Sonntag, 13. April 2008

Epilog

Der unmöglich scheinende Tag ist nun tatsächlich eingetroffen.
Ausgesetzt haben sie mich. Hier in der Ferne. Auf das ich nie wieder zurück finde und mein Leben ein Ende in Schande findet.

Aber wie haben sie sich doch getäuscht!
Anstelle dahinzusiechen und in niederen Diensten, mit nicht einmal einem Schatten meines einztigen Ruhmes, mein Leben zu verbringen, habe ich neue Verbündete gefunden, viele Getreue um mich gescharrt, bin an Kämpfen und Erfahrungen um ein vielfaches reicher und habe glanzvolle Siege errungen.
Und nun endlich ist der Tag gekommen, an dem ich wiederkehre um zurückfordern was rechtmäßig mir gehört!
Nein, nein, nicht um einfach nur wieder die Position an der Institution einzunehmen, die mir zusteht, oh nein, jetzt ist der Augenblick gekommen meinen Vorgesetzten ihre Fehler zu präsentieren und die Verleumdungen meiner Gegner bloßzustellen um damit eine Beförderung und eine Position in den obersten Rängen zu fordern.
Jetzt sollen sie alle meiner wahren Fähigkeiten gewahr werden ...



Es ist ein grausamer Tag für meine Feinde,
ich bin zurück!

Am Ende des Weges

Ja, wie inzwischen schon einige wissen, bin ich schlußendlich doch am Ende des Weges angekommen. Aus Studiumsgründen konnte ich leider nie ein Jahr in Japan studieren, mußte es schon nach ca. 7 Monaten endgültig verlassen und bin jetzt seit einige Zeit wieder zu Hause. Das Leben und das Studium in Graz haben mich wieder und es ist naja, wie die Amerikaner sagen "it ain't pretty".

Doch jetzt noch was über Japan. Am Tag meiner Abreise sind zwei Freunde (Yuki und Roberto) nochmal extra zum Flughafen gefahren, um mich zu verabschieden, und haben damit für eine standesgemäße Ehrengarde gesorgt, da sie auch meine Jacke und mein Gepäck für mich getragen haben (wenn der regierende Daimyo der westlichen Provinzen ins Ausland fährt, ist das so, ihr habt mir wohl nicht geglaubt).




Deswegen ist es jetzt einmal Zeit für Danksagungen an jene Leute in Japan, denen ich die Möglichkeit dort zu studieren und eine wirklich wunderbare Zeit in Kobe verdanke. Tut mir einen persönlichen Gefallen und lest euch die Liste durch, sie haben es verdient.
Die Aufzählung ist in keinster Weise gereiht, ich schreibe die Namen einfach auf, wie sie mir in den Sinn kommen.

Anfangen muß ich aber doch mit Naomi Goto, die Kontaktperson für die Abwicklung des Austauschprogramms, die mir schon Monate vorher immer geholfen hat, sei es mir Ratschläge zu geben oder sich für mich die Mühe zu machen mit den anderen Fakultäten und Insituten Kontakt aufzunehmen und wegen den Lehrveranstaltungen zu fragen. Auch hat sie sich immer die Zeit genommen auf die gehetzten, sorgenvollen Fragen eines Austauschstudenten (des Pioniers der Uni Graz) geduldig zu antworten. Und irgendwie hat sie es sehr oft geschafft, wenn wir uns über den Weg gelaufen sind, für ein Tratscherl Zeit zu haben.
Für all das und noch vieles, vieles mehr, ein wirklich großes herzliches Dankeschön!
(Sie sollte nur versuchen, öfters zum Schifahren zu kommen ;)

