Donnerstag, 30. Juli 2015

Die Insel der 9 Regionen - Kyûshû

Die letzte Etappe auf meiner Reunionstour war, wie erwähnt, die Hauptinsel im Westen: Kyûshû (九州). Der Name steht für die ursprünglichen neun Provinzen der Insel. Im Zuge der Modernisierung Japans wurde die Anzahl auf sieben verkleinert und die Inseln Tsushima und Ike, im Nordwesten von Kyûshû, verloren ihre Eigenständigkeit und wurden eingegliedert.
Übernachtet habe ich in Fukuoka, mit ca. 1,5 Mio. Einwohner die größte Stadt der Insel, wobei man übrigens nicht mit dem Zug nach Fukuoka fahren kann, es gibt nur die Station Hakata. Die moderne Stadt Fukuoka entstand durch die Zusammenlegung der Städte Fukuoka und Hakata, wobei Hakata den Hafen und Geschäftsbezirk innehatte (sowie eher die kulturellen Einrichtungen) und Fukuoka die Wohnstätte der Oberschicht v.a. der Samurai war. Soweit ich verstanden habe wurde bei der Versammlung zur Namensfestlegung eigentlich Hakata bestimmt, aber eine Gruppe (ehemaliger) Samurai soll sie gestört und die Versammelten gezwungen haben Fukuoka zu wählen.
So blieb Hakata als Name für den Bezirk auf Boden der ehemaligen Stadt (auch heute noch das Geschäftsviertel), den örtlichen Dialekt und interessanterweise (ich habe nicht herausgefunden warum) für den Bahnhof. Insbesondere für Ausländer, aber nicht nur für diese, kann das zu Verwirrung führen, wenn man nach Fukuoka will und der Shinkansen hat nur die Haltestelle Hakata. Es ist in Österreich vergleichbar mit dem Bahnhof Bruck an der Leitha, der eigentlich in Bruckneudorf liegt.
Fukuoka ist (selbst für japanische Verhältnisse) eine sehr schöne und grüne Stadt, wobei sie weniger durch historische oder kulturelle Stätten besticht (abgesehen von den Festivals) sondern v.a. auch durch ihre Internationalität. Kyûshû war immer schon erste Anlaufstelle für Reisende aus dem Süden und Westen, in erster Linie China und Korea, und damit ist Fukuoka heute DER Transit-Hub für Ostasien. Auch das Essen ist hervorragend, besonders bekannt dabei ist die lokale Spezialität Hakata-Ramen, eine Variante von Tonkotsu-Ramen, die in Japan als eine der besten regionalen Ramen-Versionen gilt.


Wie jeder weiß, der schon einmal mit mir über Japan gesprochen oder diesen Blog gelesen hat, bin ich ein absoluter Onsen-Fan, fast schon ein Fanatiker. Daher bin ich natürlich auch in die Stadt Beppu (Präfektur Oita) gefahren, die in einer großen Bucht an der Ostküste der Insel liegt. Sie ist wohl der berühmteste Onsen-Ort von ganz Kyûshû und lockt zahlreiche Touristen an, da sie die Kombination aus Onsen und Meer bietet und recht leicht erreichbar ist. Bei knapp über 100.000 Einwohnern hat Beppu über 10 Mio. Touristen jedes Jahr (übrigens stammt ein Freund von mir, Mitsuru Mihara, auch aus Beppu).
Beppu ist speziell aufgrund der schieren Anzahl von Onsen, da sich in dieser Region faktisch auf einen Fleck acht Thermalquellen finden und die ganze dadurch Stadt eigentlich eine riesige Thermalquelle ist. Das merkt man schon beim Aussteigen am Bahnhof, da man sofort den unverwechselbaren Duft von Schwefel bemerkt (Hinweis: faule Eier), wobei anscheinend besonders im Winter die ganze Stadt praktisch dampft. Neben den normalen Onsen gibt es auch noch die "8 Höllen", Quellen benannt nach ihrem Aussehen und der buddhistischen Höllenvorstellung. In diesen acht kann man aufgrund ihrer Wasserzusammensetzung nicht baden, aber sie haben teils eine sehr schöne Färbung (persönlich finde ich, zahlt es sich aber nur wirklich aus die Meereshölle mit ihrem blauen und die Bluthölle mit ihrem rostroten Wasser anzuschauen. Vielleicht auch noch die Mönchskopfhölle mit blubberndem Schlamm). In einer Quelle kommt das Wasser mit 98° Celsius aus der Erde, so daß es eine beliebte Touristenattraktion ist, sich ein Ei direkt in der Quelle zu kochen (es gibt auch andere, in der Quelle gekochte, Snacks zu kaufen).

