Samstag, 16. Oktober 2010

Sturm auf die Untere Wocheiner Gruppe!

Letztes Wochenende war ich mal wieder Wandern, dieses Mal auf der Gipfelkette um den Rodica, die Unteren Wocheiner Berge, am äußersten Süd-Ost-Ende des Triglav-National Park. Die Gruppe besteht aus den Gipfeln (von West nach Ost) Vogel, Šija, Rodica, Črna Prst. Ursprünglich war ja geplant, den höchsten Berg Sloweniens, den Triglav ("Dreikopf") selbst zu erobern, aber das Vorhaben mußte aufgegeben werden, da ich vor zwei Wochen in Bled erfuhr, daß es um diese Jahreszeit leider fast unmöglich ist, ihn in einem Tag zu besteigen, wegen der wenigen Stunden Tageslicht, zudem gibt es keine Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel zu den Basis-camps. Also bin ich dem Rat des Parkcenters gefolgt und habe eine andere Tour geplant.
Mit dem Zug ging es nach Bohinska-Bistrica (südwestlich von Bled) von dort zum Anstieg auf den Črna Prst, entlang der Kette zum Rodica bis hin zum Šija, wobei ich eigentlich bis zum Vogel wollte, was aber durch die aufkommende Dunkelheit nicht mehr möglich war, und ich beim Šija bereits den Abstieg beginnen mußte.

Die (Strecke) im Detail:

Zu Beginn, gleich aus der Ortschaft hinaus, ein trauriger Ort:


Hier ruhen jene tapferen Männer, die ihr Leben für unser Land geopfert haben ...





Danach der Anstieg über die Nebeldecke zum Črna Prst, also von 500 Meter auf ca. 1800 Meter, wobei bereits beim Anstieg in der Ferne das Triglav- Massiv sichtbar war. Das Ganze hat ein wenig länger als geplant gedauert, da hier auf der Nordseite auch bis Mittag noch Reif liegt, und man deswegen auf den freien Flächen zwischendurch recht vorsichtig sein muß.

Endlich am Črna Prst angekommen, folgte ich dann der Bergkette zum Rodica, den Gipfeln und Flanken entlang mit (kleinen) Klettereinlagen, was aufgrund des schmalen Pfades und steil abfallenden Flanken gar nicht so ohne war. Mir ist natürlich klar, daß das für Bergsteiger und Leute, die in den Bergen aufgewachsen sind, nichts besonderes ist, und sogar ein wenig lächerlich klingt, aber bitte zu bedenken, daß ich einerseits Burgenländer (nicht wirklich Berge dort) und andererseits ich es auch allgemein nicht gewohnt bin auf schroffen Bergen rumzuturnen.
Zudem scheint der Pfad auch an sich nicht viel benutzt zu werden, da mir auf dem ganzen Weg zum Rodica kein anderer Wanderer begegnet ist (außer jemand von der Bergwacht, aber der muß das ja machen).

Hier der Bohinjsko Jezero (Wocheiner See), dessen Westende, auf dem Bild noch hinter dem Berg, mit der Ortschaft Ukanc mein Endziel war. Dieser See ist übrigens der größte Sloweniens und liegt, zum Vergleich, mit knapp über 3 km² von der Ausdehnung zwischen Mattsee und Keutschacher See.




Hier ein Teil des Weges, wer ganz genau hinsieht, kann den Pfad erkennen.




Am Rodica, mit 1966 m der höchste Punkt der Strecke, obwohl der Veliki Roskavec ("Großer Roskavec") nebenan ja offiziell 1 Meter höher ist, dieser aber nicht auf dem Pfad liegt.

Der Triglav (deutscher Name: Terglau), mit 2864 m der höchste Berg Sloweniens und gelegen im Zentrum des Nationalparks.




In diese Richtung (fast genau Süden) liegt Triest, und rechts im Bild (Richtung Südosten), nur 10 - 15 km entfernt, verläuft die Südfront am Isonzo (slow. Soèa).



Jenes Gebiet war Teil der Region in welcher 12 der blutigsten Schlachten des 1. Weltkriegs geschlagen wurden.


Auf der rechten Seite der Šija, der für mich der Endpunkt der Wanderung entlang der Kette war.




Vom Šija ging es dann in Richtung des Vogel Ski-Hotels im Norden (auf dem letzten Photo rechts), vorbei an den Schiliften des Vogel-Schigebiets, von welchem ich wegen der hereinbrechenden Nacht mit der Seilbahn in die Ortschaft Ukanc fahren wollte, wie es mir das Fräulein im Information Center in Bistrica empfohlen hatte. Doch leider: Die Seilbahn fuhr nicht! Wie ich später im Ort erfahren habe, ist es sehr wahrscheinlich, daß wegen der bald beginnenden Wintersaison die Seilbahn zwecks Inspektion außer Betrieb ist. Warum sie das im Info-center nicht wußten? Keine Ahnung.
Das hieß, auch die letzten 1000 Höhenmeter zu Fuß, bis ich in Ukanc war und von dort meine Heimreise nach Laibach antrat, wo ich um 23:30 ankam.

Reine Marschzeit: 12,5 Stunden



Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Slowenien:

Da der Autor sich auf einem kurzen Erholungsurlaub befindet, fällt die Kolumne heute aus.

Wir geben an dieser Stelle unseren Lesern die Möglichkeit Fragen über dieses Land an unsere Redaktion zu schicken, welche in der nächsten Ausgabe behandelt werden.
Die Adresse lautet: manuel.leitgeb@gmail.com

Samstag, 9. Oktober 2010

Wandern in der Gegend meines Wochenendsitzes

Wie die meisten meiner geneigten Lesern wissen, fürchteten meine Kollegen der "Instiution" den Einfluß, den ich als Daimyo der Provinzen des mittleren Westens Japans erlangte und verfrachteten mich auf den Posten hier, da sie glaubten, mich durch die geringere Entfernung besser unter Kontrolle zu haben. Wieder einmal haben sie sich getäuscht. Als neuer Herr über die Krain habe ich nicht nur neue Vertraute gefunden, sondern erfreue mich auch an anderen Vorzügen dieser Position. Wie beispielsweise meinem Wochenendsitz in Bled (Veldes).

