Samstag, 29. Dezember 2007

Nachtrag

Heute hol ich einmal verschiedenes nach, über das zu schreiben ich schon mehrmals erwähnt, bzw. am Rande davon gesprochen habe.

Aber zuerst:

Danke an meine Eltern für das Weihnachtspaket und vor allem für die
Weihnachtsbäckereien!

Gegessen habe ich selbst kaum welche davon, da ich es lieber an Freunde und Bekannte (in erster Linie natürlich Japaner) verteilt habe, um ihnen ein Stück richtiger Weihnachtskultur beizubringen. Zu sagen, sie waren hocherfreut, ist untertrieben. Als ich den Leuten, nach dem Verteilem im Deutschkurs, die letzten Reste zum nach Hause nehmen gegeben habe, haben sie nicht nur die Stücke, sondern auch die Brösel eingepackt.


Ein herzliches Danke schön auch an Pia und Bernhard für ihr tolles Weihnachtsgeschenk, das sie mir per Amazon gemacht haben:



Wie in Japan üblich, war es 4-mal verpackt.



Hier "meine" Deutschschüler:






In den Kurs bin ich mehr oder weniger zufällig reingerutscht. Mein akademischer Tutor unterrichtet Deutsch (er hat auch das Austauschprogramm mit Graz ins Rollen gebracht) und hat mich im Oktober eingeladen, mal im Kurs vorbeizuschauen und natürlich kann man nicht nein sagen. Der 2. Lehrer ist, wie schon erwähnt, der einzige Österreicher, denn ich hier kenne, und da es ganz lustig war den Japanern bei ihren Sprachversuchen zu helfen, bin ich hängengeblieben, und bin jetzt jeden Freitag Abend eine Art "Sprachhelfer" (Zur Zeit des Dienstagkurses hab ich andere Kurse). Ich kann für meine Studien lernen, wenn die Professoren Grammatik erklären und helfe bei den Übungen der Schüler (gut, daß ich einen strengen Deutschlehrer hatte, so ist tatsächlich einiges an deutscher Grammatik bei mir hängengeblieben. Danke Prof. Hiti). Wobei Professor Trummer und ich den Schülern konspirativerweise im Sprechen und bei den Übungen österreichisches Deutsch beibringen. Zusätzlich erkläre ich ihnen auch die alte Rechtschreibung ("besser wäre da ß statt ss, auch wegen des Sprachgefühls und der Betonung"), die neue deutsche Rechtschreibung kann nämlich von mir aus zum T..... gehen.

Auch habe ich einmal eine Präsentation über Österreich gehalten. Ein Stück Geschichte, das Burgenland, mein Heimatort, inklusive Landschaftsphotos und österr. bzw. regionaler Kultur. Zu diesem Thema habe ich Photos vom Musikverein, vom Buschenschank und ein kurzes Video der Volkstanzgruppe gezeigt, sowie Photos vom Uhudler-Kellerviertelfest (Ad Seidl und Berni: Nicht nur meine Gastfamilie, auch meine Schüler waren sehr angetan von euch).


Notiz am Rande: Unter den Schülern, die an sich alle Studenten sind, befinden sich auch zwei Damen, die eine über 40, die andere über 50. Dies ist in Japan nichts außergewöhnliches, oft besuchen "ältere Semester" verschieden Kurse (meistens außerhalb der Unis) um sich weiterzubilden und sind mit Ehrgeiz dabei, die beiden gehören zu den besseren im Kurs.


Wie berichtet sind Neujahrs-Grußkarten sehr beliebt in Japan. Im Folgenden jene, die ich meiner Gastfamilie geschickt habe.





Erstes Bild: Die 2 waagrechten Zeichen in der linken, oberen Ecke weisen die Karte als Neujahrskarte aus, damit stellt die Post sie genau am 1.1. zu. Hat man eine blanke Karte muß man sie hinzufügen sonst kommt sie früher an, was nicht so gut ist, da sich die Japaner am meisten freuen, wenn sie genau am 1. eintrifft.

Zweites Bild: Selbst geschrieben, achtung, von rechts nach links lesen. Die rote Schrift (kingashinnen) bedeutet "Ein glückliches neues Jahr" und ist ein etwas alter und höflicher/vornehmer Ausdruck, der eigentlich fast ausschließlich in der Schriftsprache Verwendung findet. Umgangssprachlich werden andere benutzt, aber ich mag es nunmal traditionell. Die blaue Schrift bedeutet soviel wie: "Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe (Beistand, für alles) was Sie im letzten Jahr für mich getan haben, und hoffe daß auch dieses Jahr unsere Beziehung eine gute bleibt." (nicht wörtlich übersetzt). Da das Jahr der Maus ansteht, darunter die üblichen Mausmotive, obwohl jene am rechten Rand habe ich selbst gezeichnet. Zwar bin ich was Kunst betrifft, ausgenommen Musik, also Malen Zeichnen etc, normal ein absolut unbegabter Versager, aber ich denke die sind mir ganz gut gelungen, leider ist das Photo zu unscharf, als das man die Schneeflocken gut erkennen könnte. Warum über den Mäusen das Jahr 20 statt 2008 steht, hat mit der japanischen Zählweise zu tun, und werd ich ein anderes Mal erklären (ah, riecht nach "Nachtrag" Teil 2!)

