Sonntag, 30. Dezember 2007

Erläuterung

Okay, ein kurzer Eintrag für jene, die nicht die Kommentare lesen.

Es stimmt, dieses Jahr war der 24.12. ein Feiertag, aber nur weil der 23. ein Sonntag war. Der 23.12. ist nämlich der Geburtstag seiner Majestät, Kaiser Akihito, und somit ein nationaler Feiertag. Da er dieses Jahr auf einen Sonntag gefallen ist, tritt die Regelung in Kraft, wonach, wenn ein Feiertag auf einen Sonnag fällt, der nächste Montag frei ist.

Vielen Dank an Helmut fürs Erinnern an diese Regel.

Samstag, 29. Dezember 2007

Nachtrag

Heute hol ich einmal verschiedenes nach, über das zu schreiben ich schon mehrmals erwähnt, bzw. am Rande davon gesprochen habe.

Aber zuerst:

Danke an meine Eltern für das Weihnachtspaket und vor allem für die
Weihnachtsbäckereien!

Gegessen habe ich selbst kaum welche davon, da ich es lieber an Freunde und Bekannte (in erster Linie natürlich Japaner) verteilt habe, um ihnen ein Stück richtiger Weihnachtskultur beizubringen. Zu sagen, sie waren hocherfreut, ist untertrieben. Als ich den Leuten, nach dem Verteilem im Deutschkurs, die letzten Reste zum nach Hause nehmen gegeben habe, haben sie nicht nur die Stücke, sondern auch die Brösel eingepackt.


Ein herzliches Danke schön auch an Pia und Bernhard für ihr tolles Weihnachtsgeschenk, das sie mir per Amazon gemacht haben:



Wie in Japan üblich, war es 4-mal verpackt.



Hier "meine" Deutschschüler:






In den Kurs bin ich mehr oder weniger zufällig reingerutscht. Mein akademischer Tutor unterrichtet Deutsch (er hat auch das Austauschprogramm mit Graz ins Rollen gebracht) und hat mich im Oktober eingeladen, mal im Kurs vorbeizuschauen und natürlich kann man nicht nein sagen. Der 2. Lehrer ist, wie schon erwähnt, der einzige Österreicher, denn ich hier kenne, und da es ganz lustig war den Japanern bei ihren Sprachversuchen zu helfen, bin ich hängengeblieben, und bin jetzt jeden Freitag Abend eine Art "Sprachhelfer" (Zur Zeit des Dienstagkurses hab ich andere Kurse). Ich kann für meine Studien lernen, wenn die Professoren Grammatik erklären und helfe bei den Übungen der Schüler (gut, daß ich einen strengen Deutschlehrer hatte, so ist tatsächlich einiges an deutscher Grammatik bei mir hängengeblieben. Danke Prof. Hiti). Wobei Professor Trummer und ich den Schülern konspirativerweise im Sprechen und bei den Übungen österreichisches Deutsch beibringen. Zusätzlich erkläre ich ihnen auch die alte Rechtschreibung ("besser wäre da ß statt ss, auch wegen des Sprachgefühls und der Betonung"), die neue deutsche Rechtschreibung kann nämlich von mir aus zum T..... gehen.

Auch habe ich einmal eine Präsentation über Österreich gehalten. Ein Stück Geschichte, das Burgenland, mein Heimatort, inklusive Landschaftsphotos und österr. bzw. regionaler Kultur. Zu diesem Thema habe ich Photos vom Musikverein, vom Buschenschank und ein kurzes Video der Volkstanzgruppe gezeigt, sowie Photos vom Uhudler-Kellerviertelfest (Ad Seidl und Berni: Nicht nur meine Gastfamilie, auch meine Schüler waren sehr angetan von euch).


Notiz am Rande: Unter den Schülern, die an sich alle Studenten sind, befinden sich auch zwei Damen, die eine über 40, die andere über 50. Dies ist in Japan nichts außergewöhnliches, oft besuchen "ältere Semester" verschieden Kurse (meistens außerhalb der Unis) um sich weiterzubilden und sind mit Ehrgeiz dabei, die beiden gehören zu den besseren im Kurs.


Wie berichtet sind Neujahrs-Grußkarten sehr beliebt in Japan. Im Folgenden jene, die ich meiner Gastfamilie geschickt habe.





Erstes Bild: Die 2 waagrechten Zeichen in der linken, oberen Ecke weisen die Karte als Neujahrskarte aus, damit stellt die Post sie genau am 1.1. zu. Hat man eine blanke Karte muß man sie hinzufügen sonst kommt sie früher an, was nicht so gut ist, da sich die Japaner am meisten freuen, wenn sie genau am 1. eintrifft.