Letztes Wochenende fuhr ich daher nach Bled, nahe der österreichischen Grenze, um einem meiner schönsten Besitztümer einen Besuch abzustatten und ein wenig in der Umgebung zu wandern.
Bled ist an sich sehr klein und ein Touristenort, besitzt aber zudem eine weithin bekannte Spezialität, die Kremna rezina oder einfacher: Kremšnita (Creme-Schnitte), welche ich nach Originalrezept im Café des Hotel Park probiert habe. Danach ging es hoch zur Burg von Bled, welche auf einem Felsvorsprung über dem See thront.



Die Burg im Modell





Auf der einen Seite des Sees liegt eine kleine Insel mit einer Marienkirche




Von der Burg weg wanderte ich dann über die Hügel, die den See umschließen, bzw. umkreiste den See teilweise auch an seinem Ufer. Da glücklicherweise am Nachmittag das Wetter ein wenig besser wurde, war es alles in allem ein schöner Ausflug, und ich bin froh, daß ein solch wunderbarer Ort zu meinem Herrschaftsgebiet gehört. Reine Marschzeit: 8 Stunden



Wenn ein Bräutigam es schafft seine Braut alle Stufen hochzutragen, soll es eine wirklich glückliche Ehe werden:



Über die Hügel im Hintergrund bin ich unter anderem marschiert:





Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Slowenien:

Gelegen nahe/in den Julischen Alpen und bereits 1004 zum ersten Mal als Ueldes (Veldes) im Zuge einer Schenkung erwähnt, gehörte die Siedlung mit der Burg (gebaut erst im Hochmittelalter) dem Erzbistum Brixen, für welches Bled über Jahrhunderte der wohl wichtigste Fernbesitz war und erst Mitte des 19.Jahrhunderts verkaufte das Bistum den Besitz an Privatleute. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Bled als ausgezeichneter Ort zur Sommerfrische und auch als Kurort bekannt, wobei besonders der schweizer Naturheiler Arnold Rikli mit der Eröffnung eines Hotels beitrug. Die Bekanntheit der Stadt als Luft- und Thermalkurort ging soweit, daß sogar die New York Times Anfang des 20. Jahrhunderts in einer Ausgabe darüber berichtete. Der berühmte Forscher Julius von Payer war ebenfalls regelmäßig in Bled zu Gast und verstarb auch an diesem Ort.
Nach dem Großen Krieg ging Bled den Weg des restlichen Slowenien, wobei noch zwei Besonderheiten erwähnenswert wären, zum einem war im 2. Weltkrieg in Bled das Sicherheitspolizei und SD Hauptquartier der Oberkrain eingerichtet (KdS Veldes), zum anderen nahm sich Tito eine villa im Ort als gelegentliche Residenz (im Stil des alten jugos. Königshauses).
Heute ziehen besonders der See mit seinen Bade- und Sportmöglichkeiten, sowie die Wanderwege auf den umliegenden Hügeln und natürlich die Thermeneinrichtungen viele Touristen an.

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Das alte Laibach

Heute sprechen wir ein wenig über die schöne Altstadt von Laibach und beginnen mit dem ältesten und wichtigsten Teil: Der Burg von Laibach.
Erstmals 1144 urkundlich erwähnt als ein Sitz der Spanheimer, wurde der Hügel auf dem die Burg steht aber schon seit 1000 vor Christus (oder noch länger) als Siedlung benutzt. Im Jahre 1335 kam sie unter Herrschaft der Habsburger, welche sie wegen der Türkengefahr im 15. Jahrhundert stark befestigten (laut Quellen wurde die ursprüngliche Spanheimer Burg praktisch abgerissen und ein komplett neues Schloß gebaut). Im 17. und 18. Jahrhundert wurde dieses vorwiegend als Militässpital und Arsenal benutzt, bis es nach der Franzosenzeit in ein Gefängnis umgewandelt wurde. Es begann auch langsam zu verfallen, da man sich nicht mehr allzu sehr um den Erhalt kümmerte. 1905 kaufte die Stadt Laibach das Schloß und verwendete es nach dem 2. Weltkrieg als Wohnstätten für Bürger der Stadt (angeblich aber für sehr arme Leute, die Lebensbedingungen sollen wirklich absolut sub-standard gewesen sein). In den 60ern wurde die Totalrenovierung beschlossen, welche an die 30 Jahre dauerte, wodurch das Schloß heutzutage aber ein bebliebtes Touristenziel und Ort für kulturelle Veranstaltungen ist. Noch zu erwähnen wäre, daß der Eintritt frei ist, nur für den Gang auf den Aussichtsturm (1848 an Stelle des Wehrturms errichtet) muß man ein wenig zahlen.

Photozeit (beginnend mit der Burg)




Interessant ist die Kapelle mit ihren alten Wanddarstellungen









Für alle Südburgenländer, vor allem Güssinger: Der alte Batthany




Die Universität von Laibach




Für unsere Freunde aus dem Freistaat Kärnten: In dieser Richtung geht's zu euch.




Umschlossen wird der Schloßberg von der eigentlichen Altstadt, welche zum größten Teil aus Häusern gebaut im Stil der Wiener Rezession besteht, da die Stadt 1895 von einem schweren Erdbeben getroffen wurde, welches insbesondere natürlich in der Altstadt sehr große Schäden anrichtete. Daher mußten große Teile neu gebaut werden, wobei jene des Sezessionstils einen schönen Kontrapunkt zu den verbliebenen Barockhäusern darstellt (übrigens geschah das gleiche bereits 1511, damals wurde die Stadt aber im Stil der Renaissance neu aufgebaut).

Der Brunnen der drei Flüße der Krain (inoffiziell nach seinem Architekten: Robba Brunnen) vor dem Rathaus mit der Kathedrale des heiligen Nikolaus im Hintergrund des zweiten Bildes. Der Brunnen zeigt (vergleichbar zum Erzherzog Johann Brunnen in Graz) die drei großen Flüsse der Krain: Laibach, Sawe und Gurk (Ljubljanica, Sava, Krka). Allerdings handelt es sich hierbei nur um ein Replikat, der Originalbrunnen steht inzwischen im Nationalmuseum.






