlich hat der Daimyo sich zu diesem Zweck um den König seinen Respekt zu erweisen, zusammen mit zwei Hofdamen, die ihn auf der Reise begleiten, in die traditionellen Gewänder der Insel gekleidet.




Gut erkennbar: Der Unterschied zwischen den alten Steinen, die die Schlacht überstanden haben, und den bei der Restaurierung verwendeten.




Eine Zeichnung der gesamten Anlage




Eine Zeichnung des inneren Hofs














Ein "Problem" auf Okinawa, speziell Naha, ist, das es offensichtlich ein Lieblingsziel von amerikanischen Touristen ist (ich habe nirgenwo sonst in Japan so viele gesehen), weswegen Nahas Haupstraßen vollgestopft sind mit Geschäften (in Richtung Touristenfalle), die natürlich ganz besonders auf den Geschmack amerikanischer Touristen abgestimmt sind. Leider benehmen sich viele auch so, wie es dem Klischee des ungehobelten amerikanischen Touristen entspricht. Dazu kommen auch noch die auf Ausgang befindlichen Mitglieder der auf Okinawa stationierten US-Navy, die sowieso nicht den besten Ruf auf der Insel haben.

Wie schon in einem anderen Bericht erwähnt, besitzt die okinawische Küche viele Spezialitäten und Abweichungen von der japanischen "Haupt"küche. Unter anderem haben wir es, aufgrund eines Tips eines anderen Reisenden, geschafft ein kleines nicht touristisches Restaurant in einer Seitengasse zu finden. Ähnlich wie mein geliebtes Sushi-Lokal wird es von einer alten Mutter und ihrer Tochter geführt, wobei vor allem die Tochter sehr aufgeregt war, "echte" Gaijin, welche auch noch japanisch können, zu bewirten. Unnötig zu sagen, daß wir den ganzen Abend (ca. 4 Stunden lang!) die einzigen Ausländer im Lokal waren. Das Essen war wirklich hervorragend, auch weil wir einiges an "Sabisu": Service in Aussprache von Japanern, das im Restaurant Gratisessen bedeutet, bekommen haben.


Wer hat gesagt, daß man rohes Fleisch nicht essen kann?






Dieses Photo stammt von einem Werbeplakat für ein alljährlich im Herbst in Naha stattfindendes Festival, bei dem ein riesiges verknotetes, handgeflochtene Seil durch die Straßen getragen wird (auf dem Photo erkennbar). Die Kanji von Okinawa bedeuten soviel wie "Seil im Meer (reingeworfen" woher wohl die Tradition stammt. Aufgrund seiner Größe hat das Seil auch im Guinnes Buch der Rekorde einen Eintrag.





Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Das Schuljahr in Japan wird in sogenannte Trimester, also drei Semester anstelle von 2 Halbjahren, unterteilt (erst an der Universität ändert es sich zu 2 Semester), wobei es am 1.April beginnt und offiziell am 31. März des darauffolgenden Jahres endet. Offizielle Ferien sind einheitlich 2 Wochen zu Neujahr, 2 Wochen Ende März Anfang April (ca. Semesterferien) und 6 Wochen Ende Juli/Anfang August, darüberhinaus gibt es die nationalen Feiertage und ab und zu je nach Schule freie Tage. Wie schon öfters erwähnt, kommen die Schüler aber auch in den Ferien in die Schule wegen ihren Klubs bzw. gibt es auch in den Ferien manchmal schulbezogene Veranstaltungen, zum Beispiel besuchen die Oberschüler in den Sommerferien, zwecks Auswahlentscheidung, verschiedene Universitäten.
Das Schulsystem an sich wird oft als 6-3-3-4 bezeichnet. Sechs Jahre Volksschule, gefolgt von 3 Jahren Mittelschule, womit die allgemeine Schulpflicht von 9 Jahren endet. Dennoch besuchen beinahe alle Schüler (geschätzte 95%) eine Oberschule, für welchen Zweck sie aber erst eine Aufnahemprüfung bestehen müssen, welche oft, je nach Schule, äußerst hart ist. Daher verbringen viele Mittelschüler im letzten Jahr einen Großteil ihrer Zeit mit dem Lernen für die Aufnahmeprüfung.
Nach der dreijährigen Oberschule wird von vielen ein 4-jähriger Bachelorkurs an einer Uni absolviert (wiederum mit strengen Aufnahmeprüfungen), die anschließenden Master- bzw. Doktorkurse besuchen nur sehr wenige Studenten, weswegen diese nicht mehr zum 6-3-3-4 gerechnet werden.