Zweites Bild: Selbst geschrieben, achtung, von rechts nach links lesen. Die rote Schrift (kingashinnen) bedeutet "Ein glückliches neues Jahr" und ist ein etwas alter und höflicher/vornehmer Ausdruck, der eigentlich fast ausschließlich in der Schriftsprache Verwendung findet. Umgangssprachlich werden andere benutzt, aber ich mag es nunmal traditionell. Die blaue Schrift bedeutet soviel wie: "Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe (Beistand, für alles) was Sie im letzten Jahr für mich getan haben, und hoffe daß auch dieses Jahr unsere Beziehung eine gute bleibt." (nicht wörtlich übersetzt). Da das Jahr der Maus ansteht, darunter die üblichen Mausmotive, obwohl jene am rechten Rand habe ich selbst gezeichnet. Zwar bin ich was Kunst betrifft, ausgenommen Musik, also Malen Zeichnen etc, normal ein absolut unbegabter Versager, aber ich denke die sind mir ganz gut gelungen, leider ist das Photo zu unscharf, als das man die Schneeflocken gut erkennen könnte. Warum über den Mäusen das Jahr 20 statt 2008 steht, hat mit der japanischen Zählweise zu tun, und werd ich ein anderes Mal erklären (ah, riecht nach "Nachtrag" Teil 2!)

Und natürlich am Ende der Karte: Der Wunsch auf Deutsch.


Ein paar Photos vom erwähnten Klub-besuch in Osaka:

Rechts die Schwedin, deren Geburtstag wir gefeiert haben (einige Leute fehlen auf dem Bild)




Mikael hat seine Hände nicht unter Kontrolle (obwohl er eigentlich ja nur auf Wunsch gehandelt hat)




Zwei Photos der Tanzfläche






Die zwei gehörten noch zum unteren Level, was "aufreizendes" Gewand betrifft.
(Allerdings von vorne waren sie dann schon im Durchschnitt)




Wie man an unseren Begleiterinnen sehen kann, geht es auch anders (etwas mehr normal)





Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:


Das Leben in Japan ist oft sehr anstrengend und ermüdend. Selbst in der Studienzeit, die von vielen als die schönste Zeit mit der meisten Freizeit betrachtet wird, ist es dennoch oft mühselig, da viele Studenten neben ihrem Studium und ihren Klubaktivitäten zusätzlich noch einem Halbtagsjob nachgehen, um sich gewisse Ausgaben leisten zu können, wobei aber schon das Studium allein teuer genug ist (mehrere tausend Euro Studiengebühren pro Jahr an staatlichen Universitäten). Durch diese Beanspruchung, nebst dem "traditionellen" Studentenleben bezüglich Ausgehen, kann man vor allem in Japan (es existiert angeblich auch in anderen asiatischen Ländern) ein interessantes Phänomen beobachten: Ein guter Prozentsatz von Studenten, die während der Vorlesung ganz unverschämt schlafen. Bei Kursen mit kleineren Gruppen (5-15 Leute) ist dies das zwar nicht so stark der Fall, aber ab Größen von 30 Teilnehmern wiegen sich schon einige in Morpheus' Armen. Das Auffälligste dabei: Es wird von den vortragenden Professoren akzeptiert und geduldet. Diese wissen nämlich, daß ihre Studenten in absehbarer Zukunft in die Arbeitswelt eintreten werden, und wie hineireichend bekannt ist, ist diese in Japan wahrlich kein Zuckerschlecken. Da es im japanischen Unisystem nur relativ wenig aktive Mitarbeit gibt, und die Überprüfung der Leistung größtenteils durch Prüfungen, Präsentationen und Seminararbeiten erfolgt, hat das Schlafen meist keinen Einfluß auf das Abschneiden am Ende des Semesters. Bevor sich jetzt aber einige Leser wehmütig an die frühere Handhabung der Anwesenheit an österreichischen Universitäten erinnern, sei an dieser Stelle noch gesagt, daß in den meisten Kursen dennoch eine Anwesenheitspflicht von 70 Prozent herrscht. Man kann zwar ab und zu schlafen, muß aber dennoch zumindest körperlich anwesend sein, denn die Freiheit hat auch hier ihre Grenzen.

Dementsprechend nutzen viele Studenten auch allfällige Freistunden um sich ein wenig Schlaf zu gönnen, wie auf dem folgenden Photo zu sehen ist. Dieses erinnert den Autor stark an seine Ausbildunsgzeit beim Bundesheer, in der von den Soldaten auch jede freie Minute genutzt wurde, um zumindest zu dösen.





