Sonntag, 15. Juni 2025

Nekromantie!

Ja, nach 9 Jahren beginnt der Blog wieder, mit den Reisen nach Japan in den letzten 11 Jahren.

Sollte jemand über diesen Blog stolpern (meine ursprünglichen Leser sind nach so langer Zeit natürlich nicht mehr dabei): 
Er ist inzwischen praktisch nur mehr eine persönliche Gedächtnisstütze für mich und meine Erinnerungen. Wenn ihr dabei Spaß habt ihn zu lesen. umso besser.

Also, im November/ Dezember 2014 war ich das nächste Mal (nach Ostern 2013) wieder in Japan, für zwei Wochen, und neben den üblichen Spots (Kôbe, Tôkyô, Himeji, Freunde besuchen), hab ich natürlich auch neue besucht.


Wir fangen gleich mit dem ersten an:


Die Stadt Kamakura

Kamakura ist eine kleinere Stadt (japanische Maßstäbe) mit ca. 170.000 Einwohner, gelegen an der Sagami Bucht in der Präfektur Kanagawa, südlich von Tôkyô und Yokohama. Die Stadt ist nur ca. 50km von Zentral-Tôkyô entfernt und ein sehr beliebtes Ausflugsziel seit der Edo-Zeit, wobei dies v.a. an ihrer historisch-kulturellen Relevanz liegt.

Kamakura war nämlich der Sitz, und damit das administrative Zentrum Japans, des ersten Shogunats (quasi Militärregierung durch die Samurai) in der japanischen Geschichte. Das Kamakura Shogunat der Minamoto regierte Japan von 1192 - 1333 und daher beherbergt sein ehemaliger Sitz natürlich eine Vielfalt an kulturellen Sehenswürdigkeiten, auch wenn leider viele beim Fall des Shogunats, und von den verbliebenen beim großen Kanto Erdbeben 1923, zerstört wurden. Zudem ist es eine wirklich schöne Stadt mit einem herrlichen Strand.

Kamakura hat einige der ältesten/ Gründungs-Tempel des japanischen Nichiren Buddhismus was unter anderem daran liegt, daß das Kamakura Shogunat selbst ein großer Verbreiter des Zen Buddhismus war (wenn auch der Gründer Nichiren beinahe vom Shogunat exekutiert worden wäre).
Es gibt auch Forscher, die meinen Kamakura wäre um 1250 die viertgrößte Stadt der Welt mit ca. 200.000 Einwohner gewe

Heutzutage ist die Stadt definitv einen Tagesausflug wert, allerdings hat man in einem Tag auch locker alles wirklich "Wichtige" gesehen.sen, allerdings steht die Behauptung auf sehr wackeligen Füßen.


Die (alters her) Hauptstraße die am wichtigsten Schrein, Tsurugaoka Hachimangū, endet und der Eingang zum Schrein.






Etwas nördlich der Stadt:
Der Engaku-ji, einer der wichtigsten Tempel des Zen-Buddhismus mit seiner großen Glockel, die ein Nationalschatz Japans ist.






Obligatorisches Fuji Bild (vom Engaku-ji aus):




Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:

Moment, wir sind wieder zurück, wie ist das passiert? Das heißt, ich muß wieder meine Kolumne schreiben? Na schön ...


Das 12. Jhdt., in welches der Beginn des ersten Shogunats fällt, stellt für Japan, ähnlich wie das gleichzeitig stattfindende Hochmittelalter in Europa, eine Zeit der Entstehung großer Legenden und Epen dar.
Eine der größten ist der Genpei-Krieg von 1180 - 1185, ausgefochten zwischen dem Clan der Taira (auch Heike genannt) und zwei Linien des Clans der Minamoto (auch Genji genannt). Dem Krieg ging eine jahrzehntelange Rivalität um den Einfluß am Kaiserhof voraus, nachdem der Clan der Fujiwara, die maßgeblich die Politik des Kaiserhofs während der Heian-Zeit (794 - 1185) mitgestalteten, zu schwächeln begann.
Am Ende kam es eben zum Krieg, der sehr stark dem englischen "Krieg der Rosen" ähnelte, da beide großen Clans aus familiären Verbindungen zu den kaiserlichen Herrschern hervorgingen, und sich während des Krieges dann auch die Linien der Minamoto untereinander bekämpften, bis eines der beiden Oberhäupter fiel.

