Dienstag, 25. Dezember 2007

Weihnachten? Was ist das?

Heute behandeln wir die Frage: Wie wird in Japan Weihnachten gefeiert, bzw. wird es überhaupt zelebriert?
Es vermittelt einen guten Eindruck, wenn ich euch erzähle, daß ich heute zwecks eines Kurses an der Uni war. Ja richtig, keine Ferien, denn der 24. 25. und 26. sind hier ganz normale Arbeitstage. Zur Uni: Es gibt diese Woche zwar keinen regulären Unterricht mehr, aber dennoch werden Extra-kurse abgehalten (z.B: wenn über das Semester zu viele Stunden ausfallen) denn offiziell schließt die Uni erst am 28. Weihnachten hat hier praktisch keine Bedeutung (bei nur 2-3% Christen nicht verwunderlich), und fast alles was verwendet wird ist aus Amerika importiert (Lieder, Dekoration etc). Der 24. und 25. sind mehr Tage für junge/frischverliebte Paare, an denen sie etwas gemeinsam unternehmen, für den Rest sind sie mehr oder weniger normale Arbeitstage.

Aber:
Neujahr ist dafür riesig. Der Jahreswechsel ist eines der wichtigsten (vielleicht das wichtigste) Fest des ganzen Jahres, an dem man mit der Familie zusammen ist, es Geschenke gibt (v.a. für die Kinder) sowie gutes Essen (traditionelle Gerichte) und Süßigkeiten. Es gibt auch sehr viele spezielle Feiern in den Tempeln etc. kurzum, für die Japaner ist Neujahr das, was für uns Weihnachten ist. Randnotiz: 2008 ist das Jahr der Maus, weswegen alles in Anlehnung daran geschmückt wird, und die traditionellen Neujahrskarten, die weitaus verbreiteter sind als Weihnachtskarten bei uns, tragen Mausmotive. Die Karten werden genau am 1. Jänner zugestellt, die Postler gehören daher zu den wenigen die arbeiten.


Nachtrag zum letzten Mal
Onsen:

Onsen (温泉=warme Quelle) sind ursprünglich Thermalquellen, und traditionell befindet sich das Wasser in natürlichen Becken (Stein) im Freien, wobei durch eine Holzwand in der Mitte der Bereich der Männer von dem der Frauen abgegrenzt ist, da man nur nackt badet. Es gibt noch viele traditionelle Bäder in Japan allerdings sind sie im Vergleich oft relativ teuer und etwas abgelegen. Die meisten (wie in Arima) befinden sich in Gebäuden, haben ein heißes und manchmal ein kaltes Becken und eine Sauna. Die restliche Tradition bleibt erhalten: Nackt baden, Männer und Frauen dementsprechend getrennt und das wichtigste: Bevor man ins Becken steigt, muß man sich an extra Waschplätzen gründlich reinigen, inklusive Shampoo und Duschgel, damit das Wasser sauber bleibt. Dann gibt es noch SPAs, das sind Onsen wobei das Wasser aber nicht natürlich heiß bzw. reich an Mineralien ist, dafür haben sie oft zusätzliche Becken bzw. andere Extras, im Prinzip sind sie kleine Thermen, aber ohne "Action"-spielereien bzw. "Wellness"-blödsinn. Preismäßig blättert man für die natürlichen "Indoor"-onsen von 500 bis 900 Yen hin (in Arima war das, soll aber teurer als normal sein) bzw. um die 300 Yen für einen SPA-Besuch. Umgerechnet sind das 3- 5.50 Euro bzw. 1.80 Euro, dafür kann man alles benutzen (auch die Sauna) und solange drinnen bleiben wie man will, oder bis der Onsen schließt. Kostet "etwas" weniger als eine Therme bei uns, nicht wahr?



Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Wie schon erwähnt, geschehen, statistisch gesehen, die meisten Scheidungen in Japan nachdem der Mann in Pension gegangen ist. Wie mir einige Japaner erklärt haben, gibt es dafür folgende Beweggründe: Der Mann arbeitet Jahrzehnte in einer Firma, und oftmals bekommt er mit fortgeschrittenem Alter mehr Verantwortung und Entscheidungsmacht übertragen. Die Frau ist sehr oft "nur" Hausfrau, wobei aber sehr sehr viele Frauen durchaus damit zufrieden sind, da sie dadurch der harten, in Japan meinem subjektiven Eindruck nach auch etwas unmenschlichen, Arbeitswelt entkommen. Zu Hause sind sie aber die Chefs. Die Hausfrau erzieht nicht nur die Kinder, kocht das Essen, und kümmert sich um den restlichen Haushalt, sondern entscheidet dabei was wie zu geschehen hat. Der Mann mischt sich dabei praktisch beinahe nie ein, sondern überläßt fast alles seiner Frau, im Gegenteil, meistens ist er froh wenn er nicht viel zu tun hat, wenn er nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommt. Die Frau beherrscht somit beinahe uneingeschränkt den Haushalt. Die meisten werden jetzt bereits erahnen, worauf dieser Beitrag abzielt.
Viele Männer die nun in Pension gehen, finden sich mit der neuen Lage nicht wirklich zurecht und beginnen, oder versuchen, nun im Haushalt etwas mehr zu übernehmen, die einen, die nun keine Beschäftigung mehr haben, wollen somit wieder etwas zu arbeiten haben, die anderen wollen den Verlust der Veranwortung und auch der Macht nicht hinnehmen, und beginnen ihren Frauen "Ratschläge" zu geben und wissen natürlich wie alles besser funktionieren würde. Die Hausfrauen ihrerseits, sind es nach Jahrzehnten nicht gewohnt ihre Arbeit, welche oft einem geregelten Plan folgt, zu teilen beziehungsweise lassen sie sich noch weniger herumkommandieren. Durch diese Umstände, und da keine Kinder mehr im Haus sind, die es zu versorgen gilt, kann es leider zu unüberbrückbaren Gegensätzen und schlußendlich zur Scheidung kommen.

4 Kommentare:

Bernhard Kainz hat gesagt…

Na, dann solltest keine Japanerin heiraten. Die würd dich dann nämlich weder kochen noch backen lassen... :)

liebe Grüße,
Schaepfer

Helmut hat gesagt…

Gut, dass du über so wichtige Dinge Klarheit herstellst - was ich leider ganz und gar vernachlässige.. ^^

Ja, Neujahr ist DAS WICHTIGSTE Fest im Jahr (Nr. 2 ist das O-bon-Fest Mitte August, bei dem auch die Familien zusammenkommen),

und dieses Jahr übrigens war der 24.12. (man höre und staune, wenn man das etwa mit Österreich vergleicht!) - ein FEIERTAG !!

- Aber nicht, weil Heiliger Abend war, sondern weil am 23.12. nationaler Feieratag wegen des Geburtstages des amtierenden Kaisers war - und wenn ein Feiertag in Japan auf einen Sonntag fällt, dann wird automatisch der Montag als Sonntag nachgeholt..!! :-)

- Das könnten wir uns auch zum Vorbild nehmen.... ^^

Belthasar2 hat gesagt…

Naja, ich muß sie ja nicht gleich heiraten, oder?

Stimmt, die Sonntag = Feiertag -> Montag wird Feiertag Regel hab ich ganz vergessen. Allerdings, wenn man bedenkt wie wenige wirkliche Feiertage Japan im Vergleich zu uns hat, ist das schon okay.

Obwohl bei uns werden Feiertage ja mehr und mehr beschnitten, ich sag nur 8. Dezember ...

Helmut hat gesagt…

Was ist denn halt bei uns mit dem 8. Dezember..? :-(