Saki Tanaka, die zweite große Hilfe der International Student Division und auch eine Seele von Mensch, da sie von sich aus aktiv wird und Hilfe anbietet, auch wenn sie nur nebenbei von Mißgeschicken eines Studenten hört;
David Cattel, der brillante Brite aus dem Sommerkurs, ohne den ich den genialen Sushi Laden wohl nicht gefunden hätte; weil wir gerade dabei sind:
Die zwei Burschen im Sushi Laden, für das gute und billige (gratis) Essen und den Gesprächen dabei (hat man sogar noch einiges gelernt);
Yuki Tomari, eine sehr liebe Freundin, die mir vieles in Kobe gezeigt hat und so oft für mich da war;
Nick Greaves ein weiterer Brite aus dem Sommerkurs, das er den Besuch eines Spiels der Hanshin Tigers (Baseball) organisiert hat und auch immer wieder andere gute Ideen hatte;
Yasumi Murakami, die AIESECerin, die bereits im Sommer eine meiner Supporter und auch im Semester im Deutschkurs war (vielleicht hab ich sie ein bißchen zuviel "gequält" aber sie hat ja im Sommer mit mir das Gleiche gemacht);
Meine Gastfamilie Michiko, Seiichiro, Ryouta und Takuya Ushijima, für die Hilfestellungen im japanischem Alltag und den regelmäßigen Einladungen zum immer vorzüglichen Abendessen;
Frau Prof. Ikuko Seguchi, für die guten Einblicke in die japanische Kultur und die Geduld mit einem sprachlich unbegabtem Studenten;
Herr Prof. Yoshikazu Masuda, mein akademischer Mentor, und jener der mich überhaupt erst zum Deutschkurs eingeladen hat;
Herr Prof. Stefan Trummer, außer mir der einzige echte Österreicher (aus Bruck/Mur) an der Uni, für all die tollen Tips und die Einblicke in Japan (wir sehen uns im Sommer);
Herr Prof. Richard Harrison, sein einziger Fehler ist nur, daß er Manchester United Fan ist;
Azrael, der mich mit seinen Blog gut auf die Verrücktheiten in Japan vorbereitet, und so den Kulturschock stark verringert hat (alles Gute zur Verlobung)
Mikael/Mike Persson der verrückte Schwede, was wir allen zusammen aufgeführt haben ..., jetzt muß er sich einen anderen wahnsinnigen Nachbarn suchen, der mit ihm was unternimmt;
Simon Morris, der andere Brite, der im Tischtennis niiieee eine Chance hatte;
David Marshall aus Irland, für die stundenlangen Wanderungen durch die Hügeln um Kobe und die Gespräche über Gott und die Welt dabei;
Sebastian Held, fast immer dabei wenn's ums Essen ging, und auch ein herzliches Danke für das Nachschicken der Pakete;
Svenja Kalmbach aus Hamburg, stets unterkühlt und unlustig und viel zu wenig zuckerresistent, für die vielen schönen Erlebnisse (inklusive Okinawa), aber hoffentlich bleibt sie weg von den Topfpflanzen ;) ;
Roberto Sampaio, Teil meiner Ehrengarde, für die gute Zeit und das schnelle Übersetzen eines wichtigen Textes in Zeiten der Not;
Seine Durchlaucht Fürst Takaki Meiyuu (in Romaji: Helmut Hödl), für die Einladung in seine Residenz und den guten Ratschlägen zum Regieren von Provinzen

Und all die anderen guten Freunde und Leute die mir geholfen haben (ob im Sommer und oder ab September) und wegen denen ich eine tolle Zeit hatte, die ich hier aber nicht erwähnt habe.
Doch ihr wißt daß ich euch allen wirklich dankbar bin und euch nie vergessen werden.


Auch wenn mein Weg per se zu Ende ist, ist der Blog es noch nicht. Ich habe noch einige Dinge über die zu schreiben, ich nicht gekommen bin (ich schulde euch ja noch immer den Bericht vom Sommer), das heißt, daß das übliche wöchentliche Update bestehen bleibt, und selbst wenn das alles vorbei ist, werde ich von Zeit zu Zeit hier noch etwas über Japan, z.B. Neuigkeiten etc. berichten, sodaß es sich selbst dann noch lohnt, so einmal im Monat vorbei zu schauen. Doch bis dahin gibt's noch jede Woche etwas.