Über die "Drei Brücken" gelangt man zum Hauptplatz im NW, den Prešeren-Platz, benannt nach dem berühmten deutsch-slowenischen Dichter France Prešeren, welcher heute als Nationaldichter Sloweniens gilt. Ebenso steht am Platz die frühbarocke Franziskanerkirche Mariä Verkündigung (ein besseres Bild wird nachgeliefert).




Mehr oder weniger gleich danaben, steht das Hauptgebäude der Universität Laibach, welche lange Zeit die einzige Universität Sloweniens war und heute mit über 60.000 Studenten eine der größten Europas ist. Gegründet wurde sie nach dem Ersten Weltkrieg 1919 (obwohl es schon davor mehrere Akademien in der Stadt gab) und übernahm den alten Sitz des Landtags der Krain als Hauptgebäude (die historische Nutzung ist noch am Krainer Adler über dem Portal zu erkennen).




Als letztes eindrucksvolles Wahrzeichen der Altstadt präsentiere ich die Drachenbrücke.
Geplant nach dem Erdbeben und bezeichnet als Jubiläumsbrücke zum Gedenken des 40-jährigen Regierungsjahres des Kaisers Franz Joseph I (1888), entworfen von einem dalmatinischen Architekten (anscheinend ein Schüler Otto Wagners) und gebaut 1900/1901 von dem berühmten österreichischen Ingenieur Josef Melan. Der eigentliche Name wurde schon nach der Eröffnung verworfen, und nur mehr von der "Drachenbrücke" gesprochen, da die vier Ecken jeweils von einer Statue eines Drachen (dem Symbol der Stadt) geschmückt werden. Angeblich sollen manche Leute sie auch "Schwiegermutterbrücke" nennen, da die Statuen an jene "Hausdrachen" erinnert.





Was am meisten an der Altstadt Laibach auffällt, ist, daß sie sehr stark im österreichischen Stil gehalten ist, so hat man keine Problem zu glauben, man stünde in Graz oder Salzburg.


Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Slowenien:

Die Gegend um Laibach (und damit die Stadt selbst) wurde unter Karl dem Großen Teil des fränkischen Reiches als Region der Grenzmark Karantanien. Die erste Erwähnung der Stadt (als Siedlung) datiert auf das Jahr 1144, damals auf den Namen Luwigana, obwohl vor kurzem ein Dokument, geschätzt entstanden um das Jahr 1120, entdeckt wurde, welches bereits die Gegend bezeichnet. Zur Zeit werden noch Untersuchungen diesbezüglich betrieben. Im Jahre 1220 erhält Laibach (offizieller Name ab 1278 nach dem Sieg Rudolfs von Habsburg über Ottokar II von Böhmen und Zufallen der Krain) das Stadtrecht und einhergehend das Münzregal, das Recht Münzen zu prägen. Mit der Herrschaft der Habsburger begann auch der Aufschwung der Stadt welcher in einem großen Bekanntheitsgrad als Zentrum der Kunst im 15. Jahrhunder kumulierte. Neu erbaut im Renaissancestil nach einem Erdbeben 1511, mit einer neuen großen Stadtmauer, begann im 16. Jahrhundert sich das erste Mal ein slowenisches Volksbewußtsein zu manifestieren, was sich an der Publikation der ersten Bücher (inklusive Bibelübersetzung) in Slowenisch zeigte. Am Ende des 17. Jahrhunderts wurden große Teile der Stadt im Stile des Barocks um- beziehungsweise neu gebaut, wobei besonders der Italiener Francesco Robba bleibenden Eindruck bis heute hinterließ.
In der Franzosenzeit als Hauptstadt der illyrischen Provinzen, später Teil des Königreichs Illyrien (Kronland des Kaiserreichs Österreich) festigte es um 1850 seine, schon im 18. Jahrhundert vorhandene Wichtigkeit als Transitpunkt durch den Anschluß an das neue Eisenbahnnetz, in diesem Fall an die "Südbahn", die wichtige Verbindung Wien-Triest.
Nicht unerwähnt bleiben soll auch der Umstand, daß Laibach 1821 Veranstaltungsort des Laibacher Kongreßes als Teil des "Konzerts der Großmächte" der Heiligen Allianz und deren Kongreßsystem war, um Streitigkeiten und Probleme in Europa friedlich beizulegen. In diese Zeit fiel auch die Einführung von Slowenisch als offizielle Sprache.
Nach dem großen Erdbeben von 1895 (welches kaum Todesopfer forderte) mußten Teile der Stadt neu aufgebaut werden, welches in erster Linie durch österreichische und böhmische Architekten im Stile der Wiener Sezession geschah, weiters erlebte Laibach einen großen Schub an Modernisierung, vor allem betreffend seiner städtischen Infrastruktur.
Obwohl durch die Isonzo-Schlachten die Front im 1. Weltkrieg relativ nahe war, war die Stadt nur indirekt und sozusagen aus der Ferne vom Krieg betroffen. Als Teil des SHS-Staates wurde Laibach endgültig das administrative, politische und kulturelle Zentrum von Slowenien und der Slowenen und besonders der Architekt Jože Pleènik drückte der Stadt seinen Stempel auf (so sind die modernen Dreibrücken ebenso sein Werk). Im 2. Weltkrieg als "Lubiana" italienisch besetzt, wurde es danach Hauptstadt der slowenischen Teilrepublik der sozialistischen föderativen Republik Jugoslawien, und 1991 der Republik Slowenien.

Das Stadtwappen Laibachs stellt einen linksgwandten Drachen, sitzend auf dem höchsten Turm der Burg Laibach auf rotem Hintergrund dar, wobei der Drache im Laufe der Zeit das hervorstechende Symbol für die Stadt wurde. Der Legende zufolge soll es sich bei dem Drachen um jenes Monster handeln, welches Jason bei der Rückreise der Argonauten (über Donau, Save und dem Fluß Laibach) in der Nähe der heutigen Stadt erschlug. Die wahrscheinlichere Erklärung ist aber, daß der Drache von der Sage des Hl. Georg übernommen wurde, welcher der Schutzpatron der Burgkapelle ist. Eine weitere Erklärung besagt, daß es vielleicht auch Zufall war, gekommen durch den Umstand, daß er reine Dekoration über dem Wappen war und in der Barockzeit Teil jenes wurde, bis er im 18./19. Jahrhundert als vorherrschendes Symbol und Element hervortrat. Als interessantes abschließendes wäre Detail noch zu bemerken, daß sich dadurch die Stadtwappen von Laibach und Klagenfurt sehr ähneln.