Zur Zeit des Ryukyu-Königreichs waren Naha und Shuri zwei getrennte Städte, wobei Shuri mit dem Schloß Hauptstadt, und Naha die dazugehörige Hafenstadt war (vergleiche Rom-Ostia). Über die Zeit sind sich die beiden Städte aufgrund der Bevölkerungszunahme immer näher gekommen, bis sie praktisch zu einer Stadt verschmolzen. Schon vorher wurde aber in der Meiji-Restauration und mit der Einrichtung der Präfektur Okinawa, Naha zur Hauptstadt gemacht, vermutlich um den Übergang zu einer neuen Epoche zu kennzeichnen, in der die wichtigste Stadt nicht mehr die Stadt des ehemaligen Königs, Shuri, sondern die Hafen- und größte Stadt, Naha ist.

Sonntag, 23. März 2008

Auf Shikoku

Doch bevor wir beginnen, ein Photo vom Biwa-See, dem größten See Japans, den ich während einer Zugfahrt passiert habe.




Na denn.
Auf Anraten eines Freundes (David aus dem Sommer, und weil es einfach dazugehört), habe ich auch einen Tagesausflug auf die Insel Shikoku (四国) vor einiger Zeit gemacht. Wörtlich bedeutet der Name 4 Länder, da sie in 4 Provinzen eingeteilt wurde, aus denen die heutigen Präfekturen entstanden. Ich bin mittels Bus von Kobe aus, via Awaji, eine kleine Insel zwischen Honshu und Shikoku, wohin früher abgesetzte Kaiser ins Exil geschickt wurden, in die östliche Präfektur Tokushima und die gleichnamige Präfekturhauptstadt gefahren, wo ich auch wunderbares Sushi zu Mittag gegessen habe. Shikoku gilt als Geheimtip für seinen besonders guten Fisch was auch auffällt da überall der Küste entlang Fischnetze ausgebracht sind. Zwischendurch habe ich einen kleinen Zwischenstop auf der Brücke von Awaji nach Shikoku gemacht, da es dort eine besonders schöne Aussicht auf das innere Meer gibt. Auch ist eine beliebter Platz für Touristen, da sich unterhalb der Brücke riesige Strudel bilden. Da dies aber nur zu Flut und Ebbe passiert, habe ich es leider nicht erlebt, sondern die Strudel nur auf Plakaten gesehen, sie scheinen aber beeindruckend zu sein.
Anschließend bin ich mit dem Zug weiter in die Kagawa-Präfektur gefahren, und irgendwo mitten am Land in einer kleinen Stadt ausgestiegen. Man lernt dort eine Seite von Japan kennen, die so ganz anders ist, als man es aus dem Fernsehen und den großen Städten gewohnt ist, und die Ausländer somit nur selten zu Gesicht bekommen. Besonders merkt man es auch an den Reaktionen der Einwohner auf die Anwesenheit eines Gaijin, man ist es ja gewohnt, daß die Leute einen ab und zu anstarren, aber es ist eben eine ganz neue Ebene.
Kinder die gerade noch plappern, brechen beim Anblick mitten im Satz ab, alte Menschen, deren Blick aussieht, als würden sie sich fragen, ob die Amerikaner nun doch noch eine Invasion durchführen, und das Schulmädchen, das aufgeregt ihren Freundinnen oder Eltern erzählt, daß sie auf dem Heimweg von einem Gaijin angesprochen und auf japanisch(!) nach dem Weg zum Bahnhof gefragt wurde (okay, daß sie das getan hat, ist nur eine gewagte Vermutung von mir, aber durchaus eine realistische Annahme).

Das Ganze erzeugt aber keineswegs negative Gefühle, da die Japaner es nicht böse oder feindselig meinen, sondern eben nur wirklich überrascht sind. Da ich selbst vom Land komme, kann ich sie verstehen, denn ich wäre selbst überrascht wenn mir in meinem Heimatdorf ein Japaner über den Weg laufen und mich auf Deutsch nach dem Weg zur Bushaltestelle fragen würde.

