Montag, 7. April 2008

In der Südsee Teil 2

Während unseres Aufenthalts in Okinawa sind wir auch per Fähre auf eine der zig, sich Umkreis befindende, kleinen Inseln gefahren, und dort haben wir dann das gemacht, worauf wir uns schon seit Beginn unseres Trips auf die Ryukyuinseln gefreut haben: Am weißen Strand liegen, sich sonnen und im Meer baden.
Beides kein Problem, da es die ganze Zeit auf Okinawa 20-25 Grad gehabt hat, toll für ein Sonnenbad, und das Meer auf der Insel auch über 20 Grad hatte, wunderbar zum Schwimmen. Leider hatten wir keine Schnorchelausrüstung dabei, was dem Ganzen die Krone aufgesetzt hätte, vor allem da selbst direkt in Strandnähe Fische von einer Größe von 30, 40 Zentimeter herumschwammen, die sich von der Anwesenheit eines Menschen nicht stören ließen. Da wie an anderer Stelle bereits erwähnt, Japaner immer gern den Regeln folgen, und zur Zeit keine Saison für einen Meeresbesuch ist, waren nur ein paar Leute am Strand.
Natürlich gibt es auch Beweisphotos für meine Behauptungen, und ja, dieser Eintrag ist dazu gedacht meine geneigten Leser neidisch zu machen.








Weiters habe ich an einem anderen Tag allein, die Mädchen waren Wale beobachten, einigen der lokalen Museen einen Besuch abgestattet.

Vorsicht! Trockener Geschichtsunterricht

Vor allem das offzielle Präfektur-Museum von Okinawa hat es mir angetan. Dort wird sehr anschaulich an Modellen und mittels elektronischen Hilfsmittel die allgemeine und spezielle Geschichte der Ryukyuinseln und die einheimische Flora und Fauna dargestellt (Fürst 高貴, das wäre etwas für Euch gewesen). Beginnend in der Steinzeit erfährt man, daß Japan von zwei Seiten besiedelt wurde, einerseits über die Nordroute von Sibirien etc. aus, wobei noch die Nachfahren dieser Stämmer, die Ainu, vereinzelt auf Hokkaido leben (wobei man ganz klar vom Aussehen her erkennt, daß sie einer anderen Rasse als die Japaner angehören), andererseits über die Südroute von Südchina über die Ryukyuinseln. Beide Richtungen waren möglich, da zur damaligen Zeit die im Norden und Süden liegenden Inseln näher am Festland waren und viele noch nicht unter Wasser lagen. Weiters erfährt man viel über die Entwicklung des Königsreiches und seiner Herrscher auf Okinawa, die wechselseitigen und interessanten Beziehungen zu den Nachbarländern China und Japan, sowie ein wenig über die Schlacht von Okinawa mit der anschließenden fast 30-jährigen Besetzung und Verwaltung durch die Amerikaner, auch wird auf die Probleme mit der Besatzungsmacht und den Angehörigen der Navy von heute eingegangen.
Kein geringer Bereich der Ausstellung wird den kulturellen Eigenheiten der Ryukyu Zeit gewidmet, die sich aufgrund verschiedener Einflüsse in einigen Punkten doch stark von den haupt-japanischen unterschieden, und dementsprechend bis heute nachwirken.

Sehr interessant waren auch die Beschreibungen und Modelle der heimischen Tier- und Pflanzenwelt, die von der nördlichsten bis zur südlichsten Insel doch einige Veränderungen durchmachen obwohl allgemein das Klima als subtropisch bezeichnet werden kann. So gibt es auf den südlichen Inseln, welche wir ja ursprünglich bereisen wollten, wo die Anreise aber doppelt(!) so teuer wie nach Naha gewesen wäre, wirklich richtigen dichten Dschungel, hauptsächlich bestehend aus Mangrovenurwald, mit all dem urwaldtypischen Getier.
Das einzige Problem das ich mit der Ausstellung hatte, war wie so oft in einem Museum, daß ich mir einfach mehr Zeit gewünscht hätte, mir alles genauer anzusehen.

Leider habe ich keine Photos von den Exponaten


Wie letztens geschrieben, waren wir auch noch in den königlichen Gärten. Diese wurden ursprünglich einerseits als Erholungsplatz, inklusive eines kleinen Hauses, für die königliche Familie weiter südlich von Schloß Shuri (erst) Ende des 18.Jahrhunderts errichtet, andererseits dienten sie auch als Empfangsort für chinesische Delegationen. Daher sind einige typische Merkmale chinesischer Gartengestaltung eingeflossen, so zum Beispiel ein achteckiger Pavillon in chinesischer Bauweise auf einer kleinen Insel im Teich, oder die generelle Grundstruktur des Gartens. Wie ebenfalls berichtet wurden die Gärten im 2.Weltkrieg zerstört, in den 70ern begann dann die Restaurierung, die jetzt nach ca. 30 Jahren (aufgrund der benötigten Zeit für das Wachstum der Pflanzen etc.) wieder den ursprünglichen Charakter und Aussehen geschaffen hat.
Heute gehören die Gärten zum Weltkulturerbe und sind eine der Plätze nationaler landschaftlicher Schönheit Japans. Wie für asiatische große Gärten üblich werden zwar viele Teile fein säuberlich beschnitten und bearbeitet, aber im Gegensatz zu z.B. einem englischen Garten werden auch Bereiche zum größtem Teil sich selbst überlassen, sodaß man, wenn man den Wegen folgt, das Gefühl bekommt, man folge im Urwald den alten Straßen einer längst untergegangenen Zivilisation, und hinter der nächsten Biegung könnte eine lang verfallene Stadt jener Zivilisation auftauchen. Nicht fehlen dürfen daher auch die Warnschilder vor Schlangen, die sich im Unterholz verbergen können.













Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

In der Edo-zeit befand sich das Ryukyukönigreich in doppelter Abhängigkeit vom chinesichen Kaiserreich der Qing-Dynastie und Japan unter dem Tokugawa-Shogunat. Daher gehörten neben den Zahlungen und Empfang von Delegationen auch Reisen zu den Verwaltungshauptstädten Chinas und Japans zu den Pflichten des Hofstaats von Ryukyu. Dies bedeutet auf der einen Seite einer Reise von mehreren tausend Kilometern per Schiff über Taiwan nach Südchina und von dort auf dem Landweg nach Peking/Beijing und auf der anderen Seite eine ebenfalls mehrere tausend Kilometer lange Reise per Schiff nach Kyushu bzw. West-Honshu und dann mittels Landweg nach Edo (heute Tokyo) und in beiden Fällen auch den gleichen Weg wieder zurück. Beide Reisen dauerten jeweils ca. ein Jahr und wurden normalerweise von einem Prinzen angeführt, wobei aber, ganz wie es dem Protokoll und Hofzeremoniell (eigentlich weltweit) entsprach, die jeweilige Delegation eine beeindruckende Größe hatte und auch unzählige Waren von unschätzbarem Wert als Geschenk bzw. als Ausstattung zum Anzeigen der eigenen Größe mitgeführt wurden.

2 Kommentare:

jfjade hat gesagt…

Wow, wow, wow, dein Blog ist der volle Hammer. Respekt zu den Bildern. Ich hoffe doch, du machst mindestens eine Bildervorführung, sobald du wieder in der Heimat bist. Viel Glück weiterhin, Julia

Belthasar2 hat gesagt…

Tja, inzwischen sind's knapp über 1000 Photos aus Japan, das wird ne laaange Vorführung.

Danke für's Lob, wir sehn uns dann in Graz.