Zwei Photos von der "Wasser-Hölle":






Ich habe mit dem Shinkansen auch einen Abstecher nach Kagoshima gemacht, dem absoluten westlichen Endpunkt des Zugs und dem südwestlichsten Punkt der Hauptinseln. Da Kyûshû als Ursprung von Shôchû gilt (=leicht destillierte japanische Alkoholika) und besonders Kagoshima für seinen (Süß-) Kartoffel-Shôshû bekannt ist, mußte ich diesen selbstverständlich probieren.
Ich glaube, ich bleibe doch lieber bei Sake.

Ich wollte auch den größten aktiven Vulkan Japans, den Aso, der sich ziemlich genau in der Mitte von Kyûshû befindet, besuchen (inklusive der genialen Onsen), aber leider wußte ich nicht, daß man das Busticket mind. 1 Woche im Voraus buchen muß. Daher ist es mit dem Trip zum Vulkan nichts geworden (für dieses Mal!).
Stattdessen bin ich zum Abschluß mit dem Bus zu einem anderen Onsenressort irgendwo im Nirgendwo gefahren, um noch ein bißchen die Natur zu genießen. Und wie so oft am Land in Japan sieht man in den Gesichtern der Bewohner die Frage: Ein Ausländer? Hier?

So sieht übrigens ein Bambuswald aus der Ferne aus:




Nach dem Besuch auf Kyûshû bin ich für die letzte Nacht zurück nach Tôkyô, wo ich in der Wohnung eines Freundes und seines Freundes übernachtet habe. Selbstverständlich haben wir uns einen gemütlichen Abend gemacht und sind früh schlafen gegangen, schließlich mußte ich in der Früh schon zum Flughafen, und außerdem, was soll man am einem Samstagabend in Tôkyô sonst schon machen?
Jedenfalls bin ich dann am nächsten Tag, Sonntag, wieder zurück nach Österreich geflogen, und es war wunderbar die Zeit praktisch um 5 Jahre zurückgedreht zu haben, auch wenn 15 Tage viel zu wenig war.

Allerdings wird der Blog an dieser Stelle nicht wieder geschlossen, es war nämlich nicht mein letzter Trip nach Japan in den letzten Jahren, he he, es gibt noch mehr. Denn der Daimyo der Provinzen des Mittleren Westens hat beschlossen sich wieder mehr und direkter um seine Lehen zu kümmern!



Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Kyûshû (九州). Westlichste (und südlichste) der vier Hauptinseln und seit jeher Japans Tor zu Welt.
Denn Kyûshû gilt als eine der Einwanderungsrouten des modernen japanischen Menschen, der Norden Japans wurde erst spät in das japanische Reich eingegliedert und im Osten lag nur der endlose pazifische Ozean. Von Kyûshû aus wurde der Kontakt zum großen Reich der Mitte, dem Kaiserreich China, und dem Reich Korea gehalten, hier wurden die beiden Invasionsversuche der Mongolen abgewehrt, hier kam es zum ersten Kontakt mit den Europäern (Portugiesen), hier wurde der Handel mit dem Westen betrieben und hier waren die einzigen Handelspunkte in den 250 Jahren der japanischen Abschottung (für Europa mittels den Niederländern auf der künstlichen Insel Dejima in der Bucht von Nagasaki). Wobei ich Handel mit den Ainu nicht dazuzähle. Und hier fand mit Nagasaki auch der zweite Einsatz der Atombombe (in diesem Fall: Plutonium-Kernspaltungsbombe, "Fat Man") statt.
Wobei eigentlich Kokura (heute: Kitakyûshû) das Primärziel war (und Sekundärziel für Hiroshima), das aber wegen schlechter Sicht nicht anvisiert werden konnte. Trotz der größeren Sprengkraft der Nagasaki-Bombe richtete sie weit weniger Schaden als ihr Gegenstück in Hiroshima an, da sie über einer Talsenke zündete und die Hügel den Rest der Stadt relativ gut schützten.