Ansonsten war es wirklich schön, und ich könnte mir durchaus vorstellen, dort zu leben: Es gibt eine einheimische Spezialität, eine Kagawa-Variante von Udon (Name habe ich jetzt leider vergessen), es ist sehr ruhig und gemütlich, und auf der einen Seite hat man das Meer, welches im Sommer sehr warm wird und immer guten Fisch liefert während auf der anderen Seite etliche bewaldete Hügel zum Wandern direkt einladen. Zudem ist Osaka zeitmäßig nicht wirklich weiter weg als Wien, von meinem Zuhause in Österreich aus gesehen.








Zwei besonders erwähnenswerte Dinge sind mir aufgefallen: Ich habe zum ersten Mal Bahnhofsgebäude ausgemacht, die wie bei uns (am Land) aussehen und während der ganzen Zeit in Kagawa, egal ob aus dem Zug heraus, oder in der Stadt habe ich keinen einzigen Conbini (die 24-Stunden "Kreisler") gesehen, zwar Supermärkte und Geschäfte und alles, aber keinen Conbini. Ich war zwar nur ein paar Stunden dort, aber überall sonst fällt man alle paar Meter über einen, aber dort? Kein einziger. Daher ist Kagawa für mich jetzt die Präfektur ohne Conbinis.



Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Shikoku ist die kleinste der vier Hauptinseln Japans (Honshu, Hokkaido, Kyushu) und gilt auch als die am wenigsten weit entwickelte. Dementsprechend sind die meisten der auf der Insel ansässigen Firmen im Primär- bzw. Sekundärsektor tätig, obwohl der Großteil der Bevölkerung auf die Hauptinsel pendelt. Vor ca. 20 Jahren wurde die erste von heute drei Verbindungsbrücken nach Honshu eröffnet, um die verkehrsmäßige Isolierung der Insel zu beenden und die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Obwohl die Anbindung an das restliche Japan dadurch stark verbessert wurde, ist der erhoffte Entwicklungs-boom ausgeblieben, und es geht nur vergleichsweise langsam voran. Damit es keine Mißverständnisse gibt: "Unterentwickelt" heißt in Japan immer noch hohes Niveau, man merkt nur einfach ganz klar, daß man am Land ist, als wäre man Wien gewohnt und würde dann irgendwo "aufs Land" nach Niederösterreich, Steiermark oder Burgenland fahren, was der Autor für seinen Teil, oft sogar bevorzugt. Intereassant ist auch, daß in Shikoku, als eine der ganz wenigen Regionen Japans, bei der Einführung des Präfekturensystem während der Meiji-Restauration, die Grenzen der alten Provinzen praktisch 1:1 übernommen wurden.

Donnerstag, 20. März 2008

Über die Himmelsbrücke

Es hat jetzt länger keine neuen Beiträge gegeben, da ich fast eine Woche auf Okinawa und dem Ryukyu-Archipel verbracht habe (aber dazu später) und auch sonst etwas auf Reisen war.

Vor einiger Zeit war ich zusammen mit Svenja und ihrer Freundin Sara, die für einige Wochen auf Besuch ist, am schönen Platz Amano-hashidate (天橋立), dessen Übersetzung eben Himmelsbrücke ist. Die Himmelsbrücke ist eine natürliche (beinahe durchgehende) geschwungene Landverbindung zwischen zwei Seiten einer Bucht und ist eine der offiziellen drei schönsten Aussichten Japans.
Sie befindet sich praktisch gegenüberliegend von Kobe an der Nordküste Honshus und ist bequem per Zug zu erreichen. Während der Fahrt bekommt man auch das Land zu sehen (Land im Gegensatz zu Stadt), wobei ich mittels Photos beweisen kann, was viele Leute oft nicht glauben wollen: Japan hat sehr viele fast menschenleere Flächen und ist keineswegs durchwegs urban. Wenn man mit dem Zug (in erster Linie Shinkansen) fährt, kann man das sehr gut beobachten: Riesiges Stadtgebiet, dann gar nichts, nur Wald, zwischendurch ein paar Dörfer und Felder, dann wieder riesiger Stadtmoloch und so weiter.
Aufgrund der Geographie und des Geländes (sehr hügelig) leben die meisten der knapp 127 Millionen Einwohner Japans in einigen riesigen Ballungsgebieten und mehreren Millionenstädten, während zwischendurch das Land über weite Strecken fast menschenleer wirkt.