Und natürlich am Ende der Karte: Der Wunsch auf Deutsch.


Ein paar Photos vom erwähnten Klub-besuch in Osaka:

Rechts die Schwedin, deren Geburtstag wir gefeiert haben (einige Leute fehlen auf dem Bild)




Mikael hat seine Hände nicht unter Kontrolle (obwohl er eigentlich ja nur auf Wunsch gehandelt hat)




Zwei Photos der Tanzfläche






Die zwei gehörten noch zum unteren Level, was "aufreizendes" Gewand betrifft.
(Allerdings von vorne waren sie dann schon im Durchschnitt)




Wie man an unseren Begleiterinnen sehen kann, geht es auch anders (etwas mehr normal)





Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:


Das Leben in Japan ist oft sehr anstrengend und ermüdend. Selbst in der Studienzeit, die von vielen als die schönste Zeit mit der meisten Freizeit betrachtet wird, ist es dennoch oft mühselig, da viele Studenten neben ihrem Studium und ihren Klubaktivitäten zusätzlich noch einem Halbtagsjob nachgehen, um sich gewisse Ausgaben leisten zu können, wobei aber schon das Studium allein teuer genug ist (mehrere tausend Euro Studiengebühren pro Jahr an staatlichen Universitäten). Durch diese Beanspruchung, nebst dem "traditionellen" Studentenleben bezüglich Ausgehen, kann man vor allem in Japan (es existiert angeblich auch in anderen asiatischen Ländern) ein interessantes Phänomen beobachten: Ein guter Prozentsatz von Studenten, die während der Vorlesung ganz unverschämt schlafen. Bei Kursen mit kleineren Gruppen (5-15 Leute) ist dies das zwar nicht so stark der Fall, aber ab Größen von 30 Teilnehmern wiegen sich schon einige in Morpheus' Armen. Das Auffälligste dabei: Es wird von den vortragenden Professoren akzeptiert und geduldet. Diese wissen nämlich, daß ihre Studenten in absehbarer Zukunft in die Arbeitswelt eintreten werden, und wie hineireichend bekannt ist, ist diese in Japan wahrlich kein Zuckerschlecken. Da es im japanischen Unisystem nur relativ wenig aktive Mitarbeit gibt, und die Überprüfung der Leistung größtenteils durch Prüfungen, Präsentationen und Seminararbeiten erfolgt, hat das Schlafen meist keinen Einfluß auf das Abschneiden am Ende des Semesters. Bevor sich jetzt aber einige Leser wehmütig an die frühere Handhabung der Anwesenheit an österreichischen Universitäten erinnern, sei an dieser Stelle noch gesagt, daß in den meisten Kursen dennoch eine Anwesenheitspflicht von 70 Prozent herrscht. Man kann zwar ab und zu schlafen, muß aber dennoch zumindest körperlich anwesend sein, denn die Freiheit hat auch hier ihre Grenzen.

Dementsprechend nutzen viele Studenten auch allfällige Freistunden um sich ein wenig Schlaf zu gönnen, wie auf dem folgenden Photo zu sehen ist. Dieses erinnert den Autor stark an seine Ausbildunsgzeit beim Bundesheer, in der von den Soldaten auch jede freie Minute genutzt wurde, um zumindest zu dösen.





Anmerkung der Redaktion: Nächsten Mittwoch wird kein neuer Bericht erscheinen, da ich zu diesem Zeitpunkt in Tokyo sein werde, vielleicht wieder am kommenden Donnerstag oder Freitag.

3 Kommentare:

Bernhard Kainz hat gesagt…

bitte gern :).

Schlaf nicht zu viel!

liebe Grüße,
Schaepfer

Anonym hat gesagt…

"[...]Als ich den Leuten, nach dem Verteilem im Deutschkurs, die letzten Reste zum nach Hause nehmen gegeben habe,[...]"

...eher japanisch als Deutsch ;)

Nein, kleiner Scherz am Rande. - Ich wollte dir nachträglich ein frohes Weihnachtsfest (ja, ich bin spät dran) und ein gutes neues Jahr wünschen!

-> Kannst den Deutschschülern ja mal was über die Riegersburg erzählen... ;)

LG
Organist RBF!xx ASG! Trn!

Belthasar2 hat gesagt…

Hey hey!

Ja, zu viel Deutsch komm ich im Moment net *g*

Natürlich hab ich ihnen schon erzählt, daß ich in einer/mehreren Studentenverbindung/en bin, aber es ist ziemlich schwer zu erklären, da sie ja keinerlei Vorstellung davon haben.

Wichtig war nur rüberzubringen, daß wir praktisch nichts mit den amerikanischen gemeinsam haben.

P.S: Besser spät als nie (he he)