Mittwoch, 23. Juli 2008

Frühling in Japan

Nach Monaten komme ich endlich wieder dazu, einen Eintrag auf meinem Blog zu hinterlassen, da jetzt also doch das Semester auch für mich vorbei ist (während meine Freunde in Japan noch bis Ende Juli Uni und Prüfungen haben).
Wen es interessiert: Mit dem Ende dieses Semester ist auch mein Studium (endlich) praktisch beendet, es fehlt nur noch die Diplomarbeit, an der ich während des Sommers schreibe.

Aber zurück nach Japan:
Eines der wichtigsten Ereignisse in Japan und auch eines der weltweit bekanntesten, ist die Zeit der Kirschblüte, Sakura (桜) genannt. Wie bei Momiji im Herbst (siehe meinen Eintrag dazu letzten Herbst) versammeln sich die Japaner jedes Jahr zu tausenden um Hanami (花見) zu machen, was soviel bedeutet wie Blume/Blüte schauen. Dabei gehen Familien und Freunde in Parks, um unter den blühenden Kirschbäumen (weiß wie bei uns, oder besonders schön: die japanischen rosa Varianten) zu sitzen und gemeinsam ein Picknick zu veranstalten (oft auch mit reichlich Alkohol). Hanami bezieht sich manchmal auch auf die japanische Zwetschke, die ca. einen Monat früher blüht, aber fast immer ist damit die Sakura gemeint.

Die Tradition des Hanami existiert schon seit ca. 1000 Jahren (in Aufzeichnungen belegt), aber wahrscheinlich ist es sogar noch ein paar Jahrhunderte älter, dementsprechend hat es in Japan einen hohen Stellenwert und ist sehr wichtig für alle Teile der Bevölkerung. Jedes Jahr werden schon Wochen vorher in den Nachrichten im Wetterbericht die Zeiten des Aufblühens bekanntgegeben und zwar von Süden nach Norden, da es ja im Süden schneller wärmer wird und die Blüten früher aufgehen. Dies ist dermaßen wichtig, daß es schon vorgekommen ist, daß sich die Chefmeterologen öffentlich im Fernsehen demütig entschuldigen mußten, wenn sie die Blütezeit falsch vorhergesagt haben. Das ist gar nicht so ohne, weil sich viele Japaner extra einen Tag Urlaub für Hanami nehmen und (milde ausgedrückt) nicht davon begeistert sind, wenn die Bäume nicht in voller Blüte stehen.

Abgesehen davon, daß die Kirschblüte den Frühling ankündigt, da sie auch dann aufkommt wenn es wirklich wieder richtig warm wird (in vielen Teilen Japans ist der Feber der kälteste Monat im Gegensatz zu uns der Jänner), ist sie, wie Kenner des japanischen Filmes oder Seher von Animes wissen, ein Zeichen für den Tod, der Vergänglichkeit oder in Verbindung mit den Samurais gesetzt. Mir ist das so erklärt worden, daß die Kirsche nur kurz blüht und dann in ihrer vollen Blüte (also am höchsten Punkt ihrer Schönheit) bereits abfällt, daher soll das früher für die Samurai ein Beispiel für einen würdigen, jungen Tod gewesen sein, es wurde auch oft in der Literatur verwendet.
Daher sieht man in japanischen Filmen oft den einsamen Ronin leicht unscharf unter herabfallenden Kirschblüten stehen, oder fallende Blüten werden als Stilmittel eingebaut (bzw. als Metapher dafür verwendet) im Moment des Todes eines Samurais in einem (ehrenvollen) Duell.
Auch in Wirklichkeit sind die im Wind fallenden Blüten wohl wunderschön, vor allem in den Parks, wo oft unzählige Kirschbäume gepflanzt sind, Kirschbäume sind und waren auch ein beliebtes Geschenk Japans an befreundete Länder.

Leider mußte ich 2 Wochen zu früh abreisen, so konnte ich am Hanami nicht mehr teilnehmen und das obwohl der Park meines Herrschaftssitzes in Himeji als einer der schönsten Orte für Hanami in der ganzen Umgebung, wahrscheinlich sogar in der ganzen Präfektur, gilt. Daher habe ich leider keine Photos aber eine Freundin (danke Naomi!) hat für mich ein paar von den Bäumen auf dem Campus der Universität geschossen. Obwohl es tags zuvor stark geregnet und leider viele Blüten deswegen schon abgefallen waren, sind die Sakura immer noch sehr schön.









Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Nach langen Wochen haben wir nun endlich wieder ein Lebenszeichen von unserem Autor erhalten, leider aber keinen neuen Artikel, doch scheint es ihm wieder besser zu gehen, und wir hoffen in nächster Zeit genaueres über seinen Zustand zu erfahren.