Noch ein interessantes Detail zum Erstkontakt von Japan mit Europäern: Dieser fand auf der Insel Tanegashima statt, wo Japaner auch zum ersten Mal moderne Arkebusen und Musketen sahen, weswegen für Jahrhunderte Feuerwaffen dieser Art als Tanegashima-Gewehre bezeichnet wurden.

Auf Kyûshû residierte auch einer der mächtigsten Clans der japanischen Geschichte, der Shimazu Clan, besser bekannt unter den Namen seines größten und wichtigsten Lehen: Satsuma (im SW der Insel mit der Hauptstadt Kagoshima). Obwohl in der entscheidenden Schlacht um die Vorherrschaft Japans bei Sekigahara (sozusagen zwischen West und Ost) auf der Verliererseite blieb er sehr mächtig. Das lag vor allem anderen daran, daß er mit seinen Lehen auf Kyûshû am weitesten entfernt vom Machtzentrum der Tokugawas, Edo, stationiert war. Zudem war es schwer für das Shogunat, einen derart einflußreichen und weit entfernten Clan zu entmachten, insbesondere da die Satsuma/ Shimazu viele der Politiken des Shogunats konsequent umsetzen. Auch eroberten sie, mit Erlaubnis des neuen Shogunats, Anfang des 17. Jahrhunderts das Ryûkyû Königreich mit der Hauptinsel Okinawa und machten es zu einem Vasallenstaat (allerdings nicht offiziell sondern eher "versteckt", da das Kaiserreich China ebenfalls Machtanspruch erhob und nicht verstimmt werden durfte).
Dennoch blieb der Clan "im Herzen" immer ein Gegner des Shogunats und war auch 250 Jahre später einer der Hauptakteure und wichtigsten Kriegsteilnehmer beim Sturz des Shogunats und Wiederherstellung der kaiserlichen Macht.
Und doch rebellierten die Satsuma gegen die neue Regierung im Jahre 1877, da sie mit vielen Entscheidungen, insbesondere Modernisierungen im gesellschaftlichen und sozialem Bereich, nicht einverstanden waren. Eigentlich kam es zu mehreren Samurai-Aufständen im ganzen Land, da diese ihren privilegierten Status und ihr traditionelles Einkommen verloren, aber die sogenannte Satsuma Rebellion (oder besser: Die Rebellion/ der Bürgerkrieg im Südwesten) war der letzte und schwerste Aufstand dieser Art. Die Ereignisse bildeten auch den historischen Hintergrund für den Film "The Last Samurai" mit Tom Cruise.
Jedenfalls wurde mit der Niederschlagung der Satsuma Rebellion (die auch die Regierung viel kostete), auch Kyûshû endgültig unter die Zentralgewalt gestellt und sie kennzeichnet das tatsächliche Ende der Kaste der Samurai. Der Clan selbst hat die Rebellion überstanden und wurde dennoch in hohen Ehren und offiziellen Positionen gehalten, aber es bestand kein Zweifel mehr an der absoluten Entscheidungsgewalt des zentralen Kabinetts.

Dienstag, 23. Juni 2015

Der Westen ruft.

Nach 4 Nächten in Tôkyô bin ich dann Richtung Kôbe aufgebrochen, das ja eigentlich mein Regierungssitz als Daimyô der Provinzen des mittleren Westens ist.
Übrigens haben meine loyalen Untertanen zur Feier meiner Rückkehr mein Konterfei (in Mangaversion) für die Werbung für ein historisches Drama (über den Taira Clan) verwendet. Es ist natürlich angepaßt, ich trage ja Brille und hab nicht so lange Haare, aber sonst sehr gut getroffen.




Auch in und um Kôbe habe ich mich vor allem mit alten Freunde getroffen, unter anderem habe ich natürlich auch der Kôbe Universität einen Besuch abgestattet und bin am Abend mit einigen Professoren/ Angestellten unterwegs gewesen.
Nicht nur, daß sie mich in Erinnerung behalten haben (ob in guter oder schlechter lassen wir mal dahingestellt), anscheinend ist auch ein Photo von einem meiner Uni-Kurse mit mir in prominenter Position für eine Plakatserie für Werbe-Veranstaltungen zum Austauschstudium an der Kôbe Uni in versch. asiatischen Ländern verwendet worden. Was es nicht alles gibt.