Sonntag, 5. September 2010

Markttag

Heute ist Markttag. Nein, eigentlich ist heute Samstag aber Gott sei's gepriesen ist das in Laibach dasselbe. Eines gleich vorweg: Ich liebe Markttag! So, nachdem das geklärt ist, mehr Details: In Laibach ist der Markt in erster Linie ein Bauernmarkt, d.h. Bauern aus der Umgebung und kleine Lebensmittelhändler aus der Stadt bieten an den Ständen (welche von der Stadt zur Verfügung gestellt werden) ihre hausgemachten Lebensmittel an, wobei der Markt an sich im Zentrum in der Altstadt stattfindet und recht groß ist (fast doppelt so groß wie jener am Kaiser-Joseph Platz in Graz). In erster Linie kann man Obst und Gemüse kaufen, aber es gibt auch anderes wie Fleisch, Käse. Brot und auch Blumen und etwas billiges Zeugs. Er ist jeden Samstag ein bißchen anders, weil anscheinend nicht alle immer kommen um ihre Waren anzubieten und manchmal gibt es auch Unterhaltung, so wie heute, wo eine kleine Partie gespielt hat, hauptsächlich Polka und dergleichen ("Oberkrainer"Musik eben). Die Slowenen mögen den Markt teilweise nicht so sehr, da die Sachen im Vergleich zum Supermarkt relativ teuer sind, aber dafür sind sie eben sicher vom Bauern, und für einen österreicher ist es sowieso ca. der gleiche Preis wie zu Hause im Supermarkt.
Wie man sich denken kann, sprechen viele Leute hier Deutsch, aber noch besser ist, daß im Dialekt noch viel mehr Deutsch übrig ist, als in der Hochsprache, z.B. Zucker = sladkorja, im Dialekt einfach cuker (ausgesprochen wie auf Deutsch). Etwas, das mir dabei sehr gefällt und das mir das erste Mal am Markt so richtig aufgefallen ist: Mit meinem Heimatdialekt Hianzisch, sprich Burgenländisch, komme ich hier sogar noch besser zurecht, es ist schon bald lächerlich wieviele Wörter sich ähneln oder bekannt sind. Ein paar Beispiele: "Hochdeutsch - Burgenländisch - Slowenisch" Kartoffeln - Grumpan (Grumpirn) - Krompir; Tomate - Paradeis(a) - Paradižnika (im Dialekt einfach Paradeiz); Küche - Kuchl - Kuhinja; Mais - Kukuruz/Kukriz - Koruza. Teilweise helfen einem auch Wiener Wörter weiter, so wenn man den Slivowitz kennt, weiß man was die Slive ist, wobei ich mir auch sagen habe lassen, daß Leute die Tschechisch können es besonder einfach haben in Slowenien.
Doch was ich eben immer schon gewußt habe, ist, daß wir Burgenländer international sind, deswegen werden wir auch so oft verspottet, purer Neid.








Warum ist bei uns noch keiner auf diese Idee gekommen?




Die Mlekomat sind Milchautomaten in ganz Slowenien, die frische Kuh-Vollmilch anbieten, sie werden jeden Tag mit Milch von Bauern aus der Umgebung befüllt und sind wirklich frisch, d.h. auch nicht pasteurisiert. Wahrscheinlich gibt es sie deswegen bei uns nicht, ich höre schon das zuständige Ministerium: "Das geht doch nicht, viel zu gefährlich für die Konsumenten, wir müssen sie davor schützen, blah blah blah". Jessas, wie haben wir bis vor ein paar Jahrzehnte, v.a. am Land, nur überlebt? (Wobei es anscheinend auch bei uns von Privaten versucht wurde, einzelne Milchautomaten aufzustellen, diese wurden aber nicht von der Bevölkerung abgenommen, bzw. bringt ein einzelner Automat in einem Dorf irgendwo nicht viel) Dabei ist die Idee besonders für die Bauern nicht schlecht, denn da einige Zwischenstufen bis zum Endverkauf fehlen, bekommen sie logischerweise einen höheren Anteil am Verkaufspreis, welcher mit 1 Euro pro Liter ganz okay ist.



Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Slowenien:

Es mag immer noch Menschen geben, die glauben daß Slowenien Teil des Balkans, bzw. der Balkanhalbinsel ist (was vielleicht damit zusammenhängen kann, daß das Land eben sehr lange Teil von Jugoslawien bzw. dem SHS-Staat war). Dies ist eindeutig nicht der Fall, auch wenn es keine klare Nordgrenze der Balkanhalbinsel gibt, und um diesen Irrglauben aus der Welt zu schaffen gehen wir jetzt die häufigsten Definitionen der nördliche Abgrenzung kurz durch.
Klassisch gesehen sind die Balkanländer jene, die im Spannungsfeld zwischen Österreich-Rußland-Osmanisches Reich lagen, da aber die Untersteiermark und die Krain jeweils schon seit Jahrhunderten fixer Bestandteil des hl. röm. Reiches und Österreichs waren, fehlt Slowenien hier heraus. Die vielleicht häufigste Variante ist die Sawe-Donau-Linie, wobei hier entweder der Nebenfluß Kupa (Kulpa) oder der Una als NW-Grenze gelten, allerdings münden beide erst in Kroatien in die Sawe. Weiters gibt es als Möglichkeit die Verläufe von Isonzo-Vipava-Postojna-Krka-Sawe, welche den südlichen Teil Sloweniens einbezieht, allerdings der Großteil noch immer nicht dazu gehört. Die eher seltene Version ist eine gedachte Gerade von Triest nach Odessa, wobei wiederum Slowenien kein Teil davon ist (in diesem Fall allerdings 2/3 von Rumänien, welches bei den anderen Varianten nicht dazu gehört).
Daher hören es Slowenen nicht gerne, wenn man sie als Teil des Balkans betrachtet, und sie ziehen auch unterschiedliche Mentalitäten als Unterstützung heran, so sagen sie, daß Kroaten weitaus emotionaler seien und sie als Slowenen zurückhaltender und rationaler agieren (im Vergleich zu Kroaten und dem Balkan). Indes, Kroaten und Slowenen verbindet eine Art Haß-Liebe wie bei so vielen "lieben" Nachbarschaften weltweit, doch darüber mehr in einem anderen Kolumneneintrag.

