Sonntag, 15. August 2010

Wichtige Feiertage abgeschlossen

Passend zur Zeit (August) berichte ich dieses Mal vom letzten der großen Feierlichkeiten und Urlaubszeiten in Japan:
Dem (O-) Bon Fest.
Das Bon (盆) Fest, oft auch O-Bon genannt, wobei das O aber eigentlich nur ein Höflichkeits-präfix darstellt um die Wertschätzung auszudrücken, ist das große buddhistische Totengedenken in Japan. Genauer gesagt, soll es aber nicht nur dem Ehren der Geister der verstorbenen Ahnen dienen, sondern auch zu Errettung bzw. Lindern der Leiden jener Geister, welche, aus welchen Gründen auch immer, nicht aufsteigen konnten, dienen. Wie sooft in Japan vermischten sich auch hier bei der Ausübung die Wurzeln des Festes mit lokalen anderen Traditionen.
Das Fest findet je nach Region zu einem von drei Zeitpunkten statt (zurückzuführen auf Unstimmigkeiten bei der Einführung des gregorianischen Kalenders zu Beginn der Meiji-Zeit). In der östlichen Kanto-(Tokyo) und der Tohoku-region findet es Mitte Juli statt, und wird daher auch Juli-Bon genannt. Das "alte Bon" basiert noch auf dem Mondkalendar (der julisch-gregorianische ist der Sonnenkalendar) in dessen siebten Monat es abgehalten wird, wodurch es, wie das chinesische Neujahr, jedes Jahr zu einem anderen Zeitpunkt zelebriert wird, und zwar größtenteils in der nördlichen Kanto-region, im Westen Honshus, auf Shikoku und den Südwestlichen Inseln. Das dritte, und am häufigsten gefeierte, das August-Bon, ist von der 2. bis zur 3. Woche im August und wird vor allem in der Kansai-Region begangen. Daher wird auch im Allgemeinen zu dieser Zeit von Firmen ihren Angstellten vier bis sechs Tage um den 13./15 August herum freigeben, weswegen die O-Bon Zeit das zweitwichtigste Fest und eine der drei größten Urlaubszeiten im Jahr ist. Daher haben auch schon andere Regionen, wie in Tokyo teilweise begonnen ihre O-Bon Feiern in den August zu legen.
Tja, anscheinend akzeptieren auch die Tokyoter langsam die kulturelle Überlegenheit von Kansai. :)

Es hat sich eingebürgert, daß O-Bon als Familientreffen verwendet wird (deswegen ist es auch eine große Reiszeit, da die meisten Japaner ihre Familien besuchen), an dem auch die Gräber der Verstorbenen besucht und gereinigt werden (die Geister der Verstorbenen sollen ebenfalls die Hausaltäre besuchen und so am Wiedersehen teilnehmen). Das Fest kann man mit Allerheiligen/Allerseelen bei uns vergleichen, mit dem Unterschied, daß mehr gefeiert und im Ganzen nicht so ernst gehandhabt wird (vergleich etwa, der mexikanische Tag der Toten).


Ablauf bzw. Teile des Festes

Obon geht vom 13. bis zum 16. des jeweiligen Monats in dem es stattfindet und in dieser Zeit geben die Firmen, wie erähnt, oft mit einem extra Tag frei (staatliche Institutionen haben aber geöffnet, da es als rein religiöse Feier kein gesetzlicher Feiertag ist/sein darf). Das Fest hat an sich keinen fixen Ablauf, und ist in den verschiedenen Regionen recht unterschiedlicht ausgeprägt. Die meisten nutzen sie ersten Tage um, wie oben besprochen, bei ihren Familien zu sein, und sich um die Gräber zu kümmern. Das größte Ereignis ist der Bon-Tanz welcher währende des Festes in Musikbegleitung (im Sinne eines Tanzfestivals) öffentlich abgehalten wird, wobei die genaue Art des Tanzes und die Musik lokal sehr unterschiedlich sind. Vor allem die Musik kann von traditioneller Bon-Musik, über Volksmusik und Volkslieder bis hin zu Schlager und modernem (teilweise wird sogar Klassik verwendet) sein.