Eine Freundin (Yuki, inzwischen verheiratet mit Kind, typisch japanisch) hat mich eingeladen mit ihr den berühmten Enryaku-ji (延暦寺) auf dem Berg Hiei in der Nähe von Kyôto zu besuchen. Der Enryaku Tempel ist der Haupt- und Gründungstempel der Tendai Konfession des Buddhismus, die im Mittelalter besonders bei den Oberschichten verbreitet war. Tendai war daher über mehrere Jahrhunderte eine sehr einflußreiche Organisation, die im 16. Jahrhundert um den Enryaku-ji und in der Region einige tausend Sub-Tempel besaß und eine richtige Armee von Kriegermönchen ("Sôhei" 僧兵) besaß.
Sie waren Gegner von Oda Nobunaga, weswegen er, nach Sieg über die mit Tendai verbündeten Clans, 1571 gegen den Enryaku Tempel-Komplex mit einer, für die damalige Zeit, massiven Armee von 30.000 Soldaten marschierte. Im Zuge der Belagerung des Hiei brannte er praktisch alle Tempel und den gesamten Komplex nieder und tötete sämtliche feindliche Kriegermönche (sowie, zur damaligen Zeit leider auch sehr üblich, viele Zivilisten).
Damit war die Macht der Tendai gebrochen und erst unter Odas Nachfolgern Toyotomi und Tokugawa durfte sie den Enryaku-ji wieder aufbauen.

Der heutige Tempel-Komplex am Berg ist auf drei Gebiete aufgeteilt: Die "Östliche Pagode" mit der eigentlichen Haupthalle des Tempels, die "Westliche Pagode" und "Yokokawa".

Plan des Areals



Die Yokokawa Haupthalle



Die Konpon Halle, das eigentliche Hauptgebäude des Tempels




Als meine Begleiterin mal aufs WC mußte habe ich übrigens etwas festgestellt: Wenn man als ausländischer Mann ein (japanisches) Baby auf dem Arm hat, ist man sofort das Zentrum der Aufmerksamkeit und aller Blicke sämtlicher weiblicher Personen im Umfeld. Macht irgendwie Angst.

Während ich in Kôbe war, wurde ich über eine alte Freundin auch zu einer Party in einem Studentenheim der Austauschstudenten eingeladen (nicht mein ehemaliges) und es war sehr schön, die Zeit praktisch 5 Jahre zurückzudrehen mit allem Drum und Dran. Nur der Folgetag war nicht mehr so leicht zu ertragen wie früher.

Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, da die Jahreszeit die richtige war, den Kyomizu Tempel zur Laubverfärbung zu besuchen (Momiji-Zeit) und zwar auf den Tag genau 5 Jahre nach meinem erstem Momiji Besuch dort.


5 Jahre später


(Inzwischen, also jetzt 2015, wurde das Hauptgebäude aber renoviert)



Nach 5 Nächten (und einem Besuch von Schloß Himeji) machte ich mich auf zur letzten Etappe auf meiner "Wiedersehens-Tour":
Dem Westen Honshus (Chûgoku Region) und der Insel Kyûshû. Beides Regionen, die ich noch nie zuvor besucht hatte.

Übernachtet habe ich in Fukuoka im Norden Kyûshûs um von dort die Insel zu erkunden, aber zuerst noch zu meinem Besuch in Hiroshima.

Hiroshima ist mit etwas über 1 Million Einwohner die größte Stadt und das Zentrum der Chûgoku Region. Sie ist traditionell eine wichtige Industriestadt und hat trotz des 2. Weltkriegs diesen Status nicht verloren. Am bekanntesten ist sie natürlich für den ersten militärischen Einsatz der Atombombe unter dem Namen "Little Boy" (genauer gesagt: Eine Uran-Kernspaltungsbombe). Was viele aber nicht wissen, ist daß etwas mehr als 1 Monat nach Abwurf der Bombe auch noch ein heftiger Taifun über die Stadt fegte und einen Großteil der Infrastruktur, die noch stand, zerstörte.