Zum Abschluß noch eine Darstellung der Balkanhalbinsel, sodaß man eine genauere Vorstellung der verschiedenen Grenzsetzungen bekommt (hervorgehoben ist die Isonzo-Sawe Methode):

Sonntag, 29. August 2010

Und wieder einmal: Ein Außerirdischer

Mit dem Eintrag letztes Mal habe ich vorläufig mehr oder weniger alles Wissenswerte von meiner Erfahrung über Japan (bis auf ein paar Kleinigkeiten und dem mysteriösen Bericht über die Summer School) geschrieben. Ich habe daher beschlossen meinen Japan-Blog zu mißbrauchen und hier auch über meine Erlebnisse in Slowenien zu schreiben, denn wie die meisten von euch wissen, bin ich Dank AIESEC, drei Monate bei einer Firma in Laibach angestellt und, so alles gut geht, danach in Wien (Oh Gott, Wien! :). Zwei Dinge dazu: 1. Da ich Vollzeit arbeite werden meine Einträge eher unregelmäßg erscheinen, und wenn eher am Wochenende und 2. Da Slowenien sich kulturell nicht wirklich so sehr zu Österreich unterscheidet, werden die Artikel auch eher kürzer sein.

Daher heute ebenso nur dieses: Slowenien bzw. die Gebiete hier waren wirklich zu lange bei Österreich, denn sie haben unsere Bürokratie übernommen (wobei 45 Jahre Kommunismus sicher auch nicht gerade geholfen haben). Genau wie in Österreich hat man unzählige Formulare auszufüllen, Dokumente einzureichen, verschiedene Ämter (gelegen an verschiedenen Enden der Stadt) zu besuchen und mit sich mit sonstigem rumzuschlagen, nur um eine einfache Melderegistrierung duchzuführen, und vielleicht noch eine Steuernummer zu bekommen. Der Unterschied, wie so oft: Die Beamten sind in der Mehrzahl weit höflicher und freundlicher und können weit besseres Englisch. Dennoch hat sich auch hier wohl ein Familienzweig der gefürchteten Spezies "Beamtus Austriacus" eingenistet. Zoologen gehen davon aus, daß sich diese spezielle Unterart vor ca. 100 Jahren in dieser Region entwicklte und trotz Bemühungen zur Ausrottung in den letzten 20 Jahren, einige Exemplare sich erstaunlich widerstandsfähig halten. Auch ich bin einem (oder besser einer) begegnet: Grantig, trotz Höflichkeit und Freundlichkeit meinerseits, unkooperativ und sich weigerend auch nur ein Wort außerhalb der eigenen Sprache zu sprechen. Gibt einem so richtig das Gefühl niederer Bittsteller und herzlichst unwillkommen zu sein, man möge seine Störung doch bitte beenden und sich alsbaldest wieder "schleichen". Naja, was soll's, bis jetzt zum Glück ein Einzelfall.
Ach, und warum eigentlich dieser Satz als Überschrift des Eintrags? Nun, ich hab diese Titulierung am Amt wieder gesehen: "As an alien in Slovenia ..." (mein Gott, deja vú!). Allerdings ist es hier anscheinend nur selten und nicht wie in Japan die nomale Bezeichnung, so heißt das Amt auch "Department for Foreigners" und nicht "Alien Registration Office".
Und nein, ich habe diesmal leider keine so schöne Ausländer-Registrierungs Karte bekommen.



Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Slowenien:

Krain, auch die Krain genannt ist eine der fünf historischen Regionen Sloweniens, bestehend aus der Oberkrain (mit Krainburg als Zentrum), Innerkrain (Zentren: Idrija und Adelsberg/Postojna) und dem gemeinsamen Gebiet von Unterkrain und Weißkrain (mit Laibach als Zentrum), wobei Laibach ziemlich genau in der Mitte der drei Gebiete Krains liegt. In früheren Zeiten existierten auch die Mitterkrain, später zu Unterkain gegeben und Istrien als Teilgebiete. Auch stammt aus früherer Zeit (um die 1. Jahrtausendwende) der Begriff und Herrschaftsgebiet der Windischen Mark, welche ein großer Teil der heutigen südöstlichen Krain darstellte. Als historische Bezeichnung (obwohl schon Teil der Krain) wurde sie bis 1918 verwendet (vgl. Großer Titel des Kaisers von Österreich). Die Krain an sich wird bereits im ausgehenden 10. Jahrhundert als Mark erwähnt und 1346 zum Herzogtum ernannt (für gewisse Leute interessant: Im 12. Jahrhunder besaßen die Spanheimer/Sponheimer Teile des Gebietes unter anderem Laibach). Nachdem es als Teil der Illyrischen Provinzen eine Zeit lang zu Napoleons Eroberungen zählte, wurde es im Kaiserreich Österreich zusammen mit Kärnten, Istrien, Görz und Gradisca zum Königreich Illyrien gemacht. Nach der Revolution 1848 erhielt es den Status eines eigenen Kronlandes, gelegen zwischen den Österreichischen Küstenland, Kärnten, Steyer/Steiermark und Kroatien-Slawonien, und sein Wappen (blauer Adler mit rot/goldenem Brustband auf hellblauem Grund) teilte sich den Bindeschild mit jenem Kärntens. Nach 1918 kam es (ohne seine westlichsten Gebiete) zu Slowenien, welches wiederum im SHS Königreich aufging. Im 2. Weltkrieg zum Teil Italien zugeschlagen, später dann wieder zu Jugoslawien (mit den westlichsten Gebieten), gehört es seit 1991 der Republik Slowenien, ohne aber eine eigene Verwaltungseinheit darzustellen. Dennoch besitzt es bis heute ganz klar eine regionale Identiät, auch deutlich erkennbar an den Dialekten (wie alle historischen Regionen Sloweniens).