Zur Verabschiedung sage ich das gleiche wie einst Azrael: In Japan sagt man, wenn man sich verabschiedet, für gewöhnlich "ja mata" was soviel wie "tja, bis später" bedeutet. Das bei uns bekannte "Sayonara" wird mehr verwendet, wenn man erwartet die andere Person für eine lange Zeit, oder gar nie wieder zu sehen. Also, zu Japan sage ich "Ja mata!", denn ich komme wieder ... ^_^


Ich schließe mit einem Auszug aus einem bekanntem Lied der Austro Pop (österreichische Popmusik) Gruppe STS
(Die Hochdeutsche "Übersetzung" weiter unten)

"Und irgendwaun bleib I dann durt;
Laß ois liegn und stehn, geh vo daham für imma furt;
Darauf gib I dir mei Wurt;
wievü Johr a no vergehn irgendwaun bleib I dann durt!"

"Und irgendwann bleibe ich dann dort;
Lasse alles liegen und stehen, geh von zu Hause für immer fort (weg);
Darauf gebe ich dir mein Wort;
Wieviele Jahre auch noch vergehen, irgendwann bleibe ich dann dort!"



Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Aufgrund des plötzlichen Verschwindens unseres Autors fällt die Kolumne heute leider aus.

Für sachdienliche Hinweise die zum Auffinden des vermißten Autors führen ist eine Belohnung ausgesetzt!

Montag, 7. April 2008

In der Südsee Teil 2

Während unseres Aufenthalts in Okinawa sind wir auch per Fähre auf eine der zig, sich Umkreis befindende, kleinen Inseln gefahren, und dort haben wir dann das gemacht, worauf wir uns schon seit Beginn unseres Trips auf die Ryukyuinseln gefreut haben: Am weißen Strand liegen, sich sonnen und im Meer baden.
Beides kein Problem, da es die ganze Zeit auf Okinawa 20-25 Grad gehabt hat, toll für ein Sonnenbad, und das Meer auf der Insel auch über 20 Grad hatte, wunderbar zum Schwimmen. Leider hatten wir keine Schnorchelausrüstung dabei, was dem Ganzen die Krone aufgesetzt hätte, vor allem da selbst direkt in Strandnähe Fische von einer Größe von 30, 40 Zentimeter herumschwammen, die sich von der Anwesenheit eines Menschen nicht stören ließen. Da wie an anderer Stelle bereits erwähnt, Japaner immer gern den Regeln folgen, und zur Zeit keine Saison für einen Meeresbesuch ist, waren nur ein paar Leute am Strand.
Natürlich gibt es auch Beweisphotos für meine Behauptungen, und ja, dieser Eintrag ist dazu gedacht meine geneigten Leser neidisch zu machen.








Weiters habe ich an einem anderen Tag allein, die Mädchen waren Wale beobachten, einigen der lokalen Museen einen Besuch abgestattet.