Unter anderem habe ich mir natürlich den berühmten Atombombendom angeschaut, so benannt weil er das nächstgelegene Gebäude zum Explosionspunkt war, das nicht komplett vernichtet wurde und weil er durch seine charakteristische Kuppel ein auffälliges Gebäude ist. Er wurde als Erinnerung an den Abwurf der Bombe erhalten und als "Friedensdenkmal von Hiroshima" zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Interessanter Nebenpunkt: Das Gebäude, ursprünglich "Produktausstellungshalle der Präfektur Hiroshima" genant, wurde von einem österreichischen (genauer gesagt, böhmischen) Architekten konstruiert.




Weiters war ich auch im Park des ehemaligen Schlosses von Hiroshima, das durch seine Konstruktion natürlich komplett ausradiert wurde, wobei der "Burgfried", also der Hauptturm, inzwischen rekonstruiert worden ist.
Interessanter sind aber verschiedene Bäume im Park die gelbe Plaketten tragen, wie dieser hier:




Diese gelben Plaketten bedeuten, daß der jeweilige Baum hier schon am Tag der Bombe stand und obwohl nur mehrere hundert Meter vom Hypocenter (Explosionspunkt der Bombe in der Luft) entfernt, haben sie dies überstanden und wachsen noch immer.



Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Es wird unsere geneigte Leserschaft freuen zu hören, daß wir es tatsächlich geschafft haben, den Autor unserer beliebten Kolumne nach so vielen Jahren aufzustöbern und ihn überreden konnten, noch einige Male für uns zu schreiben.


Die Region Chûgoku ("Mittleres Land" 中国) ist die westlichste Region der Hauptinsel Honshu, wobei nicht mehr genau nachvollziehbar ist woher der Name stammt. Da zudem seit dem frühen 20. Jhdt. der selbe Name (mit den selben Kanji) für China verwendet wird, greift man teilweise auf die alten Namen der Region zurück, auch wenn diese vom Gebiet her nicht mehr ganz mit der modernen Region überein stimmen. So wird Chûgoku auch die San'in-San'yô Region genannt, San'in (山陰 "Nord- bzw. Schattenseite des Berges") im Norden und San'yô (山陽 "Süd- bzw. Lichtseite des Berges) im Süden. Dies ist insofern passend, da die japanischen Berge tatsächlich ziemlich genau in der Mitte die Region teilen. In früheren Zeiten gab es nur wenige Möglichkeiten, die Berge zu queren, sodaß es oft einfacher war (v.a. im Winter), bis an die Westspitze von Honshu zu reisen und von dort der längs nach die jeweilige "Seite" der Region zu besuchen. Teil der japanischen Berge in Chûgoku ist auch der Hiba, in der Mythologie die Ruhestätte der Göttin Izanami, die die japanischen Inseln geboren haben soll. Weiters befindet sich im Norden der Region der Izumo- Schrein, einer der ältesten und wichtigsten Shinto-Schreine Japans. Anzumerken ist, daß die Region dünn besiedelt ist (mit Ausnahme der Stadt Hiroshima mit über 1 Million Einwohner), und bei 15% der Fläche (so groß wie Kantô) nur 7% der Einwohner von Honshu beherbergt (nur die Region Tohoku ist noch dünner besiedelt).

Die Bucht von Hiroshima war schon lange Zeit ein wichtiges Gebiet der Region, wurde aber das wichtigste Zentrum von Chûgoku als in der Sengoku-Zeit (16. Jhdt.) der mächtige Mori-Clan (berühmt v.a. für seine Flotte) seinen Hauptsitz dorthin verlegte, eine Burg baute und die Stadt Hiroshima gründete. Bereits in der Edo-Zeit war die Stadt ein Zentrum von Gewerbe und Industrie, aber insbesondere durch die Industrialisierung in der Meiji-Zeit wurde Hiroshima zu einer der wichtigsten Städte der Schwerindustrie von ganz Japan. Im ersten Sino-Japanischen Krieg (1894/95) wurde die Stadt zum Hauptquartier des Kommandos und sogar der Kaiser und die Regierung verlegten zeitweilig ihren Sitz nach Hiroshima. Durch den Krieg und die Lage der Stadt wurde sie dann auch zu einem der wichtigsten Militärstützpunkte und -produzenten des Landes, ein weiteres Mal verstärkt im Russisch-Japanischen Krieg 1904/05. Auch war während des 1. Weltkriegs auf einer Insel in der Hiroshima-Bucht ein größeres Kriegsgefangenenlager für Soldaten der Mittelmächte eingerichtet.
Auch heute noch ist Hiroshima, trotz des Atombombenabwurfs, ein großes und wichtiges Industriezentrum des Landes, so wurde unter anderem der Autohersteller Mazda hier gegründet und hat auch noch immer sein Hauptquartier und wichtige Stätten in der Stadt.

