Dienstag, 6. November 2007

Im Osten was Neues

Ja, ja, schon fast 2 Wochen nix geschrieben, ich weiß.
Nur so zur Erinnerung: Ich bin hier zum Studieren und nicht auf Urlaub, und genau das hab ich derweil getan. Also gebt schon bitte Ruhe.


Damit sind wir aber auch gleich beim Thema: Unisystem in Japan.
Japan folgt ziemlich stark dem Englisch-sprachigen System von Bachelor, Master und Doktorkursen. Das sind die, die vor einigen Jahren auch bei uns eingeführt wurden, als Bakkalaureus und Master. Das bedeutet hier 4 Jahre Bachelorkurse, und wenn man dann den höheren 2. Abschluß machen will, noch 2 Jahre Masterkurse. Danach gibt es noch die Möglichkeit mehrere Jahre zu forschen und seine Dissertation zu schreiben, um den Doktor-Grad (PhD) zu erlangen, eigentlich genau wie bei uns. Da der Bach. (Bakk.) nicht nur ein Studienabschluß (-grad) ist, sondern in der Bevölkerung auch so gehandhabt wird, beendet der Großteil der Studenten ihr Studium damit. Und nicht wie bei uns, wo sich die alteingesessenen Magister (und Magisterstudien) über einen Bakkalaureus lustig machen und ihn nicht als vollwertig betrachten.
(Das böse Erwachen wird für sie noch kommen)

Somit wird man im Bachelorkurs als "undergraduate Student" (nicht-graduierter Student) und im Masterkurs als "Graduate Student" (graduierter Student, also Student mit bereits akademischen Grad) bezeichnet. Nochmal zur Klarstellung: Der Master ist eine Weiterführung des Bachelors und einfach ein höherer Grad (vergleiche: Magister <> Doktor).
Und bevor jetzt wieder das Geraunze anfängt, das sei alles langweilig weil ja bekannt, sei gesagt, daß ich auch viele Freunde habe, die nicht studieren.

Wozu das Ganze an dieser Stelle aber wirklich? Ich habe hier an der Uni so etwas wie einen Sonderstatus. Einerseits bin ich Austauschstudent, und auch als solcher an der Cross-Cultural Fakultät (国際文化学部) gemeldet, andererseits besuche ich natürlich auch Master-Kurse an der BWL-Fakultät für mein Studium in Graz. Somit werde ich dort auch als "Graduate Student" angesehen.
Das Schöne daran: Als Graduate genießt man (selbst als Ausländer) einiges an Ansehen und sogar gewisse Prvilegien. Nur als Beispiel: In den Uni-Bibliotheken darf man weitaus mehr Bücher gleichzeitig ausleihen, und sie zudem doppelt, bis stellenweise dreimal länger behalten. Auch die Professoren behandeln einen ganz anders, nämlich (da es ja auch dem Titel entspricht) als Akademiker. Besonders die Undergraduate students haben Respekt vor den Graduates (liegt natürlich auch wieder an der Natur der japanischen Gesellschaft). Vor allem aber, da man eine Art "erwachsener" Student ist, ein Status, den die meisten eben nie haben werden, da sie nach den ersten 4 Jahren aufhören. Auch später in der Firma, steigen Leute mit Master-Titel oft schneller auf.

Ja, in Japan ist es toll Graduate Student zu sein, diese Privilegien und
Anerkennungen für sie sollten wir bei uns auch einführen.



Jetzt zu etwas komplett anderem.

Da ich in der letzten Woche meine Registrierungskarte bekommen habe, bin ich nunmehr offiziell ein legaler, registrierter Außerirdischer. Und ja, die nennen das wirklich so: Ich besitze die "Alien Registration Card" und in amtlichen Schriftstücken steht immmer sowas wie "as a registered Alien you can ...". Schön zu wissen, als was einen die Japaner wirklich betrachten.
Wie heißt's so schön? "I'm an Alien, I'm a legal Alien. I'm an Austrianman in Kôbe" (Sting: Englishman in NY)


Zwei Photos der Karte (die bunten Hologramme kriegt man leider net auf die Kamera)







Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Die meisten Leser haben eine ungefähre Ahnung, wie japanische Hauptstraßen aussehen, dank entsprechender Dokumentationen und Bilder von Japan im Fernsehen. Allerdings werden viele vom Aussehen der Seitenstraßen überrascht sein (mit Ausnahme derjenigen, die öfters Anime schauen oder Mangas lesen). Denn wie auf den folgenden Bildern zu erkennen ist, sind die Seitenstraßen "vollgestopft" mit Strommasten und den entsprechenden stromführenden Leitungen. Beinahe jedes Gebäude wird mit einer eigenen Leitung vom Mast versorgt (nicht mittels Gebäude-zu-Gebäude Führung) und der Großteil des Netzes verläuft oberirdisch. Ich weiß leider nicht warum es auf diese Weise gehandhabt wird, und hatte leider bisher noch nicht die Zeit jemanden danach zu fragen, allerdings werde ich dies noch tun und die Antwort dann nachtragen.
Meine Vermutung ist folgende: Bei einem Erdbeben ist die Gefahr eines Leitungs"bruchs" unter der Erde wohl größer, als bei freihängenden Leitungen die mittels Eigenschwingung Erschütterungen besser ausgleichen können. Sollte es zu einer Leitungsunterbrechung kommen, ist, solange der Mast stehenbleibt, nur ein Gebäude davon betroffen und ohne Strom, und nicht sofort ein ganzer Straßenzug.





Sollte jemand genau wissen, was es damit auf sich hat (Helmut?), oder eine bessere Idee haben, bitte ich um Mitteilung ich werde es dementsprechend ausbessern.
Schließlich will ich verhindern, daß in der "Fakten/Meinungen über Japan" Kolumne, Falschmeldungen oder vollkommener Schwachsinn steht.
(Ich bin nicht Schreiber für gewisse "Qualitätszeitungen" oder eines gewissen öffentlich-rechtlichen Senders).


So, dieser etwas längere Eintrag sollte euch mal wieder für einige Zeit zufrieden stellen. Zum Schluß noch etwas, daß ich im lokalen Department Store gesehen (und gekauft) habe.

4 Kommentare:

Helmut hat gesagt…

Hee, net so bissig sein, der Herr! ^^

Na, des gfällt mir, dein langer Eintrag!
Ja, Aliens sind wir alle...nur ich bin kein Graduate Student, weil ich mich anfangs falsch angemeldet habe.. :-(

Bezüglich den Stromleitungen hab ich auch noch nie was Einleutenderes gehört als deine Erdbeben-Sicherheits-Theorie! **

Ich dachte immer, entweder stört ihnen dieser Anblick nicht (ich hab mich auch schon daran gewöhnt und find es lustig), oder die Leitungen zu vergraben ist ihnen zu teuer oder so, oder: es werden einfach in Japan so viele Stromleitungen benötigt wie sonst nirgends auf der Welt...

Na dann, lern fleißig weiter im Südwesten! がんばって~

In welchem Japanischkurs bist du denn eigentlich jetzt? ^^

Bernhard Kainz hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Bernhard Kainz hat gesagt…

Ich sollt auch nach Japan gehen. Begrüßen die mich dann mit "Hochwohlgeborene gebackene masterielle Hoheit, zeigt mir etwas das ich kopieren kann"? :) :) :)

Wo sind die Essens-Berichte? Ich hab jetzt mal eine "japanische Pizza" gesehen. (Resteverwertung). Hast sowas schon mal probiert?

Mein Hochspannungsexperte sagt mir, dass das eine reine Kostenfrage ist, aber dass an der Erdbebentheorie auch was dran sein könnte.

Happa!
Bernhard

Belthasar2 hat gesagt…

Hey hey!

Bin doch net bissig.
Ich bin jetzt im Integrated Kurs zwischen Upper Elementary and Intermediate Level (von beiden Leveln Kurse). Intensive is sich mit meinen BWL-Sachen leider net ausgegangen.

Also, es gibt noch andere Sachen außer Essen hier (obwohl das auch zu meinen Lieblingsdingen zählt;)
Ja, so'ne Begrüßung kann dir passieren, aber kopieren tuns eigentlich net viel (dafür sind die Chinesen zuständig), sie nehmen nur was von dir und verbesserns bis ins Extrem.
Von Sachen wie Pizza etc. halt ich mich eher fern.

Schön, daß mir der Hochspannungsexperte zustimmt, das gibt dem Ganzen eine seriöse Note. *g*