Mittwoch, 28. April 2010

Wieder da! Zur Goldenen Woche

Seit 1 3/4 Jahren nichts mehr auf meinem Blog geschrieben, obwohl immer noch einige Themen offen sind. Traurig, ich weiß, und es tut mir leid. Ich war einfach zu faul und da, entgegen meinem Plan, ich seit meinem Auslandssemester nicht mehr nach Japan gekommen bin, hat mir irgendwie auch die Motivation gefehlt ...

Sei's drum, passend zum Datum befaßt sich mein erster Eintrag seit (sehr) langer Zeit, mit der "Golden Week" ("Goldene Woche"), der dritten wichtigen Urlaubszeit, nach Neujahr und O-Bon im Sommer.
Diese Woche wird so genannt, da innerhalb 7 Tage 4 nationale Feiertage sind und die meisten Firmen die übrigen Tage auch freigeben, wodurch das Ganze praktisch zu einer Woche Sonderurlaub/-ferien für fast alle wird. Für Japaner ist dies etwas ganz besonderes, verständlich, wenn man die recht brutale Arbeitsmoral bedenkt.

Die Feiertage sind wie folgt:

29. April:
bis 1988: 天皇誕生日 Tennō tanjōbi: Geburstag des Kaisers Hirohito (Shówa), wurde seit seine Tod logischerweise nicht mehr gefeiert.

bis 2006: みどりの日 Midori no hi: Tag des Grüns (Grün der Pflanzen/Natur) Angeblich auch zur Erinnerung an Hirohito, da er Liebhaber von Pflanzen war, aber ohne direkt seinen Namen zu nennen.
Seit 2007: 昭和の日 Shōwa no hi: Tag der Shówa-Zeit. Man soll der turbulenten Regierungszeit von Kaiser Hirohito gedenken (1926-1989)

3.Mai:
Tag der Verfassung

4.Mai:
bis 2006: 国民の休日 Kokumin no kyūjitsu: Tag der Nation bzw. Volksfeiertag. Ein Gesetz besagt, daß wenn ein Arbeitstag, zwischen zwei Feiertage fällt, dieser automatisch auch ein Feiertag wird. Tag der Nation/Volksfeiertag ist der Oberbegriff für diese Art Feiertage.
seit 2007: ist dieser Tag, Tag des Grüns

5.Mai:
こどもの日 Kodomo no hi: Tag der Kinder, auch bekannt als Tag der Buben


Da die Golden Week einerseits für viele Japaner die längste zusammenhängende Urlaubszeit ist, und andererseits zur ihrer Zeit sehr angenehme Temperaturen und stabiles Wetter vorherrschen (nicht wie zu Neujahr kalt und zu O-Bon schwül-heiß), ist diese Woche auch DIE Reisezeit für die Japaner. Obwohl Flüge, Züge und v.a. innerjapanische Hotels zu dieser Zeit weit erhöhte Preise haben, sind sie fast immer komplett ausgebucht und das meist schon Wochen vorher. Egal ob allein, Paare oder ganze Familien, praktisch alles reist in dieser Woche, zumindest für einige Tage. Da das auch für Auslandsreisen gibt, würde ich fast wetten, daß Salzburg und Wien in nächster Zeit auch eine kleine Invasion japanischer Touristen bervorsteht.



Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Nach langer Zeit hat die Redaktion nun doch ein Lebenszeichen und sogar eine Kolumne von unserem Autor erhalten.
Leider ist weiterhin unbekannt wo genau sich unser Kolumnist die letzten 2 Jahre aufgehalten hat oder sich im Moment befindet. Unsere Suche wird daher weitergehen.


Jedes Jahr findet in Kyoto, im Bezirk Gion, eines der bekanntesten Festivals Japans statt: Das Gion-Fest (祇園祭). Was vielen der geneigten Lesern nicht bekannt sein dürfte, ist, daß das Fest eigentlich den gesamten Juli dauert und der Höhepunkt, die Parade der alten, traditionellen Festwagen, zwar ein wichtiger Teil, aber eben nur ein Teil des Spektakels darstellt.

Ursprünglich entstand das Fest aus einem Reinigungsritual, welches durchgeführt wurde, um die Götter zu besänftigen, sodaß sie weder Brände, noch Flutwellen oder Erdbeben schickten. Im 9. Jahrhundert begann man zu Zeiten von Seuchen zusammen mit anderen Symbolen tragbare Schreine in den Shinsen Garten in Kyoto zur Besänftigung zu bringen. Wobei das Tragen der Schreine zum Garten wohl der Vorläufer der Parade sein dürfte. Um 970 wurde diese Praxis per Dekret zur einer jährlichen Veranstaltung, welche seit damals selten nicht stattgefunden hat. Als im 16.Jahrhundert das Shogunat alle religiösen Veranstaltungen unterbinden wollte, protestierten die Menschen dafür, wenigstens die Prozession beibehalten zu dürfen, was den Ausgangspunkt zur Entwicklung zur heutigen Form des Festes markiert.
Über die Jahrhunderte (schon seit dem Dekret) sorgte die Händlerklasse dafür, daß das Festival immer kunstvoller wurde, und vor allem in der Edo-Zeit, als ihr Wohlstand wohl am höchsten, ihr theoretischer) Einfluß aber am niedrigsten war, nutzten sie die Parade zur Zuschaustellung ihres Reichtums. Es war eine Frage des Prestige.

Heute ist insbesondere die Parade (山鉾巡行 Yamaboko Junkō) ein riesiges Volksfest, welches am 17.Juli stattfindet, wobei bereits die Nächte davor die Straßen für den Verkehr gesperrt werden, und zum Flanieren einladen, da auch Essensstände aufgebaut werden und man allerlei kulinarische Köstlichkeiten erwerben kann. Zudem machen auch einige alte Handwerksbetriebe und Privathäuser im alten Händlerdistrikt ihre Eingangsflure der Öffentlichkeit zugänglich und präsentieren alte Familienerbstücke.
An der Parade selbst nehmen zwei Arten von "Festwagen" teil: Yama und Hoko.
Die kleineren Yama Schreine sind in der Regel ca. 6 Meter hoch und wiegen um die 1.500 kg, daher werden sie üblicherweise von den Teilnehmern getragen.
Die größeren Hoko können, inklusive der aufgesetzten Spitze, bis zu 25 Meter hoch werden und wiegen über 10.000 kg! Weswegen diese auch auf Rädern durch die Straßen gezogen werden unter zuhilfenahme von Steuermännern.
Sollte man jemals die Chance haben zu dieser Jahreszeit nach Japan zu reisen, darf man sich diese Spektakel nicht entgehen lassen!


Zur Abrundung der heutigen Kolumne noch einige Photos (dankenswerterweise zur Verfügung gestellt von Sarah)