Samstag, 6. Juni 2015

Back in Action

Wie gesagt, vom 18. November bis 2. Dezember war ich nach fast 5 Jahren wieder in Japan. Der Plan war recht einfach: 4 Nächte in Tokyo, 5 Nächte in Kobe, 4 Nächte in Fukuoka auf Kyushu (Neuland sozusagen, da ich dort noch nicht war) und die letzte Nacht wieder in Tokyo. Es sollte ein gemütlicher, entspannter Urlaub mit dem Wiedersehen alter Freunde werden. Ja, genau.

Übernachtet habe ich in Tokyo im Viertel Asakusa, das mit dem ältesten buddh. Tempel Tokyos und dem Asakusa Schrein als ein relativ ruhiges Viertel mit einem großen Anteil traditioneller Gebäude gilt. Historisch war es seit der Edo-Zeit das wichtigste Vergnügungsviertel (v.a. mit Theater), hat angeblich das älteste Geisha-Viertel Tokyos/Edos, und es blieb wohl das Nummer 1 Unterhaltungszentrum bis zum 2. Weltkrieg. Noch heute finden in Asakusa, aufgrund der religiösen Institutionen, viele Feste und Umzüge statt.
In Asakusa steht übrigens auch ein Hauptquartier der Asahi Brauereien mit der "Asahi Bier Halle" (falls jemand Bier mag und mal in Tokyo ist).

Schon am ersten Abend traf ich mich mit meinem britischen Freund aus dem Sommerprogramm, David, der etwas nach Ende meines Aufenthalts nach Japan zurückkehrte, fertig studierte, ein Job annahm und geheiratet hat (ich glaube in dieser Reihenfolge). Interessant: Wenn man sich gut versteht, ist man sofort wieder auf einer Wellenlänge, selbst wenn man sich Jahre nicht gesehen hat. Auch David hat das angemerkt und war überrascht, daß er das Gefühl hat als wäre nur knapp 2 Wochen vergangen und nicht 5 1/2 Jahre.

Der Tempel (Sensô-Ji - 浅草寺)



Das Haupteingangstor zum Tempel mit riesiger Laterne




Die Zeit in Tokyo selbst habe ich mit wenig Neuem verbracht, sondern v.a. mit Treffen alter Freunde, und dem Besuch verschiedener Viertel um zu sehen, was sich geändert hat (teils sehr viel, teils nichts).

Ich denke ich habe schon über das "gefürchtete" 109 Gebäude in Shibuya geschrieben, hier nun endlich ein Photo (an die Damen: Merkt euch das, es ist wie der heilige Gral des "Shoppings" in Shibuya).




Zum Vergleich: Die Shibuya Hauptstraße mit Zeitunterschied 5 1/2 Jahre (da hat sich äußerlich nicht viel getan)






Die Rückkehr (Batmans Rückkehr?)

Tja, eigentlich wurde der Blog ja von mir geschlossen, aber eine Freundin (Lindi, Sommer-Programm wer sich erinnern kann) hat mich überzeugt über meine Rückkehr nach Japan nach 5 Jahren zu schreiben.
Also werde ich den Blog nach 4 Jahren wieder öffnen und einen oder mehrere Einträge hinterlassen, obwohl die Rückkehr auch schon wieder 2 1/2 Jahre her ist ... uupsi.

Also, im September 2012 habe ich spontan beschlossen für November Urlaub zu nehmen und nach Japan zu fliegen, weil es einfach wieder an der Zeit war. Zuerst hätten es drei Wochen sein sollen, aber da ich nicht soviele Urlaubstage nehmen konnte, wurde der "Einsatz" in Japan auf 15 Tage reduziert. Ursprünglich sollten mich einige Freunde begleiten, mit denen ich schon einige solcher "Einsätze" im Ausland erlebt habe, aber leider mußten sie absagen, weil Urlaubstage nicht möglich waren, also bin ich am Ende wieder allein nach Japan aufgebrochen.

Und so beginnt es!


Sonntag, 18.11.2012, 0800 Im Luftraum über Tokyo ...