Zurück zur Brücke. Wir hatten ein wenig Pech mit dem wetter, am Anfang kam die Sonne zwar durch, danach wurde es aber bewölkt und es fing zu nieseln an, wodurch die natürliche Schönheit leider kaum zur Geltung gekommen ist.

Hier einmal eine schematische Darstellung der Landzunge




Die Landzunge ist überwiegend mit Föhren (=Kiefern) bewachsen und hat vor allem zur offenen Seite des japanischen Meeres hin einen schönen Strand, welcher im Sommer massenhaft Touristen anzieht. Obwohl die Brücke eine Riesentouristenattraktion ist (vor allem für Japaner), ist der Weg für die Bewohner der Stadt, die anders heißt, ein ganz normaler Pendlerweg auf dem die z.B. die Schüler täglich unterwegs sind. Natürlich ist zwecks der Erhaltung der Natur das Befahren durch Autos verboten, und auch durch Sperren unmöglich (ausgenommen Fahrzeuge der Pflegetrupps).

Ein paar Eindrücke des Übergangs (auf den Bergen in der Nähe lag übrigens noch Schnee)








Die Reisenden




Angeblich hat man den schönsten Blick, wenn man sich zum einige Kilometer entfernten, auf einem Hügel gelegenen Platz, ich glaube in einem Park, begibt, sich dort mit dem Rücken zur Brücke auf eine Bank stellt und sich dann vorbeugt und die Brücke zwischen seinen Beinen hindurch betrachtet. Durch das Wasser etc. soll das dann wirken als würde die Brücke wirklich zwischen Himmerl und Erde schweben. Da wir das aber im Vorhinein nicht gewußt haben, es kein schöner Tag und der Park auch noch weiter weg war, kann ich das leider nicht bestätigen.

Es gibt auch ein berühmtes Ukiyo-e Bild davon. Übrigens hab ich mich kurz eingelesen, und weiß jetzt, daß der Fachausdruck für eine Erscheinung wie Amano Hashidate, Nehrung ist.



Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Zu den drei schönsten Aussichten Japans gehören neben Amano-Hashidate die 249 Föhreninseln von Matsushima und die heilige Insel Miyajima mit dem berühmten im Wasser stehenden Torii (normal japanisches "Tor" zu einem Shinto-schrein), nahe Hiroshima. Die Aufstellung dieser drei Aussichten geht zurück auf den Autor Hayashi Razan, der sie im Jahr 1643 geschrieben haben soll, womit es keine moderne Auflistung ist und eine lange Tradition hat. Wie in einem anderen Bericht bereits erwähnt, gibt es noch viele andere Listen für die drei schönsten Gärten, die drei schönsten/ältesten Onsen etc., aber die drei schönsten Aussichten sind nach wie vor die wichtigste Auflistung. Dementsprechend versuchen viele Japaner diese drei zumindest einmal im Leben in Natura bewundert zu haben.

Donnerstag, 6. März 2008

In Weißer Strand

Weißer Strand ist die Übersetzung von Shirahama (白浜), der Ortschaft, in der ich letzte Woche 2 Tage verbracht habe.


Aber vorher: Mir ist heute erst aufgefallen, daß Blogger beim gestrigen Eintrag den letzten Absatz "verschluckt" hat, was mich nicht wundert, da gestern die Google Anwendungen (Mail, Blogger, Picasa) alle bei mir Probleme gehabt haben. Entschuldigt bitte, es ist repariert, und die Kolumne vom letzten Eintrag jetzt auch zu lesen.

Fahren wir fort.