Anmerkung der Redaktion: Nächsten Mittwoch wird kein neuer Bericht erscheinen, da ich zu diesem Zeitpunkt in Tokyo sein werde, vielleicht wieder am kommenden Donnerstag oder Freitag.

Dienstag, 25. Dezember 2007

Weihnachten? Was ist das?

Heute behandeln wir die Frage: Wie wird in Japan Weihnachten gefeiert, bzw. wird es überhaupt zelebriert?
Es vermittelt einen guten Eindruck, wenn ich euch erzähle, daß ich heute zwecks eines Kurses an der Uni war. Ja richtig, keine Ferien, denn der 24. 25. und 26. sind hier ganz normale Arbeitstage. Zur Uni: Es gibt diese Woche zwar keinen regulären Unterricht mehr, aber dennoch werden Extra-kurse abgehalten (z.B: wenn über das Semester zu viele Stunden ausfallen) denn offiziell schließt die Uni erst am 28. Weihnachten hat hier praktisch keine Bedeutung (bei nur 2-3% Christen nicht verwunderlich), und fast alles was verwendet wird ist aus Amerika importiert (Lieder, Dekoration etc). Der 24. und 25. sind mehr Tage für junge/frischverliebte Paare, an denen sie etwas gemeinsam unternehmen, für den Rest sind sie mehr oder weniger normale Arbeitstage.

Aber:
Neujahr ist dafür riesig. Der Jahreswechsel ist eines der wichtigsten (vielleicht das wichtigste) Fest des ganzen Jahres, an dem man mit der Familie zusammen ist, es Geschenke gibt (v.a. für die Kinder) sowie gutes Essen (traditionelle Gerichte) und Süßigkeiten. Es gibt auch sehr viele spezielle Feiern in den Tempeln etc. kurzum, für die Japaner ist Neujahr das, was für uns Weihnachten ist. Randnotiz: 2008 ist das Jahr der Maus, weswegen alles in Anlehnung daran geschmückt wird, und die traditionellen Neujahrskarten, die weitaus verbreiteter sind als Weihnachtskarten bei uns, tragen Mausmotive. Die Karten werden genau am 1. Jänner zugestellt, die Postler gehören daher zu den wenigen die arbeiten.


Nachtrag zum letzten Mal
Onsen:

Onsen (温泉=warme Quelle) sind ursprünglich Thermalquellen, und traditionell befindet sich das Wasser in natürlichen Becken (Stein) im Freien, wobei durch eine Holzwand in der Mitte der Bereich der Männer von dem der Frauen abgegrenzt ist, da man nur nackt badet. Es gibt noch viele traditionelle Bäder in Japan allerdings sind sie im Vergleich oft relativ teuer und etwas abgelegen. Die meisten (wie in Arima) befinden sich in Gebäuden, haben ein heißes und manchmal ein kaltes Becken und eine Sauna. Die restliche Tradition bleibt erhalten: Nackt baden, Männer und Frauen dementsprechend getrennt und das wichtigste: Bevor man ins Becken steigt, muß man sich an extra Waschplätzen gründlich reinigen, inklusive Shampoo und Duschgel, damit das Wasser sauber bleibt. Dann gibt es noch SPAs, das sind Onsen wobei das Wasser aber nicht natürlich heiß bzw. reich an Mineralien ist, dafür haben sie oft zusätzliche Becken bzw. andere Extras, im Prinzip sind sie kleine Thermen, aber ohne "Action"-spielereien bzw. "Wellness"-blödsinn. Preismäßig blättert man für die natürlichen "Indoor"-onsen von 500 bis 900 Yen hin (in Arima war das, soll aber teurer als normal sein) bzw. um die 300 Yen für einen SPA-Besuch. Umgerechnet sind das 3- 5.50 Euro bzw. 1.80 Euro, dafür kann man alles benutzen (auch die Sauna) und solange drinnen bleiben wie man will, oder bis der Onsen schließt. Kostet "etwas" weniger als eine Therme bei uns, nicht wahr?



Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Wie schon erwähnt, geschehen, statistisch gesehen, die meisten Scheidungen in Japan nachdem der Mann in Pension gegangen ist. Wie mir einige Japaner erklärt haben, gibt es dafür folgende Beweggründe: Der Mann arbeitet Jahrzehnte in einer Firma, und oftmals bekommt er mit fortgeschrittenem Alter mehr Verantwortung und Entscheidungsmacht übertragen. Die Frau ist sehr oft "nur" Hausfrau, wobei aber sehr sehr viele Frauen durchaus damit zufrieden sind, da sie dadurch der harten, in Japan meinem subjektiven Eindruck nach auch etwas unmenschlichen, Arbeitswelt entkommen. Zu Hause sind sie aber die Chefs. Die Hausfrau erzieht nicht nur die Kinder, kocht das Essen, und kümmert sich um den restlichen Haushalt, sondern entscheidet dabei was wie zu geschehen hat. Der Mann mischt sich dabei praktisch beinahe nie ein, sondern überläßt fast alles seiner Frau, im Gegenteil, meistens ist er froh wenn er nicht viel zu tun hat, wenn er nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommt. Die Frau beherrscht somit beinahe uneingeschränkt den Haushalt. Die meisten werden jetzt bereits erahnen, worauf dieser Beitrag abzielt.
Viele Männer die nun in Pension gehen, finden sich mit der neuen Lage nicht wirklich zurecht und beginnen, oder versuchen, nun im Haushalt etwas mehr zu übernehmen, die einen, die nun keine Beschäftigung mehr haben, wollen somit wieder etwas zu arbeiten haben, die anderen wollen den Verlust der Veranwortung und auch der Macht nicht hinnehmen, und beginnen ihren Frauen "Ratschläge" zu geben und wissen natürlich wie alles besser funktionieren würde. Die Hausfrauen ihrerseits, sind es nach Jahrzehnten nicht gewohnt ihre Arbeit, welche oft einem geregelten Plan folgt, zu teilen beziehungsweise lassen sie sich noch weniger herumkommandieren. Durch diese Umstände, und da keine Kinder mehr im Haus sind, die es zu versorgen gilt, kann es leider zu unüberbrückbaren Gegensätzen und schlußendlich zur Scheidung kommen.

Sonntag, 23. Dezember 2007

Schande und Feste

Ja, Schande über mich, ich habe ein Update verpaßt. Als Wiedergutmachung wird es über die Weihnachtsferien mehr als üblich geben, obwohl eines schon vorweg: Die Ferien sind hier kürzer als zu Hause, so habe ich beispielsweise am 25.12. noch einen Kurs an der Uni, denn offiziell schließt die Uni erst am 28.12. Aber davon nach Heilig Abend mehr.

Nun denn. Am Samstag vor einer Woche war ich am sogenannten "Luminarie"-Fest in Kobe, das Wort kommt vom italienischen "illuminari" und es ist, wie der Name schon sagt, ein Lichterfest. Hierbei wird ein Straßenzug mit unzähligen bunten (elektr.) Lampen geschmückt, die zwar ein wenig kitschig aussehen, aber dennoch ist das Ganze sehr schön. Am Ende wartet dann noch ein Art erleuchteter kleiner Pavillion. Aus den Lautsprechern entlang der Straße klingt Barock- und Kirchenmusik, was dem ganzen eine wiklich schöne Note (wortwörtlich) verleiht. Leider sind auch die üblichen Durchsagen omnipräsent ("Vorsicht, laufen sie nicht in jemanden hinein," etc.), diese wirken doch sehr störend.
Das Fest selbst ist eine Besonderheit von Kobe, und es gibt es erst seit 1995, als Gedenken an das große Hanshin-Erdbeben vom 17. Jänner 1995, welches Kobe am härtesten traf. Meines Wissens nach wurden die Lichter von der italienischen Regierung als Geschenk überreicht, und da sie angeblich handbemalt sind, haben sie auch einen hohen künstlerischen Wert. Die Lichter werden über einen Zeitraum von zwei Wochen jeweils am Abend für einige Stunden erleuchtet, und wie so oft begeben sich Menschenmassen dorthin: Obwohl einige Straßenzüge gesperrt sind, benötigt man ca. 1 1/2 Stunden bis man die Lichter endlich sieht, das ganze hat (wieder mal) Volksfest-charakter.







Mehr Photos wie üblich im Album

Zum Erdbeben selbst: Hier nur einige Randfakten, da es auf Wikipedia sehr gut beschrieben wird. Es traf Kobe in den Morgenstunden des 17. Jänners (um ca. 5.46 Uhr) und gilt als größte Katastrophe, welche die Stadt je heimgesucht hat. Es sind zwar "nur" etwas mehr als 6000 Menschen ums Leben gekommen, aber der infrastrukturelle Schaden in der Stadt und den Wohngebieten war immens. Zudem hat die Regierung in Tokyo das Katastrophenmanagement komplett verschlafen (vergleichbar mit der US-Regierung als New Orleans überflutet wurde). Große Teile der Stadt und des Hafens wurden so sehr zerstört, daß weite Teile komplett neu aufgebaut werden mußten, und mit dem Erdbeben verlor Kobe auch endgültig seinen Rang als wichtigster Nicht-Erdöl Hafen an Yokohama. Bis heute ist die Erinnerung sehr stark, an der Uni habe ich als Auslandsstudent bereits drei Vorträge über das Erdbeben gehört. Es war aber auch ein beispielloses Ereignis in Puncto Hilfe und Zusammenarbeit über Grenzen hinweg und von Selbstorganisation, da die Regierunsstellen versagten (sogar die in Kobe ansäßige Yamaguchi-gumi Yakuza hat ohne etwas zu erwarten geholfen).