Eine Besonderheit sind die in Kyoto enzündeten Gozan no Okuribi (五山送り火), das "5-Berge-Feuer", auch einfach Daimonji (大文字), "Große Schriftzeichen" genannt. Auf fünf Bergen rund um Kyoto werden riesige Scheiterhaufen in Form von Schriftzeichen (3 davon) und anderen Formen (2) entzündet. Es beginnt um 20:00 Uhr mit dem Zeichen für "Groß" (大) gefolgt von den beiden Zeichen für "wundersames Dharma" (妙法), einem Begriff aus der buddhistischen Lehre, danach ein Feuer in der Form eines Schiffes, darauf ein weiteres Mal das Zeichen für groß, und zum Abschluß die Form eines Torii, eines Schreintores (normalerweise Shinto-Schrein). Um 20:30 Uhr brennen alle Zeichen. Sie werden angezündet um den Geistern, die in die Totenwelt zurückkehren, den Weg zu erleuchten und damit zu erleichtern (daher auch der Name Okuribi, ca. Entsendungsfeuer).

Das Fest endet traditionell mit dem "Schwimmen der Laternen". Dabei werden kleine Papierlaternen angezündet und, auf kleinen schwimmenden Unterlagen gesetzt, auf den Flüssen ausgesetzt (daher auch ein Boot als Scheiterhaufenform in Kyoto). Jede diese Laternen symbolisiert die Seele eines Toten, der ins Jenseits zurückkehrt, deswegen sind es hunderte, ja tausende Laternen die auf den Flüssen schwimmen (wobei dieser Brauch auch zu anderen Totengedenken Verwendung findet, dem Gedenken an die Toten der Hiroshima-Atombombe etwa).

Leider habe ich im Moment keine Photos zur Verfügung, aber da O-Bon zur Zeit stattfindet und morgen endet, hoffe ich, daß mir demnächst einer meine Freunde einige schickt. Also bitte um etwas Geduld.



Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Auch dieses Mal haben wie eine Kolumne von unserem Autor, passend zu unserem Beitrag erhalten. Wir haben zwar inzwischen einen Verdacht betreffend seines Aufenthalts, aber da dieser nicht gesichert ist, listen wir den Autor dennoch noch als "unbekannten Standortes".

Das O-Bon Fest wird in seiner heutigen Form, insbesondere inklusive des/der Tanzes/Tänze seit ca. 500 Jahren gefeiert, dennoch sind die Wurzeln und Einflüsse sehr viel älter. So soll laut Aufzeichnungen das eigentliche Zeremoniell, also der religiöse Gedanke des Seelenfestes laut Aufzeichnungen bereits seit Mitte des 8.Jahrhunderts durchgeführt werden. Weiters wurde das Ausbringen der "Laternenschiffe" von Kaiser Go-Horikawa um 1230 in Japan eingeführt (eine Tatsache die besonders verständlich wird, wenn man bedenkt, daß dieser Kaiser vor seiner Krönung eigentlich buddhistischer Mönch hätte werden sollen). Umstritten ist, ob die Idee des Abbrennens von Scheiterhaufen (besonders in der Form von Zeichen) wirklich auf den berühmten Mönch Kûkai, posthum auch Kôbô Daishi genannt, (aus dem 8.Jahrh.) zurückgeht. Gesichert ist vielmehr, daß sein Ursprung verschiedenen Riten von japanischen Buddhismus-Formen (eine davon vom erwähnten Kûkai gegründet) entstammt.
Obwohl es seine religiöse Komponente größtenteils verloren hat und diese mehr durch ein Familienwiedervereinigung/Rückkehr zu seinem Geburtstort Element eretzt wurde, ist das O-Bon Fest wohl gerade deswegen und auch wegen seinem Feieranteil, nach Neujahr das traditionell und allgemein zweitwichtigste Fest in Japan. Da die Japaner dabei auch die Gräber ihrer Vorfahren und Hausaltäre reinigen und pflegen bleibt trotzdem das Ehren der Ahnen als ein zentraler Bestandteil erhalten.

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