Eine Warnung vorweg: Heute sind wieder viele Photos eingebunden.
Shirahama liegt in der Präfektur Wakayama im Süden der Kansai-Region, im Südosten der Osaka-Bucht und ich war damit fast an der Südspitze der Hauptinsel Honshu. Shirahama ist auch für Japaner ein sehr beliebter Ausflugsort, in erster Linie wegen des namesgebendem weißen Sandstrands, weswegen sich der Ort von Ende Juli bis Ende August (die Zeit in der Japaner im Meer schwimmen gehen) sich vor Touristen kaum retten kann. Übernachtet habe ich in einem Ryokan, komplett mit einem kleinem Garten und Koi, welches von einem netten alten Ehepaar betrieben wurde. Bis zum Abend habe ich keinen einzigen anderen Ausländer in der ganzen Stadt gesehen, dann erst sind ins Ryokan zwei Italienerinnen und ein Amerikaner gekommen. Wir waren die einzigen Gäste und ich würde mal wagen zu behaupten, die einzigen Ausländer weit und breit.

Ein Photo eines aufgelegten Futons, sowie des Ehepaars (der Großvater sprach auch wirklich gutes Englisch) und meiner "Mitbewohner".








Hier ein paar Eindrücke des Strandes, und des Daimyos während er sinnierend auf das Meer starrt ...








Lustiges Detail: Der weiße Sand wurde eigentlich schon vor langer Zeit fast aller weggeschwemmt, weswegen die Japaner weißen Sand aus Australien importiert haben. Warum Australien? Weil der Sand von dort genau wie der originale aussieht.

Andere berühmte Plätze sind die Vollmondinsel (engetsutou 円月島), so genannt wegen des kreisrunden Lochs in der Mitte.




Die Klippe der Tatami-matten, weil es so aussieht als wären unzählige Tatami-Matte übereinander gelegt (allerdings befürchte ich, man muß schon mal in Japan gewesen sein, um das zu erkennen).




Die Drei-Stufen-Wand/Klippe, Sandanpeki. Zieht sich recht lang dahin, wünderschön anzusehen, besonders am Abend und man kann auch ein wenig herumklettern.






Sakino-yu Onsen. Ein Freiluft-onsen dessen Wasser in einem natürlichen Steinbecken ist, und der direkt am Meer liegt. Und mit direkt am Meer meine ich, daß einem große Wellen, Meerwasser ins Gesicht spritzen können. Im Sommer (Ende Februar war's dafür zu kalt) kann man direkt die paar Meter zum Meer steigen und sich dort im Wasser abkühlen. Doch Vorsicht, Männer! Die Spechtler von der Damen-Seite schauen nur zu gern einem nackten männlichen Gaijin dabei zu.
Benützungsgebühr des Onsen: 1,80 Euro
Da ich keine Photo habe, verwende ich das Bild aus der Wikipedia, aber in Wirklichkeit ist er schöner, vor allem bei Sonne.


Photo im Besitz von BUJDOSÓ Attila


Da Shirahama ein Onsen-Resort ist, gibt es auch über die Stadt verteilt besonders viele Fußbäder. Das sind kleine Becken mit Thermalwasser gefüllt, in denen jeder mal kurz seine schmerzenden Füße halten kann, natürlich gratis.

Was mir beim Sonnenuntergang aufgefallen ist, ist das die Sonne nicht im Meer versinkt, sondern hinter dem, ca. 100 km entfernten, Shikoku.




Meine Gesamteindruck von Shirahama wird wunderbar in diesem Photo zusammengefaßt.





Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Der Sagino-yu Onsen ist eine der Top 3 heißen Quellen in Japan (eigentlich gleich zweimal: der drei großen und der drei alten) und ist vor allem wegen seines Alters berühmt. Angeblich wurde Shirahama und der Onsen bereits in einer der ältesten noch erhaltenen japanischen Texten erwähnt, und er wäre somit seit ca. 1300 Jahren in Benutzung. Auch brüstet sich die Stadt damit, daß angeblich mehrere große, berühmte Kaiser, einige bereits in der Heian-Zeit (781–1198), hier gebadet haben. Das Wasser, daß im Onsen verwendet wird, ist in den oberen Becken dermaßen heiß, daß im Becken, heute mittels eines einfachen Gartenschlauchs, kaltes Wasser hinzugefügt wird, da man sich sonst verbrüht.
Doch wer es aushält, kann sich auch direkt unter den heißen Zufluß setzen.