Eine der bekanntesten und größten japanischen Epen ist "Die Geschichte der Heike" (Heike Monogatari), die ähnlich zur Nibelungensaga, den Aufstieg und Fall des Taira-Clans schildert.

Jedenfalls besiegte Minamoto no Yoritomo (schlußendliches Oberhaupt des vereinten Clans) die Taira entscheidend in der Schlacht von Dan-no-ura 1185, eine der historisch wichtigsten Schlachten Japans, und damit nicht genug, relegierte er den Kaiserhof 1192 zu beinahe reinen Repräsentationsfiguren und ließ sich zum Shogun ernennen. 1192, da in diesem Jahre jener Kaiser starb, welche ihm noch Paroli bieten konnte, damit vollendete sich auch der Aufstieg der Kriegerkaste, der Samurai, zu den politischen Machthabern.

Allerdings sollte es nicht lange Bestand haben. Nach Yoritomos Tod 1199 etablierte sich der Clan der (älteren) Hôjô, aus dem Yoritomos Frau stammte, als "Regenten" (=offizieller Verwaltungstitel) und übernahm Schritt für Schritt die politische Macht bis er 1219 praktisch die vollkommene Kontrolle hatten, auch wenn der jeweilige Shogun nominal noch ein Minamoto verblieb.
Somit ergab sich eine paradoxe Situation, die sich lange in Japan halten sollte: Nominell war das Oberhaupt des Staates der Kaiser sowie die Hauptstadt Kyôto, der tatsächliche Sitz der Verwaltung und Entscheidungen befand sich aber in Kamakura unter dem Shogunat der Minamoto, jedoch die wirkliche Macht befand sich nicht in der Hand der Shogune sonderen derer Regenten, dem Hôjô-Clan.
(Das Clan-Zeichen der Hôjô, die drei Fischschuppen ist ziemlich bekannt, und wird in Japan gern auch als Symbol in anderen Geschichten verwendet, für Gamer z.B. das Triforce aus Zelda).

Wichtige Vorfälle während der Kamakura-Zeit waren v.a. ein fehlgeschlagener Versuch des Kaiser Go-Toba die kaiserliche Herrschaft wieder zu etablieren, die erfolgreiche Abwehr der beiden Invasionen durch die Mongolen 1274 und 1281 und ein schweres Erdbeben in Kamakura in 1293.
Jedoch auch für die Hôjô kam das Ende und es folgte dem Beispiel des Beginns. Eine Allianz aus Kaiser Go-Daigo und dem Shogunats-Feldherrn Ashikaga Takauji, desillusioniert von der Regierung der Hôjô, besiegte die loyalen Shogunatstruppen mehrfach und nahmen schließlich Kamakura ein. 
Der letzte Akt war ein Massenselbstmord der Hôjô-Clanmitglieder bei ihrem Familientempel im Jahr 1333, bei denen sich fast 900 Personen getötet haben sollen, und sich der Clan damit selbst auslöschte. Gefolgt von massenhaften Selbstmorden ihrer Untertanen in der Stadt (angeblich bis zu 6.000, die Zahl ist allerdings umstritten), sowie dem Niederbrennen von Kamakura durch den Kaiser-loyalen Feldherrn Nitta Yoshisada.

Nach einem kurzen kaiserlichen "Interregnum" von nur drei Jahren (der Kenmu Restoration), in denen der Kaiser mit seiner Regierung, Entscheidungen und Dekreten die Samurai (und auch die einfache Bevölkerung) zunehmend verärgerte, marschierte Ashikaga Takauji gegen den Kaiser und dessen größten Unterstützer Nitta Yoshisada, besiegte sie und begründete das Ashikaga-Shogunat und die Muromachi-Zeit (benannt nach einem Bezirk in Kyôto, wo er seinen Sitz nahm).

Keine Kommentare: