Samstag, 26. Januar 2008

Schifoan

Aber vorher:
Da Neujahr, wie schon erwähnt, ähnlich unsererm Weihnachtsfest und somit ein Familienfest ist, ist Silvester in Japan eines: Langweilig. Es sind zwar doch viele Menschen unterwegs, und es ist genügend Alkohol vorhanden, aber dennoch ist es kaum mit unseren Silvesterfeiern zu vergleichen.
Ich für meinen Teil, habe den 31. mit einem Besuch bei meiner Gastfamilie verbracht, und bin am Abend mit Simon nach Sannomiya gefahren. Nach einem hervorragenden Mahl in einem Seitengassen-Restaurant (die Hauptgerichte werden auf kleinen Spießen gegrillt und dann serviert) sind wir für den Jahreswechsel in einen English-Pub gegangen. Wie gesagt, der Wechsel war vergleichsweise unspektakulär, aber die Erkenntnis, daß, während hier schon Neujahr gefeiert wird, es zu Hause gerade einmal 16.00 Uhr und an der amerikanischen Westküste sogar noch der Morgen des 31. ist, war ein merkwürdiges Gefühl.




Im Anschluß bin ich nach Tokyo gefahren, und am 4.1. zu einem Schitrip nach Nagano aufgebrochen. Dieser wurde vom Austauschstudenten-Zentrum organisiert, was bedeudet, daß die 35 Teilnehmer alles Austauschstudenten waren, also leider, bis auf die Betreuer, keine Japaner dabei. Da aber gut die Hälfte der Leute aus Chinesen und Koreaner bestand, waren trotzdem genug Gelegenheiten vorhanden japanisch zu üben.

Das erste das in Nagano auffällt: Schnee. SCHNEE! Und zwar wirklich viel davon. Und Minusgrade. Herrlich!
Sorry, ich brauch ein bißchen, um zu mir zu kommen ... okay geht wieder.

Die Zimmer im Hotel waren im japanischen Stil gehalten (ryokan 旅館), was bedeutet, daß der Boden aus Tatami-matten bestand und es zum Schlafen keine Betten sondern Futons gab. Ein Futon ist eine dünnen Matratze (eigentlich nur eine große, etwas dickere Decke) zum Auflegen auf dem Tatami-Boden, sowie ein Polster (in diesem Fall mit Bohnen gefüllt) und eine Decke (dünn im Sommer, dick im Winter) zum Zudecken. Ein Futon ist dazu gerichtet, nach dem Schlafen weggeräumt und in den Kasten gelegt zu werden, aus Gründen der Platzersparnis. Leider habe ich kein gutes Photo vom Zimmer, aber man sollte auch von diesen hier eine ungefähre Vorstellung bekommen.




Der Tisch in der Mitte wird weggeräumt, wenn man die Futons zum Schlafen auflegt.

Die Leute waren jeweil zu viert in einem Zimmer, wobei Männer und Frauen, wie in Japan üblich, nicht nur nach Zimmer sondern auch nach Stockwerk getrennt waren (Ausgenommen Familien und Paare, diese waren auch extra in einem Stockwerk, bzw. Abschnitt).

Zum Frühstuck gab es auch westlich angehauchtes Essen (Schinken, Würstl und Eierspeis), das große Abendessen war aber natürlich rein asiatisch (japanisch, chinesisch) und ausgesprochen groß und gut.

Ein Beispiel




Wir waren in der Shiga-kogen Schiregion, wo sich die Slalom- und Riesentorlaufpisten der olympischen Winterspiele von 1998 befinden (leider nicht die Abfahrtspiste, ich hätte gerne den Abschnitt gesehen, wo Hermann Maier zu seinem Flug gestartet ist). Das Schöne war, daß die Teilnehmer entgegen dem was in Japan üblich ist, völlig frei und autonom agieren durften und nicht in einer Gruppe sein mußten. Mit Ausnahme natürlich des Schianfängerkurses, aber die waren logischerweise froh, in einer Gruppe zu sein.
Japanische Berge sind, wie man auf den Photos weiter unten sehen kann, aufgrund ihrer Entstehung aus Vulkanen im Allgemeinen selbst bei größerer Höhe (2000m und aufwärts) vergleichsweise flach ansteigend und vor allem abgerundet. Es gibt eher wenig schroffe Klippen und kaum spitze Gipfel (wie etwa in den Alpen), dementsprechend besteht auch der Großteil der Pisten aus grünen (bei uns blau) und roten Pisten. Dennoch existieren natürlich auch schwarze Pisten und Abschnitte (sonst wäre eine Olympiade kaum möglich gewesen), aber mit diesen gibt es in Japan, meiner Meinung nach ein großes Problem: Japaner scheinen der Ansicht zu sein, schwarze Pisten werden nur von absoluten Profis bzw. von verrückten Freaks befahren und für Personen solchen Schlages sei einfach nur eine Piste nicht das richtige, weswegen sie in mehr als die Hälfte aller schwarzen Abschnitte eine Buckelpiste integrieren. Ganz ohne Warnung oder Möglichkeit am Rande auszuweichen.
Ich persönlich HASSE Buckelpisten. Ich bin der Meinung, so wie anscheinend ein Gutteil fortgeschrittener Fahrer, daß Buckeln ansonsten wunderbare Abfahrten ruinieren, da sie den Fahrfluß unterbrechen, besonders schlecht für Mann und Material und an sich einfach nur unnatürlich sind. Es gibt Leute, die befahren sie gerne, und ich habe absolut nichts dagegen ab und zu Abschnitte von Pisten dafür herzurichten, aber bitte doch nicht auf die gesamte Breite auf jeder zweiten schönen, schwarzen Abfahrt.








Etwas, das ich zufällig in einer Skihütte auf einem Gipfel gesehen habe:
Ein normales Service-Schild, aber man beachte den Aufkleber in der rechten Ecke.




Richtig! Ein Aufkleber vom Ötztal, komplett mit Ortsnamen auf Deutsch (hier nicht zu erkennen)
Nicht zu fassen, mitten in Japan in irgendeiner kleinen Schihütte.




Wie in Japan bei solchen Veranstaltungen (Ausflüge etc.) üblich, gab es auch dieses Mal eine, von den Betreuern organisierte, Party an einem Abend. Genauere Beschreibung des Aufbaus und Ablaufs solcher Partys in der Kolumne. Jedenfalls hat sich gezeigt, daß Asiaten, vor allem Mädchen wegen ihrer zierlichen Gestalt, manchmal Probleme mit Alkohol haben. So war eine Chinesin nach dem Komsum (aber praktisch auf einen Zug) einer Dose einer japanischen süßen Alkoholmischung (fern vergleichbar mit sogenannten "Alkopops") mit nicht ganz dem Alkoholgehalt von Bier, vollständig "erledigt".

Die Deutschen bei der Arbeit




Nagano ist berühmt für sein Apfelanbaugebiete (da werde ich gleich an meine Heimatgemeinde erinnert) und für seine Soba-Nudeln. Die Äpfel die wir zum Kauf gesehen haben, waren wirklich riesig, was die Frage der Anbaumethoden aufwirft, aber interessanterweise waren sie gleichzeitig nicht künstlich makellos, wie sie in österreichischen Supermärkten oft zu finden sind, sie haben tatsächlich ausgehen wie normale, richtige Äpfel.

Insgesamt waren es 4 volle Tage Schifahren mit jeweils 9 Stunden Busfahrt hin und zurück. Trotz dieser Anstrengung war es einfach wunderbar und es hat sich auf alle Fälle gelohnt.





Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Partys in Japan. In Japan ist üblich, daß auf Ausflügen, bei längeren Konferenzen und größeren Treffen innerhalb Firmen, Partys veranstaltet werden. Diese reichen von kleinen, nur mit Snacks und kleiner Auswahl an Getränken, bis zu großen Buffets mit allen möglichen Alkoholika. Wie aus dem letzten Satz herauszulesen, ist Alkohol immer ein wichtiger Bestandteil, obwohl der Grundgedanke natürlich das Kennenlernen und Kontakte pflegen mit Kollegen bzw. entspannen in lockerer Atmosphäre ist. Um keine falschen Vorstellungen zu erzeugen: Das tatsächliche Konsumieren von Alkohol ist einer der wenigen Punkte bei denen der Gruppenzwang sehr gering ist (er scheint sogar geringer zu sein als in Österreich), doch sollte man das Nichttrinken konsequent während der ganzen Party einhalten. Firmen und offiziell veranstaltete Feiern sind fast immer gratis während bei Privatfeiern es Usus ist, daß jeder Gast einen kleinen Anteil an Getränken und "Snacks" mitbringt, bzw. eine kleine Gebühr zu entrichten ist, für große Besorgungen die von jemandem Bestimmten erledigt wurden.
Ob rein privat oder geschäftlich, drei Dinge haben alle japanischen Partys gemein:
1) Sie dauern eine gewisse Zeit oder enden zu einem bestimmten, vorher festgesetzten Zeitpunkt. (im Falle der Schitrip-party war dies 22.00 Uhr) Damit ist die Party offiziell beendet und von den Gästen wird erwartet, daß sie den Ort des Geschehens verlassen.
2) Direkt am Ende der Party wird sofort alles aufgeräumt, wobei von allen Gästen erwartet wird, daß sie helfen (zumindest jene, die noch in der Lage dazu sind), der gesamte Müll zusammengetragen und der Veranstaltungort so verlassen, wie er vorgefunden wurde.
3) Die nicht-komsumierten Speisen und Getränke werden an die Gäste verteilt, das bedeutet, daß jeder Gast von den übriggeblieben Dingen mit nach Hause nehmen darf, was er möchte, ohne Bezug darauf nehmen zu müssen, wer was mitgebracht hat.

Anmerkung: Die oben vorgestellten "Regeln" und Verhaltensweisen gelten für Feiern, die nicht in privaten Räumlichkeiten (Haus eines Gastgebers) abgehalten werden, sondern in Räumen, welche extra für Feiern und Treffen konzipiert sind. Bei Partys in Privathäusern können sich die Regeln je nach Gastgeber leicht ändern. Dies ist insofern wichtig, da Japaner sehr oft "außer Haus" feiern, und es im Gegenteil eine große Ehre, bzw. ein großes Zeichen von Freundschaft und Verbundheit ist, wenn man von einem Japaner zu ihm nach Hause eingeladen wird.

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