Sollte jemand genaueres darüber wissen wollen, und nicht ganz auf Wikipedia etc. vertrauen, bitte nach meiner Rückkehr mit mir in Verbindung setzen, ich habe einige Bücher und Infos von der Uni darüber bekommen.


Am Sonntag waren David und ich einmal mehr wandern. Dieses mal haben wir die Hügelkette überquert, und sind zu den Onsen (heiße Quellen) in Arima marschiert. Diese sollen schon seit ca. 1000 Jahren (oder mehr) in Benutzung sein, und sollen auch die Lieblingsonsen des berühmten Reichseinigers Hideyoshi Toyotomi gewesen sein. Auf alle Fälle gibt es in Arima viele Hotels (darunter einige Luxusvarianten), und "einen Haufen" Onsenbetriebe.
Genauer Erläuterungen zu Onsens im nächsten Bericht, denn dieser hier wird sonst zu lang.




Am Dienstag war ich dann auf einer kleinen Weihnachtsfeier des Deutschkurses (wie ich in den Kurs gekommen bin, auch in einem der nächsten Beiträge). Jedenfalls ist der 2. Lehrer im Kurs ein Österreicher aus Bruck an der Mur (Name: Stefan Trummer), der einzige mit ich mich hier wirklich normal unterhalten kann, auf gut österreichisch eben. Deswegen haben wir mit Erlaubnis des "Haupt"lehrers die Feier ein wenig österreichisch gestaltet, um den Teilnehmern zu zeigen, wie ein Stück traditionelles Weihnachten aussieht, ohne Kommerz, Konsumterror und amerikanischen Kitsch (amerikanisch deswegen, da in Japan Weihnachten aus Amerika gekommen ist, aber wir produzieren selbst auch genug Kitsch). So haben wir ihnen Geschichten ums Weihnachtsfest erzählt, wo kommt es her, Christkind statt Santa Claus, gefeiert wird am 24. am Abend, wer ist der Nikolaus etc. Trummer-sensei hat dann einige traditionelle Lieder zum Besten gegeben (wie meine Freunde wissen habe ich eine grauenhafte Gesangsstimme) und der Höhepunkt des Abends: Wir beide haben eine kleinen Topf Glühwein gekocht. Da er die Zutaten aus Österreich besorgt hatte, ist er auch wirklich original geworden. Der Glühwein ist sehr gut angekommen, vor allem beim japanischen Professor (er war schon öfters in Graz und hat dort seine Liebe dazu entdeckt) und bei dem Mädchen mit urkainischen Wurzeln. Sie hätte den gesamten Inhalt am liebsten allein getrunken, denn natürlich hatten wir viel zu wenig. Wie alle japanischen Feiern hat auch diese pünktlich zu einer festgesetzten Zeit geendet, aber trotzdem war es vor allem für mich ein Stück echtes Weihnachten.








Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Wann immer in Japan öffentliche Feste veranstaltet werden, werden zig Menschen als Ordner, Helfer und Sicherheitskräfte (meist wird dies von privaten Firmen unter Schirmherrschaft der Polizei erledigt) eingestellt. Was zunächst ganz natürlich erscheint, wird für jemanden aus dem westlichen Kulturkreis schnell eigenartig, wenn man den Fokus auf die Helfer in der Verkehrsregelung legt: Es sind immmer mehrere Personen anwesend, um Aufgaben zu erledigen, die für den Besucher selbst ohne Hilfe selbstverständlich sind. Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Von zwei Seiten kommen Besucherströme über eine Straße (die sowieso per Ampel geregelt wird) um sich zu "vereinigen" und in die selbe Richtung weiterzubewegen. Nun wird dieses Einreihen nicht den Besuchern selber überlassen, nein, Ordnungshüter halten periodisch jeweils einen Strom auf, um eine gewisse Anzahl Gäste des zweiten sich einreihen zu lassen, danach wird gewechselt. Auch wird diese Aufgabe nicht von 1-2 Ordnern erledigt, mehr wäre nicht nötig, sondern von 5, manchmal noch mehr. Kurzum, alles ist bis ins kleinste Detail geplant, nichts wird dem Zufall überlassen und, Gott behüte, es käme gar zu einem Ausbruch von Selbstinitiative. Auf den Autor persönlich hatte dies eher einen belustigenden Effekt, doch wie selbst im Sommer nach einem Feuerwek in Tokyo festgestellt, ist es doch angenehm, wenn man in den Massen den Weg zu "seiner" Station verliert, und man schnell den nächsten Helfer fragen kann (oder einen Blick auf die Schilder mit Wegbeschreibungen wirft, die diese hochhalten).
Am Ende des Beitrags ein Video dazu