Vorsicht! Trockener Geschichtsunterricht

Vor allem das offzielle Präfektur-Museum von Okinawa hat es mir angetan. Dort wird sehr anschaulich an Modellen und mittels elektronischen Hilfsmittel die allgemeine und spezielle Geschichte der Ryukyuinseln und die einheimische Flora und Fauna dargestellt (Fürst 高貴, das wäre etwas für Euch gewesen). Beginnend in der Steinzeit erfährt man, daß Japan von zwei Seiten besiedelt wurde, einerseits über die Nordroute von Sibirien etc. aus, wobei noch die Nachfahren dieser Stämmer, die Ainu, vereinzelt auf Hokkaido leben (wobei man ganz klar vom Aussehen her erkennt, daß sie einer anderen Rasse als die Japaner angehören), andererseits über die Südroute von Südchina über die Ryukyuinseln. Beide Richtungen waren möglich, da zur damaligen Zeit die im Norden und Süden liegenden Inseln näher am Festland waren und viele noch nicht unter Wasser lagen. Weiters erfährt man viel über die Entwicklung des Königsreiches und seiner Herrscher auf Okinawa, die wechselseitigen und interessanten Beziehungen zu den Nachbarländern China und Japan, sowie ein wenig über die Schlacht von Okinawa mit der anschließenden fast 30-jährigen Besetzung und Verwaltung durch die Amerikaner, auch wird auf die Probleme mit der Besatzungsmacht und den Angehörigen der Navy von heute eingegangen.
Kein geringer Bereich der Ausstellung wird den kulturellen Eigenheiten der Ryukyu Zeit gewidmet, die sich aufgrund verschiedener Einflüsse in einigen Punkten doch stark von den haupt-japanischen unterschieden, und dementsprechend bis heute nachwirken.

Sehr interessant waren auch die Beschreibungen und Modelle der heimischen Tier- und Pflanzenwelt, die von der nördlichsten bis zur südlichsten Insel doch einige Veränderungen durchmachen obwohl allgemein das Klima als subtropisch bezeichnet werden kann. So gibt es auf den südlichen Inseln, welche wir ja ursprünglich bereisen wollten, wo die Anreise aber doppelt(!) so teuer wie nach Naha gewesen wäre, wirklich richtigen dichten Dschungel, hauptsächlich bestehend aus Mangrovenurwald, mit all dem urwaldtypischen Getier.
Das einzige Problem das ich mit der Ausstellung hatte, war wie so oft in einem Museum, daß ich mir einfach mehr Zeit gewünscht hätte, mir alles genauer anzusehen.

Leider habe ich keine Photos von den Exponaten


Wie letztens geschrieben, waren wir auch noch in den königlichen Gärten. Diese wurden ursprünglich einerseits als Erholungsplatz, inklusive eines kleinen Hauses, für die königliche Familie weiter südlich von Schloß Shuri (erst) Ende des 18.Jahrhunderts errichtet, andererseits dienten sie auch als Empfangsort für chinesische Delegationen. Daher sind einige typische Merkmale chinesischer Gartengestaltung eingeflossen, so zum Beispiel ein achteckiger Pavillon in chinesischer Bauweise auf einer kleinen Insel im Teich, oder die generelle Grundstruktur des Gartens. Wie ebenfalls berichtet wurden die Gärten im 2.Weltkrieg zerstört, in den 70ern begann dann die Restaurierung, die jetzt nach ca. 30 Jahren (aufgrund der benötigten Zeit für das Wachstum der Pflanzen etc.) wieder den ursprünglichen Charakter und Aussehen geschaffen hat.
Heute gehören die Gärten zum Weltkulturerbe und sind eine der Plätze nationaler landschaftlicher Schönheit Japans. Wie für asiatische große Gärten üblich werden zwar viele Teile fein säuberlich beschnitten und bearbeitet, aber im Gegensatz zu z.B. einem englischen Garten werden auch Bereiche zum größtem Teil sich selbst überlassen, sodaß man, wenn man den Wegen folgt, das Gefühl bekommt, man folge im Urwald den alten Straßen einer längst untergegangenen Zivilisation, und hinter der nächsten Biegung könnte eine lang verfallene Stadt jener Zivilisation auftauchen. Nicht fehlen dürfen daher auch die Warnschilder vor Schlangen, die sich im Unterholz verbergen können.













Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

In der Edo-zeit befand sich das Ryukyukönigreich in doppelter Abhängigkeit vom chinesichen Kaiserreich der Qing-Dynastie und Japan unter dem Tokugawa-Shogunat. Daher gehörten neben den Zahlungen und Empfang von Delegationen auch Reisen zu den Verwaltungshauptstädten Chinas und Japans zu den Pflichten des Hofstaats von Ryukyu. Dies bedeutet auf der einen Seite einer Reise von mehreren tausend Kilometern per Schiff über Taiwan nach Südchina und von dort auf dem Landweg nach Peking/Beijing und auf der anderen Seite eine ebenfalls mehrere tausend Kilometer lange Reise per Schiff nach Kyushu bzw. West-Honshu und dann mittels Landweg nach Edo (heute Tokyo) und in beiden Fällen auch den gleichen Weg wieder zurück. Beide Reisen dauerten jeweils ca. ein Jahr und wurden normalerweise von einem Prinzen angeführt, wobei aber, ganz wie es dem Protokoll und Hofzeremoniell (eigentlich weltweit) entsprach, die jeweilige Delegation eine beeindruckende Größe hatte und auch unzählige Waren von unschätzbarem Wert als Geschenk bzw. als Ausstattung zum Anzeigen der eigenen Größe mitgeführt wurden.

Donnerstag, 3. April 2008

In der Südsee Teil 1

Na schön, ich war nicht wirklich in der Südsee, aber damit zieht man Aufmerksamkeit auf sich und Okinawa ist zumindest auf der Höhe von Dubai. Außerdem gibt es dort Sandstrände, Palmen und warmes Meer, also ist es nicht ganz so verschieden von der Südsee.
Nun denn, ich war insgesamt 6 Tage (schon vor längerer Zeit) mit Svenja und Sara eben auf Okinawa (-->Kanji) der Hauptinsel des Ryukyu-Archipels und der Präfektur Okinawa.


Kurze Unterbrechung:

Am Weg zum Flughafen in Kobe bin ich an der Mittelschule neben meinem Wohnheim vorbeigekommen, wo anscheinend gerade die Abschlußzeremonien für die Absolventenklasse im Gang war. Die Absolventen sind beim Herauskommen aus der Schule an ihren jüngeren Kollegen (die Spalier standen) vorbeigelaufen, einige haben sich am Weg verbeugt, und es war recht ausgelassen, obwohl es sehr klein im Vergleich zu den Abschlußfeiern der Oberschulen ist. Diese sind vergleichbar mit unseren Maturantenverabschiedungen und die Mädchen tragen dort sehr farbenfrohe traditionell angehauchte Kostüme.
Leider habe ich das Ganze nur sehr am Rande mitbekommen, da ich meinen Flug erwischen mußte. Wen es aber interessiert (und der englisch kann) Azrael hat auf seiner Seite sehr ausführlich über den offiziellen Teil einer Mittelschulenabschlußfeier berichtet, da er an mehreren unterrichtet hat.



Doch zurück auf die Insel:

Übernachtet haben wir in einem Jugendgästehaus/herberge, welches für ein Jugendgästehaus an sich und vor allem in Japan ungewöhnlich war. Zum einem gab es die Möglichkeit, daß sich Männer und Frauen gemeinsam ein Privatzimmer teilen, die Zimmer selbst (auch die Gemeinschaftszimmer) waren nicht nur sehr sauber sondern auch recht neu eingerichtet und alles in allem war es vom Komfort und der Atmosphäre eher wie ein kleines Hotel, doch der Preis war immer noch äußerst klein.




