und ich im "Kobe Wing stadium" (zur WM erbaut) um uns das Spiel des Stadtklubs Vissel Kobe gegen den Yokohama FC anzuschaun. Eins gleich vorweg: Der Vissel Klub ist nicht besonders gut. Sie spielen zwar in der ersten japanischen Liga (J-League 1), aber sind nur am 12. Platz von 18, und das ist auch noch ihre beste Platzierung seit Jahren. Na, jedenfalls waren wir am Samstag im Stadion, das mit 42.000 Plätzen halbwegs eine Größe hat, wobei es praktisch auch noch als reines Fußballstadion konzipiert ist (keine Laufbahnen etc.).
Gründungsdatum des klubs ist 1994, was aber nicht verwundert, da die meisten japanischen Profivereine erst in den 90er-Jahren entstanden sind, die J-League selbst gibt es erst seit ca. 1991. Davor waren es eigentlich alle Werksmannschaften, die in Amateurligen gegeneinander angetreten sind. Vissel war z.b. von der Gründung 1966 bis 1994 der Kawasaki Steel Soccer Club.
Der Rest sollte bei Wikipedia nachlesen zu sein, also zurück zum Spiel.
Das Stadion war ganz gut besetzt (auch wegen der guten Leistungen in dieser Saison), ausgenommen natürlich das Viertel mit den Auswärtsfans. Viele Leute sehen sich das Spiel in aller Ruhe an, ohne die Mannschaft wirklich lautstark zu unterstützen (liegt vielleicht an der japanischen Zurückhaltung) ausgenommen die Zuseher im "Supporter"-Viertel, das sind die wahren Fans (natürlich waren wir in diesem Teil).
Das Spiel selbst hat Vissel 3:0 gewonnen, und ohne den Yokohama-Tormann wäre es wohl 5:0 oder 6:0 ausgegangen, er war Yokohamas bester Mann.
Aber ich sag's euch ehrlich: Das Zuschaun hat fast physisch wehgetan. Beide Mannschaften haben echt so schlechten Fußball gezeigt, das fast unsere Liga oft noch besser ausschaut. Vor allem ist wieder ganz klar das typische Problem mit dem japanischen Fußball ins Bild gerückt: Keiner will schießen! Anstatt daß am Sechzehner ein Spieler abzieht, wird einfach immer nur weitergepaßt und versucht den Ball sozusagen ins Tor zu schieben. Angeblich hängt es wohl mit der Einstellung zusammen, daß das Team alles ist, und ein Spieler weder einem anderen Spieler den Ruhm stehlen, noch dem Team durch einen vergeigten Schuß vielleicht schaden will.
Das Nationalteam ist dank verschiedener ausländischer Trainer in dieser Beziehung besser geworden, aber man erkennt die Tendenz des "Zuviel-Passen" noch deutlich.
Hier einige Videos aus dem Stadion
Man beachte auch die Flaggen mit "gewissen" Farb-und Formkombinationen und mit eisernem Kreuz.
(Bei uns wär man wohl so schnell vorm Kadi wegen Wiederbetätigung, daß man gar nicht zum Schaun kommt)
Trotzdem ist Fußball im Vergleich zu Baseball wenig präsent in Japan. Im Sommer habe ich ein Spiel der Hanshin Tigers besucht, zwar auch kein sonderlich Wichtiges, aber es waren viel mehr Fans und eine viel aufgeheiztere Stimmung. Siehe hier:
Interessante (und lustige) Fakten/Meinungen über Japan:
Bei uns gelten Computerspiele größtenteils noch als Kinderspielzeug und Erwachsene, die Spieler sind, werden oft als etwas unreif angesehen. Hier ist man bereits weiter: Es gibt gezielt Aktionen für erwachsene Spieler und auch Personen jenseits der 30 sehen sich nicht als zu schade für Computerspiele an.
So saß gestern zum Beispiel neben mir im Portliner (der Zug zur Insel in der Bucht wo ich wohne) eine Geschäftsfrau (geschätztes Alter: 33) mit einem Nintendo DS Lite (im Prinzip ein Gameboy nur viel weiter entwickelt) und spielte, und die anderen Fahrgäste haben sie auch nicht mit merkwürdigen Blicken bedacht. Natürlich hat sie, der Höflichkeit entsprechend, den Ton ausgeschaltet.
Vielleicht sollte ich dauerhaft hierher ziehen?
Zudem die Playstation 3 hier für umgerechnet knapp 350 Euro statt 600 bei uns?