In der japanischen Gesellschaft hat dies aber durchaus seinen Sinn: Die Besucher fühlen sich sicher und beschützt, und gehen zum Fest im Wissen, daß immer jemand im Hintergrund da ist, der über sie wacht. Den Ordnern selbst wird das Gefühl vermittelt, sie werden gebraucht und jeder einzelne von ihnen erfülle einen Zweck. Aus dem selben Grund sieht man oft alte Männer (über 60, 70 Jahre) als Sicherheitsleute in Einkaufspassagen oder als Art Einweiser bei Baustellen stehen. Denn obwohl sie keinen wirklichen obejektiven Zweck dienen, ist es für sie persönlich wichtig das Gefühl zu haben, noch einen Sinn in der Gesellschaft zu erfüllen, da sie für "richtige" Arbeit oft zu alt (per Gesetz) und/oder zu gebrechlich sind. In der japanischen Gesellschaft wird daher die Pension oft subjektiv als etwas Schlimmes empfunden, da man nichts mehr zu tun hat, und vor allem kaum mehr etwas zum Wohlbefinden der Gesellschaft beitragen kann (Welch Unterschied zu uns, siehe Postpensionierungen etc). Daher gibt es auch Stimmen (zum Beispiel ein Professor von mir, Alter: 60), die meinen, die Regierung sollte doch das Pensionsalter hinaufsetzen, damit die Leute länger in ihren Firmen arbeiten können. Wohlgemerkt aber, die MÖGLICHKEIT länger zu arbeiten NICHT den Zwang dazu, auch im Hinblick der, vor allem in Japan, rapiden Überalterung der Gesellschaft. Allerdings haben viele Firmen verständlicherweise einige Vorbehalte.



In unserer nächsten Ausgabe etwas mehr darüber, besonders im Hinblick, daß die meisten Scheidungen in Japan aufkommen, nachdem der Mann in Pension ist.

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Lückenbüßer-Woche

Nein, diese Woche gibt es wirklich nichts Neues (oder Interessantes) zu berichten. Ich habe mich nur für den, von der Uni organisierten, Schitrip nach Nagano im Jänner angemeldet. Dort gibt's wirkliche Berge, und wer sich noch erinnern kann, fanden 1998 in Nagano die olympischen Winterspiele statt, inklusive Hermann Maiers "Flugeinlage".
Das Ganze ist zwar ein wenig teuer, aber dank meines Stipendiums vom japanischen Staat kein allzu großes Problem (was soll das heißen, dafür ist es nicht gedacht? Na wofür denn, wenn nicht zum Japan erleben).

Letztens ist mir (eigentlich erst durch einen Deutschen, der nicht japanisch kann) bewußt geworden, welch komischer Eindruck es sein muß, wenn ich mich mit den Chinesen aus meinen BWL-Kursen unterhalte.
Wie verständigen sich ein Österreicher und eine Chinesin? Nicht auf Deutsch, Chinesisch oder Englisch, sondern auf Japanisch. Soll auf einen Westler (laut meinem Kollegen) wirklich einen eigenartigen Eindruck hinterlassen, auch wenn ich nicht (mehr) ganz verstehe, warum.

Apropos: Der Großteil der Chinesen (und einige Koreaner), denen ich bisher an der Uni begegnet bin, ob im Sommer oder seit September, kann Japanisch oftmals weitaus besser als englisch sprechen. Dies ist insofern interessant, als daß weite Teile der chinesischen Bevölkerung Japan noch immer wegen seinen Taten während des 2. Weltkriegs verachten oder hassen (bzw. weil sich Japan mit der Aufarbeitung etwas schwer tut). Ein Umstand, der durch die Propaganda der kommunistischen Regierung manchmal gefördert wird (Merke: Ein äußerer gemeinsamer Gegner verdeckt innere Probleme). Dennoch ist es kein Tabu an chinesischen Schulen oder Universitäten japanisch zu lernen, oder ein Auslandssemester (oder -jahre) in Japan zu absolvieren, wobei eben auf japanisch mehr Wert als auf englisch gelegt wird (auch mögen sie sich in der Kultur ähnlicher sein, bzw. haben Chinesen nicht so große Probleme mit den verfluchten Kanji).



Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Bürokratie in Japan.
Da Japan sehr viel Wert auf Genauigkeit, Details und das sogenannten "innerhalb der Box"-Denkens setzt, ist die Bürokratie und das Beamtentum dementsprechend aufgebaut. Interessanter- oder vielleicht auch erschreckenderweise ist sie der österreichischen sehr ähnlich, so daß der gelernte Österreicher weitaus weniger Probleme oder Wutanfälle hat, als seine Gegenstücke aus anderen nicht-asiatischen Ländern. (Obwohl, um der Sache gerecht zu werden, muß an dieser Stelle gesagt werden, daß unser Beamtentum und die Bürokratie sich in den letzten Jahren stark verbessert haben).
Dennoch sind die Ähnlichkeiten unverkennbar, was die bürokratische Detailverliebtheit, das hin-und-her schieben von Dokumenten zwischen Abteilungen und das Einhalten der Hierarchie betrifft. Doch genauso wie in Österreich kann man hier oft mit ein wenig gutem Zureden, ein wenig Jammern und dem allfälligen Bitten ("herns, I waß, daß des normal net geht, owa I brauch des dringend ..." etc.) Dinge die unmöglich scheinen, möglich machen bzw. den Weg stark verkürzen. Diese Art ist für einen deutschen Kollegen ungewohnt, und hat auch zu einem Wutausbruch geführt. Wir haben beide etwas merkwürdige Post bekommen, in der uns eine sichere Sache an der Uni verweigert wurde (keine Details hier), was uns beiden Probleme beschert hätte. Als Österreicher war mein Gedanke dazu: "Erst einmal im Büro nachfragen was Sache ist, mit denen reden, und schaun, ob sich nicht etwas drehen läßt". Gesagt, getan, und nach 15 Minuten Gespräch, Bitten, Erklärungen, und einigen Telephonaten seitens der Sekretärin, war das Problem gelöst und ich ging beruhigt nach Hause. Der Deutsche dagegen hat im Zentralbüro angerufen und sich furchtbar beschwert (auch sehr laut), "was das denn soll", und "wie das sein kann". Wie er mir später erklärt hat, ist es in dem Teil Deutschlands, aus dem er stammt, üblich, daß solche Briefe endgültig sind, man mit Gesprächen praktisch nichts ausrichten kann, und man sich am besten gleich bei der Hauptstelle beschwert.
Das sind wohl die Unterschiede zwischen der deutschen und österreichischen Bürokratie, wobei es Benutzer der letzteren in Japan aufgrund Ähnlichkeiten sehr viel leichter haben, da sie es einfach gewohnt sind (Was nicht heißen soll, daß es nicht manchmal, wie in der Heimat, zum Verzweifeln ist).

Einen eklatanten Unterschied gibt es dennoch: Das Fehlen des grantigen Beamten. Denn egal welches Anliegen man hat, welche Behörde im Spiel ist, oder mit wem man spricht, der Beamte gegenüber ist, wie es dem Bild eines Japaners entspricht, immer höflich und freundlich und versucht immer zu helfen, oder er versucht diesen Eindruck zu erwecken, um das Bild des Beamten in der Öffentlichkeit nicht zu schädigen (das berühmte, schon mehrfach erwähnte "Nicht-das-Gesicht-verlieren" Spiel).
Kurz gesagt: Es gibt keine Grantler.

Auch wenn es oft sehr schwer sein muß, sich so gut zu benehmen, vor allem wenn unflätige Gaijins (Ausländer) zu bedienen sind.

Mittwoch, 5. Dezember 2007

Mein Wochenende (Scrubs-Referenz)

Auch diesmal ein relativ kurzer Beitrag, denn es ist nicht viel Neues passiert.

Freitag:
Eine Gruppe von Leuten war am Abend in Osaka um den Geburtstag der Schwedin aus unserem Heim zu feiern. Wir verbrachten den ganzen Abend in einem Klub, wo es einige Leute wohl auch mit dem Feiern etwas übertrieben haben (v.a. der Schwede und unserer hauseigener Bulgare).
Wie dem auch sei, am meisten ins Auge gesprungen sind die Mädchen. Ich habe noch nie soviele Mädels gesehen, die ausgesehen haben wie, verzeiht den Ausdruck, "billige Nutten", aber ernsthaft, sowas sieht man bei uns am ehesten am Gehsteigrand, ich persönlich kann soetwas ja überhaupt nicht ausstehen.