Als erste große Station waren wir auf Schloß Shuri im Osten der Hauptstadt Naha. Shuri war in der Schlacht von Okinawa einer der am stärksten umkämpften Schauplätze, wodurch das Schloß praktisch vollständig zerstört wurde. Vor allem, da die Amerikaner, um die Verteidigung zu durchbrechen, das Schloß bombardierten und die Mauern mit großkalibrigen, panzerbrechenden Granaten von den Kriegsschiffen aus beschossen, wobei aber entgegen der Vorstellung nicht einige wenige, sondern angeblich weit über hundert Granaten benötigt wurden, um die Mauer zu knacken. Dies lag wohl einerseits an der sehr guten Bauleistung bei der Errichtung der Mauern, und andererseits an der Tatsache, daß diese nicht senkrecht, sondern schräg in die Höhe gezogen wurden, wodurch die Granaten abprallen und nicht ihre volle Wirkung erzielen können (deswegen wird bei Panzern die Panzerung im allgemeinen auch abgeschrägt).
Bevor jetzt böse Worte in Richtung Amerika gesprochen werden: Für die Zerstörung von Shuri gebe ich den Amerikanern keinerlei Schuld, sondern den Japanern. Nicht nur, daß weite Teile der Anlage schon seit der Meiji-Zeit dem Verfall preisgegeben wurden haben die Japaner das Schloß jahrzehnetlang als Kasernenanlage verwendet, und es diente zur Zeit des 2.Weltkriegs darüberhinaus als Hauptquartier der Streitkräfte der Präfektur Okinawa und darum herum. Dadurch wurde es zu einem legitimen militärischen Angriffsziel und sogar zu einem Primärziel, das man praktisch angreifen muß. Ich hätte es anstelle der amerikanischen Führung auch getan.
Wofür ich den Amerikanern die Schuld gebe ist die Zerstörung der weiter südlich gelegenen königlichen Gärten (über welche ich später berichte), die bei einem strategischen Luftangriff auf Okinawa bereits im November '44 praktisch vollständig vernichtet wurden, denn diese hatten absolut keine militärische Bedeutung und sind einfach draufgegangen, weil sie eben zufällig auf dem Weg lagen (von den zivilen Opfern nicht zu reden).
Zum Glück wird schon seit Jahrzehnten, mit großen Investitionen, an der Restaurierung der alten Kulturschätze gearbeitet, sodaß heute (nach ca. 30 Jahren) die königlichen Gärten wieder in ihrer vollen Pracht zu bewundern sind, und auch Schloß Shuri ist, bis auf Teile des innersten Hofes und die Gemächer, wiederhergestellt, und zwar in seiner ursprünglichen Form zur Zeit des Königreichs vor der Meiji-Restauration.


Natürlich hatte der Daimyo der Provinzen des mittleren Westens, bei seinem Besuch der Präfektur Okinawa auch eine Audienz bei seiner Majestät, dem König. Selbstverständlich hat der Daimyo sich zu diesem Zweck um den König seinen Respekt zu erweisen, zusammen mit zwei Hofdamen, die ihn auf der Reise begleiten, in die traditionellen Gewänder der Insel gekleidet.




Gut erkennbar: Der Unterschied zwischen den alten Steinen, die die Schlacht überstanden haben, und den bei der Restaurierung verwendeten.




Eine Zeichnung der gesamten Anlage




Eine Zeichnung des inneren Hofs














Ein "Problem" auf Okinawa, speziell Naha, ist, das es offensichtlich ein Lieblingsziel von amerikanischen Touristen ist (ich habe nirgenwo sonst in Japan so viele gesehen), weswegen Nahas Haupstraßen vollgestopft sind mit Geschäften (in Richtung Touristenfalle), die natürlich ganz besonders auf den Geschmack amerikanischer Touristen abgestimmt sind. Leider benehmen sich viele auch so, wie es dem Klischee des ungehobelten amerikanischen Touristen entspricht. Dazu kommen auch noch die auf Ausgang befindlichen Mitglieder der auf Okinawa stationierten US-Navy, die sowieso nicht den besten Ruf auf der Insel haben.

