Mittwoch, 12. Dezember 2007

Lückenbüßer-Woche

Nein, diese Woche gibt es wirklich nichts Neues (oder Interessantes) zu berichten. Ich habe mich nur für den, von der Uni organisierten, Schitrip nach Nagano im Jänner angemeldet. Dort gibt's wirkliche Berge, und wer sich noch erinnern kann, fanden 1998 in Nagano die olympischen Winterspiele statt, inklusive Hermann Maiers "Flugeinlage".
Das Ganze ist zwar ein wenig teuer, aber dank meines Stipendiums vom japanischen Staat kein allzu großes Problem (was soll das heißen, dafür ist es nicht gedacht? Na wofür denn, wenn nicht zum Japan erleben).

Letztens ist mir (eigentlich erst durch einen Deutschen, der nicht japanisch kann) bewußt geworden, welch komischer Eindruck es sein muß, wenn ich mich mit den Chinesen aus meinen BWL-Kursen unterhalte.
Wie verständigen sich ein Österreicher und eine Chinesin? Nicht auf Deutsch, Chinesisch oder Englisch, sondern auf Japanisch. Soll auf einen Westler (laut meinem Kollegen) wirklich einen eigenartigen Eindruck hinterlassen, auch wenn ich nicht (mehr) ganz verstehe, warum.

Apropos: Der Großteil der Chinesen (und einige Koreaner), denen ich bisher an der Uni begegnet bin, ob im Sommer oder seit September, kann Japanisch oftmals weitaus besser als englisch sprechen. Dies ist insofern interessant, als daß weite Teile der chinesischen Bevölkerung Japan noch immer wegen seinen Taten während des 2. Weltkriegs verachten oder hassen (bzw. weil sich Japan mit der Aufarbeitung etwas schwer tut). Ein Umstand, der durch die Propaganda der kommunistischen Regierung manchmal gefördert wird (Merke: Ein äußerer gemeinsamer Gegner verdeckt innere Probleme). Dennoch ist es kein Tabu an chinesischen Schulen oder Universitäten japanisch zu lernen, oder ein Auslandssemester (oder -jahre) in Japan zu absolvieren, wobei eben auf japanisch mehr Wert als auf englisch gelegt wird (auch mögen sie sich in der Kultur ähnlicher sein, bzw. haben Chinesen nicht so große Probleme mit den verfluchten Kanji).



Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Bürokratie in Japan.
Da Japan sehr viel Wert auf Genauigkeit, Details und das sogenannten "innerhalb der Box"-Denkens setzt, ist die Bürokratie und das Beamtentum dementsprechend aufgebaut. Interessanter- oder vielleicht auch erschreckenderweise ist sie der österreichischen sehr ähnlich, so daß der gelernte Österreicher weitaus weniger Probleme oder Wutanfälle hat, als seine Gegenstücke aus anderen nicht-asiatischen Ländern. (Obwohl, um der Sache gerecht zu werden, muß an dieser Stelle gesagt werden, daß unser Beamtentum und die Bürokratie sich in den letzten Jahren stark verbessert haben).
Dennoch sind die Ähnlichkeiten unverkennbar, was die bürokratische Detailverliebtheit, das hin-und-her schieben von Dokumenten zwischen Abteilungen und das Einhalten der Hierarchie betrifft. Doch genauso wie in Österreich kann man hier oft mit ein wenig gutem Zureden, ein wenig Jammern und dem allfälligen Bitten ("herns, I waß, daß des normal net geht, owa I brauch des dringend ..." etc.) Dinge die unmöglich scheinen, möglich machen bzw. den Weg stark verkürzen. Diese Art ist für einen deutschen Kollegen ungewohnt, und hat auch zu einem Wutausbruch geführt. Wir haben beide etwas merkwürdige Post bekommen, in der uns eine sichere Sache an der Uni verweigert wurde (keine Details hier), was uns beiden Probleme beschert hätte. Als Österreicher war mein Gedanke dazu: "Erst einmal im Büro nachfragen was Sache ist, mit denen reden, und schaun, ob sich nicht etwas drehen läßt". Gesagt, getan, und nach 15 Minuten Gespräch, Bitten, Erklärungen, und einigen Telephonaten seitens der Sekretärin, war das Problem gelöst und ich ging beruhigt nach Hause. Der Deutsche dagegen hat im Zentralbüro angerufen und sich furchtbar beschwert (auch sehr laut), "was das denn soll", und "wie das sein kann". Wie er mir später erklärt hat, ist es in dem Teil Deutschlands, aus dem er stammt, üblich, daß solche Briefe endgültig sind, man mit Gesprächen praktisch nichts ausrichten kann, und man sich am besten gleich bei der Hauptstelle beschwert.
Das sind wohl die Unterschiede zwischen der deutschen und österreichischen Bürokratie, wobei es Benutzer der letzteren in Japan aufgrund Ähnlichkeiten sehr viel leichter haben, da sie es einfach gewohnt sind (Was nicht heißen soll, daß es nicht manchmal, wie in der Heimat, zum Verzweifeln ist).

Einen eklatanten Unterschied gibt es dennoch: Das Fehlen des grantigen Beamten. Denn egal welches Anliegen man hat, welche Behörde im Spiel ist, oder mit wem man spricht, der Beamte gegenüber ist, wie es dem Bild eines Japaners entspricht, immer höflich und freundlich und versucht immer zu helfen, oder er versucht diesen Eindruck zu erwecken, um das Bild des Beamten in der Öffentlichkeit nicht zu schädigen (das berühmte, schon mehrfach erwähnte "Nicht-das-Gesicht-verlieren" Spiel).
Kurz gesagt: Es gibt keine Grantler.

Auch wenn es oft sehr schwer sein muß, sich so gut zu benehmen, vor allem wenn unflätige Gaijins (Ausländer) zu bedienen sind.

3 Kommentare:

Bernhard Kainz hat gesagt…

Mochi Mochi Mochi Mochi Mochi Mochi... ok, passts? :)

Fotos von da Sponsion sind auf der Alb-Seite.

Schick mir deine Adresse (Aber bitte net in Kanji ;)), dann schick ich Dir ein Weihnachtsgeschenk (wie damals dem Prain).

liebe Grüße,
Schaepfer

Helmut hat gesagt…

Hallo, interessante Beiträge waren das!! ^^

Ich glaub, der Hauptgrund, warum Chinesen nach Japan studieren kommen, ist, dass sie oft in China bessere Jobchancen haben, wenn sie an einer angesehenen japanischen Uni studiert haben! Sie bleiben oft 4 Jahre hier oder so, net.. **

Belthasar2 hat gesagt…

Sehr gut, jetzt nur noch auf Hiragana (Kanji kommen das nächste Mal)

OOOHH, Geschenke? Danke!!

Ad Helmut:
Stimmt, was es aber nicht minder interessant macht.