Sonntag, 5. September 2010

Markttag

Heute ist Markttag. Nein, eigentlich ist heute Samstag aber Gott sei's gepriesen ist das in Laibach dasselbe. Eines gleich vorweg: Ich liebe Markttag! So, nachdem das geklärt ist, mehr Details: In Laibach ist der Markt in erster Linie ein Bauernmarkt, d.h. Bauern aus der Umgebung und kleine Lebensmittelhändler aus der Stadt bieten an den Ständen (welche von der Stadt zur Verfügung gestellt werden) ihre hausgemachten Lebensmittel an, wobei der Markt an sich im Zentrum in der Altstadt stattfindet und recht groß ist (fast doppelt so groß wie jener am Kaiser-Joseph Platz in Graz). In erster Linie kann man Obst und Gemüse kaufen, aber es gibt auch anderes wie Fleisch, Käse. Brot und auch Blumen und etwas billiges Zeugs. Er ist jeden Samstag ein bißchen anders, weil anscheinend nicht alle immer kommen um ihre Waren anzubieten und manchmal gibt es auch Unterhaltung, so wie heute, wo eine kleine Partie gespielt hat, hauptsächlich Polka und dergleichen ("Oberkrainer"Musik eben). Die Slowenen mögen den Markt teilweise nicht so sehr, da die Sachen im Vergleich zum Supermarkt relativ teuer sind, aber dafür sind sie eben sicher vom Bauern, und für einen österreicher ist es sowieso ca. der gleiche Preis wie zu Hause im Supermarkt.
Wie man sich denken kann, sprechen viele Leute hier Deutsch, aber noch besser ist, daß im Dialekt noch viel mehr Deutsch übrig ist, als in der Hochsprache, z.B. Zucker = sladkorja, im Dialekt einfach cuker (ausgesprochen wie auf Deutsch). Etwas, das mir dabei sehr gefällt und das mir das erste Mal am Markt so richtig aufgefallen ist: Mit meinem Heimatdialekt Hianzisch, sprich Burgenländisch, komme ich hier sogar noch besser zurecht, es ist schon bald lächerlich wieviele Wörter sich ähneln oder bekannt sind. Ein paar Beispiele: "Hochdeutsch - Burgenländisch - Slowenisch" Kartoffeln - Grumpan (Grumpirn) - Krompir; Tomate - Paradeis(a) - Paradižnika (im Dialekt einfach Paradeiz); Küche - Kuchl - Kuhinja; Mais - Kukuruz/Kukriz - Koruza. Teilweise helfen einem auch Wiener Wörter weiter, so wenn man den Slivowitz kennt, weiß man was die Slive ist, wobei ich mir auch sagen habe lassen, daß Leute die Tschechisch können es besonder einfach haben in Slowenien.
Doch was ich eben immer schon gewußt habe, ist, daß wir Burgenländer international sind, deswegen werden wir auch so oft verspottet, purer Neid.








Warum ist bei uns noch keiner auf diese Idee gekommen?




Die Mlekomat sind Milchautomaten in ganz Slowenien, die frische Kuh-Vollmilch anbieten, sie werden jeden Tag mit Milch von Bauern aus der Umgebung befüllt und sind wirklich frisch, d.h. auch nicht pasteurisiert. Wahrscheinlich gibt es sie deswegen bei uns nicht, ich höre schon das zuständige Ministerium: "Das geht doch nicht, viel zu gefährlich für die Konsumenten, wir müssen sie davor schützen, blah blah blah". Jessas, wie haben wir bis vor ein paar Jahrzehnte, v.a. am Land, nur überlebt? (Wobei es anscheinend auch bei uns von Privaten versucht wurde, einzelne Milchautomaten aufzustellen, diese wurden aber nicht von der Bevölkerung abgenommen, bzw. bringt ein einzelner Automat in einem Dorf irgendwo nicht viel) Dabei ist die Idee besonders für die Bauern nicht schlecht, denn da einige Zwischenstufen bis zum Endverkauf fehlen, bekommen sie logischerweise einen höheren Anteil am Verkaufspreis, welcher mit 1 Euro pro Liter ganz okay ist.



Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Slowenien:

Es mag immer noch Menschen geben, die glauben daß Slowenien Teil des Balkans, bzw. der Balkanhalbinsel ist (was vielleicht damit zusammenhängen kann, daß das Land eben sehr lange Teil von Jugoslawien bzw. dem SHS-Staat war). Dies ist eindeutig nicht der Fall, auch wenn es keine klare Nordgrenze der Balkanhalbinsel gibt, und um diesen Irrglauben aus der Welt zu schaffen gehen wir jetzt die häufigsten Definitionen der nördliche Abgrenzung kurz durch.
Klassisch gesehen sind die Balkanländer jene, die im Spannungsfeld zwischen Österreich-Rußland-Osmanisches Reich lagen, da aber die Untersteiermark und die Krain jeweils schon seit Jahrhunderten fixer Bestandteil des hl. röm. Reiches und Österreichs waren, fehlt Slowenien hier heraus. Die vielleicht häufigste Variante ist die Sawe-Donau-Linie, wobei hier entweder der Nebenfluß Kupa (Kulpa) oder der Una als NW-Grenze gelten, allerdings münden beide erst in Kroatien in die Sawe. Weiters gibt es als Möglichkeit die Verläufe von Isonzo-Vipava-Postojna-Krka-Sawe, welche den südlichen Teil Sloweniens einbezieht, allerdings der Großteil noch immer nicht dazu gehört. Die eher seltene Version ist eine gedachte Gerade von Triest nach Odessa, wobei wiederum Slowenien kein Teil davon ist (in diesem Fall allerdings 2/3 von Rumänien, welches bei den anderen Varianten nicht dazu gehört).
Daher hören es Slowenen nicht gerne, wenn man sie als Teil des Balkans betrachtet, und sie ziehen auch unterschiedliche Mentalitäten als Unterstützung heran, so sagen sie, daß Kroaten weitaus emotionaler seien und sie als Slowenen zurückhaltender und rationaler agieren (im Vergleich zu Kroaten und dem Balkan). Indes, Kroaten und Slowenen verbindet eine Art Haß-Liebe wie bei so vielen "lieben" Nachbarschaften weltweit, doch darüber mehr in einem anderen Kolumneneintrag.

Zum Abschluß noch eine Darstellung der Balkanhalbinsel, sodaß man eine genauere Vorstellung der verschiedenen Grenzsetzungen bekommt (hervorgehoben ist die Isonzo-Sawe Methode):