Wie schon in einem anderen Bericht erwähnt, besitzt die okinawische Küche viele Spezialitäten und Abweichungen von der japanischen "Haupt"küche. Unter anderem haben wir es, aufgrund eines Tips eines anderen Reisenden, geschafft ein kleines nicht touristisches Restaurant in einer Seitengasse zu finden. Ähnlich wie mein geliebtes Sushi-Lokal wird es von einer alten Mutter und ihrer Tochter geführt, wobei vor allem die Tochter sehr aufgeregt war, "echte" Gaijin, welche auch noch japanisch können, zu bewirten. Unnötig zu sagen, daß wir den ganzen Abend (ca. 4 Stunden lang!) die einzigen Ausländer im Lokal waren. Das Essen war wirklich hervorragend, auch weil wir einiges an "Sabisu": Service in Aussprache von Japanern, das im Restaurant Gratisessen bedeutet, bekommen haben.


Wer hat gesagt, daß man rohes Fleisch nicht essen kann?






Dieses Photo stammt von einem Werbeplakat für ein alljährlich im Herbst in Naha stattfindendes Festival, bei dem ein riesiges verknotetes, handgeflochtene Seil durch die Straßen getragen wird (auf dem Photo erkennbar). Die Kanji von Okinawa bedeuten soviel wie "Seil im Meer (reingeworfen" woher wohl die Tradition stammt. Aufgrund seiner Größe hat das Seil auch im Guinnes Buch der Rekorde einen Eintrag.





Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Das Schuljahr in Japan wird in sogenannte Trimester, also drei Semester anstelle von 2 Halbjahren, unterteilt (erst an der Universität ändert es sich zu 2 Semester), wobei es am 1.April beginnt und offiziell am 31. März des darauffolgenden Jahres endet. Offizielle Ferien sind einheitlich 2 Wochen zu Neujahr, 2 Wochen Ende März Anfang April (ca. Semesterferien) und 6 Wochen Ende Juli/Anfang August, darüberhinaus gibt es die nationalen Feiertage und ab und zu je nach Schule freie Tage. Wie schon öfters erwähnt, kommen die Schüler aber auch in den Ferien in die Schule wegen ihren Klubs bzw. gibt es auch in den Ferien manchmal schulbezogene Veranstaltungen, zum Beispiel besuchen die Oberschüler in den Sommerferien, zwecks Auswahlentscheidung, verschiedene Universitäten.
Das Schulsystem an sich wird oft als 6-3-3-4 bezeichnet. Sechs Jahre Volksschule, gefolgt von 3 Jahren Mittelschule, womit die allgemeine Schulpflicht von 9 Jahren endet. Dennoch besuchen beinahe alle Schüler (geschätzte 95%) eine Oberschule, für welchen Zweck sie aber erst eine Aufnahemprüfung bestehen müssen, welche oft, je nach Schule, äußerst hart ist. Daher verbringen viele Mittelschüler im letzten Jahr einen Großteil ihrer Zeit mit dem Lernen für die Aufnahmeprüfung.
Nach der dreijährigen Oberschule wird von vielen ein 4-jähriger Bachelorkurs an einer Uni absolviert (wiederum mit strengen Aufnahmeprüfungen), die anschließenden Master- bzw. Doktorkurse besuchen nur sehr wenige Studenten, weswegen diese nicht mehr zum 6-3-3-4 gerechnet werden.



Zur Zeit des Ryukyu-Königreichs waren Naha und Shuri zwei getrennte Städte, wobei Shuri mit dem Schloß Hauptstadt, und Naha die dazugehörige Hafenstadt war (vergleiche Rom-Ostia). Über die Zeit sind sich die beiden Städte aufgrund der Bevölkerungszunahme immer näher gekommen, bis sie praktisch zu einer Stadt verschmolzen. Schon vorher wurde aber in der Meiji-Restauration und mit der Einrichtung der Präfektur Okinawa, Naha zur Hauptstadt gemacht, vermutlich um den Übergang zu einer neuen Epoche zu kennzeichnen, in der die wichtigste Stadt nicht mehr die Stadt des ehemaligen Königs, Shuri, sondern die Hafen- und größte Stadt, Naha ist.