Samstag, 21. August 2010

Nachtrag Teil 2

Ja, es hat schon einmal einen "Nachtrag"-Eintrag gegeben, auch wenn dieser noch länger her ist, als die Themen zu denen ich diesen Nachtrag liefere.

Wie dem auch sei.

Zuerst das Gruppenphoto vom Universitätsschiausflug von Anfang Jänner 2008 bei dem ich dabei war (siehe Eintrag "Schifoan"), und das ich damals noch nicht hatte. Ich bin übrigens deswegen noch nicht in Skimontur, da ich vorher noch meine Schi vom Schleifen holen mußte, was aber egal war, da wir besseren Schifahrer sowieso nicht mit der Gruppe mitgefahren sind.




Eine lustige Begebenheit beim Schitrip: Das erste Auto, das ich gesehen habe, hatte ein Kennzeichen aus Kobe, meiner damaligen Heimatstadt! Damit ihr euch das vorstellen könnt: Das ist so, als wäre man in Vorarlberg (im äußersten Westen Österreichs) schifahren und das erste Auto, dem man begegnet, hat ein Kennzeichen aus Güssing (mein Heimatbezirk im äußersten Südosten Österreichs), was in beiden Fällen einer Entfernung von ca. 500 km entspricht. Also ehrlich, wie sind die Chancen für sowas?

Dann noch etwas zum Harbor-Land (siehe Kurzbeschreibung in "Aussichten aller Art"): Wie ich ja damals geschrieben habe, wird es auch für viele verschiedene Arten von Veranstaltungen und Bewerben genutzt, und so bin ich zufällig Anfang November 2007 bei einem Besuch in einen Tanzwettbewerb geraten. Allerdings für Tanzvereine. Es geht darum, eine perfekt und möglichst von allen Tänzern gleichförmig dargestellte Choreographie (natürlich mit Musik und vielleicht Extras wie Fahnen) vorzutanzen. Punkte gibt es daher eben für die Choreographie, ihr Zusammenspiel mit der Musik und der Symmetrie der Tänzer, was bei einer Anzahl von 40, 50, 60 Personen wirklich schwer wird, wobei aufgrund der vielen Leute nicht nur die Bühne, sondern auch der Platz davor Verwendung findet.

Ein paar (leider sehr kurze) Videos davon:







Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Nach langer Zeit ist es der Redaktion nun endlich gelungen, den Aufenthaltsort unseres Autors in Erfahrung zu bringen und einhergehend auch den definitiven Beweis, daß er noch am Leben ist. Zu unserer Überraschung (auch wenn schon ein gewisser Verdacht bestand) befindet sich unser Autor nicht mehr in Japan, sondern verweilt in Europa, genauer gesagt im Gebiet der Krain (Kronland Krain), vormals Windische Mark, welches jetzt ein Teil von Slowenien ist.
Leider erschließt sich der Redaktion nicht, wie und vor allem wann genau er dorthin gelangt ist, doch mögen die geneigten Leser versichert sein, daß wir dafür Sorge tragen, daß unser Kolumnist von seinen Erfahrungen in dieser Region berichten wird. Erwarten Sie daher die erste Kolumne "Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Slowenien:" in einer unserer nächsten Ausgaben.

Sonntag, 15. August 2010

Wichtige Feiertage abgeschlossen

Passend zur Zeit (August) berichte ich dieses Mal vom letzten der großen Feierlichkeiten und Urlaubszeiten in Japan:
Dem (O-) Bon Fest.
Das Bon (盆) Fest, oft auch O-Bon genannt, wobei das O aber eigentlich nur ein Höflichkeits-präfix darstellt um die Wertschätzung auszudrücken, ist das große buddhistische Totengedenken in Japan. Genauer gesagt, soll es aber nicht nur dem Ehren der Geister der verstorbenen Ahnen dienen, sondern auch zu Errettung bzw. Lindern der Leiden jener Geister, welche, aus welchen Gründen auch immer, nicht aufsteigen konnten, dienen. Wie sooft in Japan vermischten sich auch hier bei der Ausübung die Wurzeln des Festes mit lokalen anderen Traditionen.
Das Fest findet je nach Region zu einem von drei Zeitpunkten statt (zurückzuführen auf Unstimmigkeiten bei der Einführung des gregorianischen Kalenders zu Beginn der Meiji-Zeit). In der östlichen Kanto-(Tokyo) und der Tohoku-region findet es Mitte Juli statt, und wird daher auch Juli-Bon genannt. Das "alte Bon" basiert noch auf dem Mondkalendar (der julisch-gregorianische ist der Sonnenkalendar) in dessen siebten Monat es abgehalten wird, wodurch es, wie das chinesische Neujahr, jedes Jahr zu einem anderen Zeitpunkt zelebriert wird, und zwar größtenteils in der nördlichen Kanto-region, im Westen Honshus, auf Shikoku und den Südwestlichen Inseln. Das dritte, und am häufigsten gefeierte, das August-Bon, ist von der 2. bis zur 3. Woche im August und wird vor allem in der Kansai-Region begangen. Daher wird auch im Allgemeinen zu dieser Zeit von Firmen ihren Angstellten vier bis sechs Tage um den 13./15 August herum freigeben, weswegen die O-Bon Zeit das zweitwichtigste Fest und eine der drei größten Urlaubszeiten im Jahr ist. Daher haben auch schon andere Regionen, wie in Tokyo teilweise begonnen ihre O-Bon Feiern in den August zu legen.
Tja, anscheinend akzeptieren auch die Tokyoter langsam die kulturelle Überlegenheit von Kansai. :)

Es hat sich eingebürgert, daß O-Bon als Familientreffen verwendet wird (deswegen ist es auch eine große Reiszeit, da die meisten Japaner ihre Familien besuchen), an dem auch die Gräber der Verstorbenen besucht und gereinigt werden (die Geister der Verstorbenen sollen ebenfalls die Hausaltäre besuchen und so am Wiedersehen teilnehmen). Das Fest kann man mit Allerheiligen/Allerseelen bei uns vergleichen, mit dem Unterschied, daß mehr gefeiert und im Ganzen nicht so ernst gehandhabt wird (vergleich etwa, der mexikanische Tag der Toten).


