Freitag, 19. Oktober 2007

Mhmm Essen:

Also, die meisten werden schon wissen, daß es hier so ziemlich
alles gibt, aber die wenigsten wissen wie gut und sogar billig es ist!
Aber fangen wir mal am Anfang an, bei den Geschäften.

Die meisten Geschäfte öffnen erst ab 11.00 Uhr vormittags (manche ab 10.00 manche ab 13.00), haben aber dementsprechend offen bis 20.00 oder 22.00 Uhr. Und damit meine ich wirklich Geschäfte, für Gewand, Elektronik etc.

Supermärkte öffnen in der Früh und haben normal offen bis 21.00 Uhr, manchmal bis 23.45.
Und dann gibts da noch die Konbini (von Englisch convenience = angenehm):
Diese Dinger sind 24 Stunden am Tag, fast 365 Tage im Jahr offen, und haben Sachen quer durch den Gemüsegarten. In erster Linie natürlich Essen und Getränke, aber auch eine Auswahl von Sachen, die man bei uns beim DM findet.

Was am Anfang irritierend ist, ist der Schrei der einem im Geschäft empfängt.
Den sobald ein Angestellter einen Kunden sieht, oder einer den Laden betritt, sagt er zu ihm "いらっしゃいませ" irasshaimase, sowas wie "Herzlich Willkommen" in sehr höflicher Form, und mit sagen meine ich, daß sie einem das manchmal regelrecht entgegengeschrien wird, damit man es ja mitbekommt.
Helmut hat mir erzählt, daß das in Tokyo nicht mehr so üblich ist, aber hier in der Kansairegion ist es alltäglich. (Ungehobelte, unhöfliche Tokyoter, hrm)
Da wir grad bei Aussprüchen von Angestellten sind: Wenn man was kauft und bezahlen geht, sagen einem die Verkäufer nicht nur was das Ganze kostet (steht eh auf der Anzeigentafel), sondern auch mit wieviel man bezahlt. z.B: "Das sind 365 Yen. *reiche Schein hin*; 1000 Yen, 635 Yen zurück."
Schlimmer wirds nur mit folgendem: Sie fragen einem ob man ein extra Sackerl braucht, Stäbchen haben will, gewisse Sachen schon in der Mikrowelle des Geschäts aufwärmen soll, ob man eine Kundenkarte hat, etc. Eigentlich sehr nett, nur sind das alles eingelernte Floskeln, und sie nuscheln sie so schnell runter, daß man rein gar nix versteht.

Was meiner Meinung nach schön ist, ist das man nicht einfach mit "Sie" angesprochen wird (im Gegenteil, wenn man den Namen einer Person, oder ihren Status kennt, gilt "Sie" als unhöflich), sondern eben mit dem Status dem man gerade einnimmt. Im Geschäft ist man somit der Okyaku-sama; der "Hoch verehrte Kunde".

Und nun für Leute, die gern gute Sachen billig haben (mich eingeschlossen).
Ab ungefähr 19.00 Uhr beginnen die Supermärkte (auf japanisch: suupaa) graduell die Preise runterzusetzen, für Sachen, die sie am nächsten Tag nicht mehr verkaufen wollen, in erster Linie Fisch und Fleisch (wobei der am selben Tag gebrachte Fisch gemeint ist, also ist er frisch).
Und ab spätestens 20.45 Uhr sind die Sachen dann zum halben Preis zu haben.
Ein großes Stück roher Lachs für 2 Euro? Nur her damit! Eine Schale Oktopus (Krake) für 1,50 Euro? Aber immer wieder gern! usw. usw.
Und das Beste? Alles schon sofort eßfertig.

Also mein Tip: Wenn ihr mal in Japan seid, es billig wollt, und nix dagegen habt etwas später Abend zu essen, stürmt den nächsten Supermarkt!


Und jetzt zum eigentlichen Titel des Beitrags -- Essen:

Damit gewisse Leute endlich Ruhe geben: Mochi (als Süßigkeit)




Mein Abendessen gestern: Frittierter Tintenfisch-Arm ("Ika" Rechts), Frittierte Oktopustentakel ("Tako" links) und Baby-Tintenfische



Mein Abendessen heute: Ebi (Garnelen oder Shrimps) und eine große Oktopustentakel, unwahrscheinlich gut



Und falls es Vorurteile wegen rohen Kopffüsslern gibt; in Korea ißt man die Oktopusdinger manchmal lebendig, und dann greifen die Tentakeln während des Essens noch im Gesicht herum.
(Wer schon mal den koreanischen Film "Oldboy" gesehen hat, weiß was ich meine,
auch wenn sie es in Wirklichkeit eleganter machen)



Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Japaner essen viele Sachen (vor allem Nudelgerichte) nicht nur wirklich schnell,
sondern auch kochend heiß, da sie der Meinung sind, daß die Gerichte so am besten schmecken.
Um das zu schaffen, saugen sie beim Nudeln essen Luft ein, damit sie sich nicht verbrennen, was in einem sehr lautem Schlürfen resultiert. Bei uns würde soetwas als extrem unhöflich und als sehr schlechte Tischmanieren gewertet werden, hier sieht man sogar Geschäftsleute in Restaurants das machen.
Der Westler der wartet, bis seine Suppe kühler wird, oder darauf bläst wird mitleidig belächelt.

Interessant ist die Tatsache, daß es auch bei uns früher zum guten Ton gehörte, seine Suppe genußvoll zu schlürfen. Auch Knigge hat noch davon abgeraten, auf die Suppe im Löffel zu blasen, lieber etwas warten.

4 Kommentare:

Bernhard Kainz hat gesagt…

Sers

Mochi, super :). Schaut ja ganz anders aus, als das was ich kenn :).

Oktopus kannst nur entweder lebendig oder laaang gekocht essen. Ist das einzige Meereslebewesen, das eine lange Garzeit hat ohne zu verkochen.
Auch die Baby-Dinger sind gekocht; die gibts nicht roh, nur kalt. Wennst den Oktopus nämlich nicht lange vorbehandelst und lange kochst, ist der zäh wie leder.
Die werden auch meistens schon am Schiff gewalkt und gekocht.

Helmut hat gesagt…

Hey,
ein suuper Beitrag! ^^

Du, aber naja, so ungehobelt sind wir in Tokyo auch wieder nicht: es wird eigentlich schon jedes mal noch "irasshaimase" gesagt, aber eben heutzutage oft nur mehr so beiläufig..

Beim Zahlen, da sagen sie mit "...Yen oazukari itashimasu" sowas wie "Ich nehme ...Yen in Verwahrung" - bevor sie das Restgeld kundenfreundlich vorzählen und herausgeben.., でしょう? :-)

Belthasar2 hat gesagt…

Mochi: Klar, gibt's ja in vielen Ausführungen, das ist die Süßigkeitenvariante. (Würde dir sicher schmecken)
Nimmt man oft oft auch bei der Teezeremonie.

Helmut: Danke, danke sempai *g*
Tja, was das yen verwahren angeht, sind wir wohl ungehobelter, hört bei uns net oft bzw. was anderes nach dem Nehmen und vor herausgeben.

Und interessant, daß du die Angepaßtheit inzwischen toll findest, deine Assimilierung macht gute Fortschritte "Widerstand ist zwecklos" ;)

Anonym hat gesagt…

Hi Manuel,
Endlich habe ich deinen Blog gelesen, hurra!!!!!!
Habe schon ein bisschen Neid empfunden, dein Essen schaut einfach traumhaft aus, und ic hglaube es schmeckt genau so. Und ich esse heute eine Pizza von der Mensa...
schöne Grüße aus Graz,
Svetlana