Sollte jemand noch immer glaubt, daß alle japanischen Mädchen zurückhaltend und "züchtig" gekleidet sind, sollte er mal einen solchen Klub besuchen, denn die sind wirklich nur dort um Kerle "aufzureißen". Einer von den Jungs, die mit uns waren, hat dann auch den Klub mit "so einer" verlassen. Ich selbst habe versucht eher Abstand zu halten. Und bevor jetzt irgendwer mit "Bist deppert? Laßt dir eine sichere Sache entgehen?" oder ähnlichem kommt, sag ich nur: Wenn jemand sowas gern hat, bitte, sei mein Gast, aber bitte bloß nicht angeheult kommen, wenn man sich irgendwas einfängt, und sei es nur ein Schwinger von 'nem 2 Meter großem Schwarzen (es waren einige im Klub), der es auf die selbe abgesehen hat.


Didi muß ja sooo stolz sein




Samstag:
Ein üblicher Tag gefüllt mit Lernen und gewürzt mit dem Vorbereiten einer Gruppenpräsentation für Dienstag, welche übrigens gut abgelaufen ist. Auch wenn einer meiner beiden japanische Partner sehr wenig Englisch kann und deswegen ich seinen Teil mitpräsentieren mußte.
Danach war ich wieder einmal bei meiner Gastfamilie aus dem Sommer zum Abendessen eingeladen, das (wie immer) ausgezeichnet war. Ich hab ihnen dann noch ein paar Photos aus Neusiedl, dem Musikverein und dem Uhudler-Kellerviertel Fest gezeigt (ad Bernie: Du bist ganz gut in Szene gesetzt gewesen, aber über Dominiks "schlafen am Tisch" haben sie sich am meisten amüsiert).




Und weil schon viel Anfragen gab: Hier "meine" Familie




Sonntag:
Da war ich mit David aus Irland wieder wandern in der Hügelkette der Kobe-Region, diesmal zum Gipfel Maya. Wir waren allerdings etwas enttäuscht, als wir ziemlich schnell oben waren, was bei knapp 701 Meter aber nicht verwundert, wobei der Blick über die Region aber wieder toll war. Beim Abstieg haben wir dann den Wanderweg verlassen und uns durch den Wald und ein trockenes Bachbett geschlagen. Das war lustig, anstrengend, für David auch ein wenig gefährlich, da er nicht wirklich Berge und Felsen gewohnt ist, und hat uns für den langweiligen Aufstieg entschädigt. Insgesamt waren wir diesmal nur 7 Stunden unterwegs (reine Wanderzeit: 6).




Zur Abrundung des Wochenendes bin ich dann noch am Abend mit dem Briten Simon Yakiniku (wörtlich: Gebratenes/gegrilltes Fleisch) essen gegangen. Dazu bekommt man das Essen (zu 80% eben Fleisch) roh und gewürzt serviert, welches man dann selbst auf einem in der Tischplatte eingelassenen Grill, grillt. Aüßerst schmackhaft, und gar nicht so teuer in den richtigen Restaurants.







Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Sehr bekannt, und vor allem von Ausländern geschätzt, sind in Japan die sogenannten Hyaku-en (100 Yen) Shops. Denn wie der Name schon sagt beträgt der Preis der meisten Produkte nur 100 Yen (ca. 64 Cent). Teuere werden extra beschildert. Den Haupteil der Produktpalette nehmen alltägliche Haushaltswaren und Gebrauchsgegenstände ein, wobei die Qualität, entgegen der Suggestion durch den niedrigen Preis, durchaus zufriedenstellend ist. Da diese Gegenstände ideal sind, wenn man sich nur einige Monate oder ein Jahr in Japan aufhält, sagte ich vor allem bei Ausländern, die keine Top-Qualität, haltbar über mehrere Jahre, benötigen. Doch kaufen auch sehr viele Japaner selbst dort ein, und zwar nicht nur solche die gezwungenermaßen sparen müssen, denn es ist gesellschaftlich nichts lachhaftes daran im Hyaku-en Shop zu kaufen. Nicht so wie früher bei uns oft war, wo Personen die bei Hofer einkauften belächelt wurden, allerdings hat sich auch Hofer im Punkte Qualität sehr stark in den letzten 10 Jahren verbessert. Größere Shops beherbergen in ihrem Sortiment auch Lebensmittel und mittelgroße Gerätschaften, also mein Tip: Sollte man sich nur eine kurze Zeit in Japan aufhalten und dennoch Haushaltsgegenstände benötigen, bieten diese Geschäfte fast immer das beste Preis-Leistungs Verhältnis.