Ablauf bzw. Teile des Festes

Obon geht vom 13. bis zum 16. des jeweiligen Monats in dem es stattfindet und in dieser Zeit geben die Firmen, wie erähnt, oft mit einem extra Tag frei (staatliche Institutionen haben aber geöffnet, da es als rein religiöse Feier kein gesetzlicher Feiertag ist/sein darf). Das Fest hat an sich keinen fixen Ablauf, und ist in den verschiedenen Regionen recht unterschiedlicht ausgeprägt. Die meisten nutzen sie ersten Tage um, wie oben besprochen, bei ihren Familien zu sein, und sich um die Gräber zu kümmern. Das größte Ereignis ist der Bon-Tanz welcher währende des Festes in Musikbegleitung (im Sinne eines Tanzfestivals) öffentlich abgehalten wird, wobei die genaue Art des Tanzes und die Musik lokal sehr unterschiedlich sind. Vor allem die Musik kann von traditioneller Bon-Musik, über Volksmusik und Volkslieder bis hin zu Schlager und modernem (teilweise wird sogar Klassik verwendet) sein.

Eine Besonderheit sind die in Kyoto enzündeten Gozan no Okuribi (五山送り火), das "5-Berge-Feuer", auch einfach Daimonji (大文字), "Große Schriftzeichen" genannt. Auf fünf Bergen rund um Kyoto werden riesige Scheiterhaufen in Form von Schriftzeichen (3 davon) und anderen Formen (2) entzündet. Es beginnt um 20:00 Uhr mit dem Zeichen für "Groß" (大) gefolgt von den beiden Zeichen für "wundersames Dharma" (妙法), einem Begriff aus der buddhistischen Lehre, danach ein Feuer in der Form eines Schiffes, darauf ein weiteres Mal das Zeichen für groß, und zum Abschluß die Form eines Torii, eines Schreintores (normalerweise Shinto-Schrein). Um 20:30 Uhr brennen alle Zeichen. Sie werden angezündet um den Geistern, die in die Totenwelt zurückkehren, den Weg zu erleuchten und damit zu erleichtern (daher auch der Name Okuribi, ca. Entsendungsfeuer).

Das Fest endet traditionell mit dem "Schwimmen der Laternen". Dabei werden kleine Papierlaternen angezündet und, auf kleinen schwimmenden Unterlagen gesetzt, auf den Flüssen ausgesetzt (daher auch ein Boot als Scheiterhaufenform in Kyoto). Jede diese Laternen symbolisiert die Seele eines Toten, der ins Jenseits zurückkehrt, deswegen sind es hunderte, ja tausende Laternen die auf den Flüssen schwimmen (wobei dieser Brauch auch zu anderen Totengedenken Verwendung findet, dem Gedenken an die Toten der Hiroshima-Atombombe etwa).

Leider habe ich im Moment keine Photos zur Verfügung, aber da O-Bon zur Zeit stattfindet und morgen endet, hoffe ich, daß mir demnächst einer meine Freunde einige schickt. Also bitte um etwas Geduld.



Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Auch dieses Mal haben wie eine Kolumne von unserem Autor, passend zu unserem Beitrag erhalten. Wir haben zwar inzwischen einen Verdacht betreffend seines Aufenthalts, aber da dieser nicht gesichert ist, listen wir den Autor dennoch noch als "unbekannten Standortes".

Das O-Bon Fest wird in seiner heutigen Form, insbesondere inklusive des/der Tanzes/Tänze seit ca. 500 Jahren gefeiert, dennoch sind die Wurzeln und Einflüsse sehr viel älter. So soll laut Aufzeichnungen das eigentliche Zeremoniell, also der religiöse Gedanke des Seelenfestes laut Aufzeichnungen bereits seit Mitte des 8.Jahrhunderts durchgeführt werden. Weiters wurde das Ausbringen der "Laternenschiffe" von Kaiser Go-Horikawa um 1230 in Japan eingeführt (eine Tatsache die besonders verständlich wird, wenn man bedenkt, daß dieser Kaiser vor seiner Krönung eigentlich buddhistischer Mönch hätte werden sollen). Umstritten ist, ob die Idee des Abbrennens von Scheiterhaufen (besonders in der Form von Zeichen) wirklich auf den berühmten Mönch Kûkai, posthum auch Kôbô Daishi genannt, (aus dem 8.Jahrh.) zurückgeht. Gesichert ist vielmehr, daß sein Ursprung verschiedenen Riten von japanischen Buddhismus-Formen (eine davon vom erwähnten Kûkai gegründet) entstammt.
Obwohl es seine religiöse Komponente größtenteils verloren hat und diese mehr durch ein Familienwiedervereinigung/Rückkehr zu seinem Geburtstort Element eretzt wurde, ist das O-Bon Fest wohl gerade deswegen und auch wegen seinem Feieranteil, nach Neujahr das traditionell und allgemein zweitwichtigste Fest in Japan. Da die Japaner dabei auch die Gräber ihrer Vorfahren und Hausaltäre reinigen und pflegen bleibt trotzdem das Ehren der Ahnen als ein zentraler Bestandteil erhalten.

Mittwoch, 28. April 2010

Wieder da! Zur Goldenen Woche

Seit 1 3/4 Jahren nichts mehr auf meinem Blog geschrieben, obwohl immer noch einige Themen offen sind. Traurig, ich weiß, und es tut mir leid. Ich war einfach zu faul und da, entgegen meinem Plan, ich seit meinem Auslandssemester nicht mehr nach Japan gekommen bin, hat mir irgendwie auch die Motivation gefehlt ...

Sei's drum, passend zum Datum befaßt sich mein erster Eintrag seit (sehr) langer Zeit, mit der "Golden Week" ("Goldene Woche"), der dritten wichtigen Urlaubszeit, nach Neujahr und O-Bon im Sommer.
Diese Woche wird so genannt, da innerhalb 7 Tage 4 nationale Feiertage sind und die meisten Firmen die übrigen Tage auch freigeben, wodurch das Ganze praktisch zu einer Woche Sonderurlaub/-ferien für fast alle wird. Für Japaner ist dies etwas ganz besonderes, verständlich, wenn man die recht brutale Arbeitsmoral bedenkt.

Die Feiertage sind wie folgt:

29. April:
bis 1988: 天皇誕生日 Tennō tanjōbi: Geburstag des Kaisers Hirohito (Shówa), wurde seit seine Tod logischerweise nicht mehr gefeiert.

bis 2006: みどりの日 Midori no hi: Tag des Grüns (Grün der Pflanzen/Natur) Angeblich auch zur Erinnerung an Hirohito, da er Liebhaber von Pflanzen war, aber ohne direkt seinen Namen zu nennen.
Seit 2007: 昭和の日 Shōwa no hi: Tag der Shówa-Zeit. Man soll der turbulenten Regierungszeit von Kaiser Hirohito gedenken (1926-1989)

3.Mai:
Tag der Verfassung

4.Mai:
bis 2006: 国民の休日 Kokumin no kyūjitsu: Tag der Nation bzw. Volksfeiertag. Ein Gesetz besagt, daß wenn ein Arbeitstag, zwischen zwei Feiertage fällt, dieser automatisch auch ein Feiertag wird. Tag der Nation/Volksfeiertag ist der Oberbegriff für diese Art Feiertage.
seit 2007: ist dieser Tag, Tag des Grüns

5.Mai:
こどもの日 Kodomo no hi: Tag der Kinder, auch bekannt als Tag der Buben


Da die Golden Week einerseits für viele Japaner die längste zusammenhängende Urlaubszeit ist, und andererseits zur ihrer Zeit sehr angenehme Temperaturen und stabiles Wetter vorherrschen (nicht wie zu Neujahr kalt und zu O-Bon schwül-heiß), ist diese Woche auch DIE Reisezeit für die Japaner. Obwohl Flüge, Züge und v.a. innerjapanische Hotels zu dieser Zeit weit erhöhte Preise haben, sind sie fast immer komplett ausgebucht und das meist schon Wochen vorher. Egal ob allein, Paare oder ganze Familien, praktisch alles reist in dieser Woche, zumindest für einige Tage. Da das auch für Auslandsreisen gibt, würde ich fast wetten, daß Salzburg und Wien in nächster Zeit auch eine kleine Invasion japanischer Touristen bervorsteht.



Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Nach langer Zeit hat die Redaktion nun doch ein Lebenszeichen und sogar eine Kolumne von unserem Autor erhalten.
Leider ist weiterhin unbekannt wo genau sich unser Kolumnist die letzten 2 Jahre aufgehalten hat oder sich im Moment befindet. Unsere Suche wird daher weitergehen.


Jedes Jahr findet in Kyoto, im Bezirk Gion, eines der bekanntesten Festivals Japans statt: Das Gion-Fest (祇園祭). Was vielen der geneigten Lesern nicht bekannt sein dürfte, ist, daß das Fest eigentlich den gesamten Juli dauert und der Höhepunkt, die Parade der alten, traditionellen Festwagen, zwar ein wichtiger Teil, aber eben nur ein Teil des Spektakels darstellt.

Ursprünglich entstand das Fest aus einem Reinigungsritual, welches durchgeführt wurde, um die Götter zu besänftigen, sodaß sie weder Brände, noch Flutwellen oder Erdbeben schickten. Im 9. Jahrhundert begann man zu Zeiten von Seuchen zusammen mit anderen Symbolen tragbare Schreine in den Shinsen Garten in Kyoto zur Besänftigung zu bringen. Wobei das Tragen der Schreine zum Garten wohl der Vorläufer der Parade sein dürfte. Um 970 wurde diese Praxis per Dekret zur einer jährlichen Veranstaltung, welche seit damals selten nicht stattgefunden hat. Als im 16.Jahrhundert das Shogunat alle religiösen Veranstaltungen unterbinden wollte, protestierten die Menschen dafür, wenigstens die Prozession beibehalten zu dürfen, was den Ausgangspunkt zur Entwicklung zur heutigen Form des Festes markiert.
Über die Jahrhunderte (schon seit dem Dekret) sorgte die Händlerklasse dafür, daß das Festival immer kunstvoller wurde, und vor allem in der Edo-Zeit, als ihr Wohlstand wohl am höchsten, ihr theoretischer) Einfluß aber am niedrigsten war, nutzten sie die Parade zur Zuschaustellung ihres Reichtums. Es war eine Frage des Prestige.

Heute ist insbesondere die Parade (山鉾巡行 Yamaboko Junkō) ein riesiges Volksfest, welches am 17.Juli stattfindet, wobei bereits die Nächte davor die Straßen für den Verkehr gesperrt werden, und zum Flanieren einladen, da auch Essensstände aufgebaut werden und man allerlei kulinarische Köstlichkeiten erwerben kann. Zudem machen auch einige alte Handwerksbetriebe und Privathäuser im alten Händlerdistrikt ihre Eingangsflure der Öffentlichkeit zugänglich und präsentieren alte Familienerbstücke.
An der Parade selbst nehmen zwei Arten von "Festwagen" teil: Yama und Hoko.
Die kleineren Yama Schreine sind in der Regel ca. 6 Meter hoch und wiegen um die 1.500 kg, daher werden sie üblicherweise von den Teilnehmern getragen.
Die größeren Hoko können, inklusive der aufgesetzten Spitze, bis zu 25 Meter hoch werden und wiegen über 10.000 kg! Weswegen diese auch auf Rädern durch die Straßen gezogen werden unter zuhilfenahme von Steuermännern.
Sollte man jemals die Chance haben zu dieser Jahreszeit nach Japan zu reisen, darf man sich diese Spektakel nicht entgehen lassen!


Zur Abrundung der heutigen Kolumne noch einige Photos (dankenswerterweise zur Verfügung gestellt von Sarah)